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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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Lederjacken und das Gesicht versteckt hinter großen Sonnenbrillen.«
    Sie sah jetzt wieder unruhig in alle Richtungen, musterte die Touristen, die durch die Gassen bummelten und drängte sich dichter an mich.
    »Ich kann nichts erkennen. Sie scheinen nicht da zu sein«, sagte sie.
    »Dann vergiss sie einfach und lass uns den Morgen genießen.«
    Oskar hatte das schon längst begriffen. Er zog freudig durch die Gassen, markierte Hausecken, Geländerpfosten und Baumstämme, wohl um seinen französischen Hundefreundinnen zu zeigen: Ich war hier, kommt, sucht nach mir.
    Die Fachwerkhäuser beim Maison des Tanneurs spiegelten sich im Kanal und erinnerten mich an meinen Notizblock, in dem ich sie exakt beschrieben hatte, als wäre ich erst gestern da gewesen.
     
    Irgendwann am späten Vormittag klingelte mein Handy. Isabell war am Apparat.
    »Hallo, wie geht es dir?«, meldete sie sich.
    »Gut«, antwortete ich. »Dir hoffentlich auch?«
    Darauf erwiderte sie nichts.
    »Der Kommissar hat angerufen. Er wollte wissen, wo du bist«, brach es aus ihr heraus.
    »Und? Was hast du ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit natürlich. Dass du nicht da bist. Ich konnte doch nicht lügen«, gab sie sich entrüstet, wobei ich das Gefühl nicht loswurde, dass sie dem Kommissar gern die vollständige Wahrheit gesagt hatte.
    »Du sollst dich bei ihm melden«, fügte sie dann noch hinzu.
    »Gut, das werde ich machen«, sagte ich. »Und sonst? Mit dir und den Kindern alles okay?«
    »Na ja, geht so. Wir freuen uns schon auf dich.«
    »Dann mach’s gut, bis Samstag«, verabschiedete ich mich. Ich war froh, dass das Telefonat vorbei war, und lächelte Melanie an.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Sie lässt mir keine Ruhe.«
    »Und was ist mit dem Kommissar?«, fragte Melanie.
    »Ich soll mich bei ihm melden«, sagte ich, »aber ich weiß nicht, ob ich das mache. So eilig wird es ja auch nicht gleich sein.«
    Ich erzählte Melanie von der Toten, Maria Oberwiesner aus München, bei der man meine Fotos gefunden hatte.
    »Und? Warst du in München?«, wollte sie wissen.
    »Eventuell früher einmal. Irgendwoher muss sie ja meine Bilder haben. Aber ich kann mich an nichts erinnern.«
    Die Leichtigkeit des Tages war plötzlich verflogen. Melanie sah mich besorgt an. »Vielleicht solltest du dich tatsächlich beim Kommissar melden«, meinte sie.
    »Ich weiß nicht«, zögerte ich. »Was ist, wenn er verlangt, dass ich zurückkomme? Eigentlich hätte ich mich bei ihm abmelden müssen, als ich nach Straßburg fuhr. Sich jetzt erst hinterher zu melden, bringt doch auch nichts.«
    Je länger ich allerdings wartete, desto mehr merkte ich, dass aus dem Tag nichts mehr werden würde, solange diese quälende Geschichte in der Luft lag. Also wählte ich um halb zwölf die Nummer von Rotfux.
    »König – aus Aschaffenburg«, sagte ich. »Ich soll mich bei Ihnen melden.«
    »Na endlich«, brummte Rotfux am anderen Ende der Leitung. »Sie hätten sich schon längst melden sollen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie Aschaffenburg nicht ohne mein Wissen verlassen dürfen.«
    »Tut mir leid«, antwortete ich kleinlaut. »Ich dachte, Straßburg – das ist doch nur ein Katzensprung.«
    »Katzensprung, Katzensprung«, fluchte Rotfux. »Darum geht es nicht. Wir haben Anhaltspunkte, dass Sie in großer Gefahr sind.«
    »In Gefahr?«
    »Ja oder glauben Sie, dass Sie per Zufall im Main gelandet sind? Haben Sie denn die Tage im Erdloch schon völlig vergessen?« Rotfux kochte vor Wut.
    »Was für eine Gefahr?«, fragte ich nach.
    »Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Nehmen Sie sich in Acht! Keine Frauenbekanntschaften, keine dubiosen Kneipen. Und kommen Sie so schnell wie möglich zurück und rufen bei mir an!«
    »Aber …«, wollte ich gerade fortfahren, doch ich hörte ein Knacken in der Leitung und wusste, Rotfux hatte verärgert aufgelegt.
    Enttäuscht steckte ich mein Handy wieder ein.
    »Und? Was hat er gemeint?«, fragte Melanie.
    »Ach, Mist«, fluchte ich. »Ich muss zurück und soll mich sofort mit ihm in Verbindung setzen.«
    Dann beugte ich mich ganz dicht zu Melanie, als ob ich ihr das größte Geheimnis der Welt verraten würde, und flüsterte: »Sie meinen, ich sei in Gefahr. Keine Frauenbekanntschaften, keine dubiosen Kneipen, sagte der Kommissar zu mir.«
    »Wenn der wüsste«, lachte Melanie leise. Sie legte ihren Arm um meine Hüfte und zog mich an sich.
    »Komm, ich bringe dich in Sicherheit. Wir gehen einfach in meine Wohnung.«
    Fast hatte ich

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