Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
beim Spiel sind, werde ich mir eine Blöße bei ihm nicht geben. Dabei könnte ich ihn leicht schlagen. Trevor ist ein ziemlich mieser Billardspieler.
„Ganz richtig. Ich mache mir schon in die Hosen vor Angst.”
Sarkasmus mag bei ihm nicht angebracht sein, weil man nie weiß, ob er es versteht, aber ich habe einfach keine Lust, mich noch länger mit ihm zu beschäftigen.
„Na dann …”
Er wirft mir einen letzten abfälligen Blick zu und verschwindet an den nächsten Tisch, wo er bereits ein neues Opfer entdeckt hat. Wieso Frauen auf Trevors „Charme” reinfallen, bleibt mir ein Rätsel.
Claire tippt mich an und nickt in Richtung Tür. Sofort stellen sich meine Nackenhaare auf und ein Propeller in meiner Magengegend droht abzuheben. Jared! Endlich … Er sieht aus wie immer, das schwarze T-Shirt, die Jeans, seine Boots. Äußerlich kann ich keine Veränderung feststellen. So gefällt er mir viel besser, als in den Klamotten von meinem Dad, in denen er sich höchst unwohl gefühlt hat.
„Entschuldigst du mich eine Minute?”
Claire nickt.
„Na logo.”
„Wenn Trevor sich nähert, trete ihn ans Schienbein, okay?”
Damit mache ich mich auf an den Tresen.
„Hey.”
Ryan reicht Jared das Geschirrtuch und wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor er schleunigst das Weite sucht. Ganz so, als wolle er nicht stören. Oder nicht zwischen die Fronten geraten. Noch bin ich mir da nicht sicher. Jared dreht sich zu mir, wirkt müde und genervt.
„Hi.”
Kurz warte ich, weil ich hoffe, er wird noch etwas mehr sagen, mich vielleicht aufklären wieso er sich nicht gemeldet hat. Aber Jared bleibt stumm und sieht mich abwartend an.
„Was kann ich dir bringen?”
So ungefähr muss sich eine Vollbremsung ohne Airbag anfühlen. Von 180 auf null. Ohne Vorwarnung. Ich blinzele kurz um sicher zu gehen, dass es sich nicht um einen Traum handelt. Oder um einen Scherz, dessen Pointe ich verpasst habe. Noch immer steht Jared vor mir, stützt die Hände auf der Bar vor sich ab und mustert mich abwartend.
„Ist das alles?”
„Lynn, hier ist die Hölle los. Also, was willst du trinken?”
Falls er sich nicht bewusst ist, wie sehr mich seine Worte, seine Art und seine Haltung verletzen, dürfte mein Gesichtsausdruck ihn jetzt darüber aufklären. Fassungslos starre ich ihn an.
„Das war’s also?”
Er zuckt die Schultern, als wisse er nicht, worüber ich sprechen würde, aber seine Augen verraten ihn. Dort spiegelt sich zu viel von dem wider, was er mit Mühe verbergen will. Sobald Jared mir näher als fünf Meter kommt, reagiert der Seismograf in meinem Inneren und deutet ein Beben an, das nicht unbemerkt bleiben kann. Ihm geht es nicht anders, das sehe ich.
„Okay, was habe ich verpasst?”
„Ich weiß nicht, was du meinst?”
„Erspar mir diesen Müll, Jared. Das habe ich nicht verdient.”
„Komm schon, Lynn, mach hier jetzt bitte keine Szene ...”
„Eine Szene? Ich mache eine Szene?!“
Er greift nach einem Glas und zapft Bier.
„Ich habe versucht, dich zu erreichen. Wo warst du?“
„Ich hatte eben viel um die Ohren.”
Unsere Blicke bohren sich in einander. Wartend. Bedrohlich.
„Wenn es dir nichts ausmacht – manche Leute müssen für ihr Geld arbeiten.“
„Weißt du was? Fick dich, Jared!”
So behandelt mich keiner! Auch er nicht. Ich bin niemand, den man mal eben so benutzt und dann wegwirft, wenn man mich nicht mehr braucht. Ich marschiere zurück zu Claire, die die Szene mit großen Augen verfolgt hat.
„Lass uns hier verschwinden.”
„Was ist denn los?”
„Keine Ahnung. Parker scheint ein Arschloch zu sein.”
Ich will nach meiner Jacke greifen, als mir jemand einen Queue hinhält: Trevor. Sein breites Grinsen zündet in meinem Kopf eine Handgranate, die jeden Kontakt zum Gehirn zersprengt. Ich denke nicht mehr nach, als sich meine Hand um das Holz des Queues legt – und ich die Herausforderung annehme. Claire wirft mir einen warnenden Blick zu. Ja, sie hat recht. Es ist eine dumme Idee. Eine sehr dumme Idee. Und damit ist sie perfekt.
Trevor stößt an und ich spüre Jareds Blick auf mir, der noch immer an der Bar beschäftigt ist. Dafür hat sich Ryan in unsere Ecke gestohlen und lehnt neben Claire an der Wand. So, als würde er die Rolle des Aufpassers übernehmen. Der Arme kennt mich nicht gut genug, um zu wissen, dass ich diese Art von Unterstützung nicht brauche. Habe ich nie, werde ich nie. Trevor hat bei den ersten Stößen mehr Glück als Verstand
Weitere Kostenlose Bücher