Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)
wissen?“
Ich schlucke die Schimpfworte, die ich ihm an den Kopf werfen will, und räuspere mich.
„Das heißt also, du und ich... wir...“ Ich schaue ihn an. Doch er macht keine Anstalten mir die Peinlichkeit zu ersparen. Okay, Kate. Frag. Frag ihn.
„Du und ich, was ?“
„Haben wir verhütet?“
In seinen Augen liegen die Gewitterwolken.
„Du denkst, wir hatten Sex ?“
„Hatten wir nicht?“
„Das wird dich jetzt vielleicht wundern, aber ich mag meine Frauen bei Bewusstsein .“
„Ja... Ich...“
„Ich ficke keine Alkoholleichen, Kate.“
Dieser Satz schlägt mir ins Gesicht. Er trifft mich wie eine Faust und ich gehe zu Boden. Dillen geht auf einen alten Dodge zu, der direkt vor dem Restaurant geparkt ist. Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, was er von mir denkt.
„Woher weißt du das mit dem Muttermal?“, rufe ich ihm mit zitternder Stimme hinterher.
„Katie, du hast dich vor mir ausgezogen ...“
Ich schlucke und schließe die Augen, weil ich ihn nicht länger ansehen kann. Während er ein abschätziges Geräusch macht und ich höre, wie er sein Auto aufsperrt, stehe ich nur da und versuche die Tränen so lange hinter meinen Lidern zu verstecken, bis er weg ist. Aber ich kann ihn nicht davon fahren lassen, ohne ihn noch einmal anzusehen. Als ich meine Augen aufmache, spüre ich sie heiß auf meinen Wangen.
Dillen steht regungslos neben der Fahrertür. So als würde ihn etwas davon abhalten, einzusteigen. Er schaut unvermittelt hoch. Als er die Tränen in meinem Gesicht entdeckt, ändert sich sein Blick. Und er trifft mich wie ein Projektil.
„Es ist nichts passiert“, sagt er leise. „ Gar nichts .“
20. Kapitel
Das Brummen neben meinem Ohr reißt mich aus meinen Gedanken und meine Nase aus Dillens Pullover. Ich lese den Namen auf dem Display und atme tief ein. Ein Teil in mir will nicht in die alte Welt zurück. Aber in der neuen habe ich auch nichts verloren. Ich stecke zwischen den Welten. Als wäre ich auf der Durchreise in meinem eigenen Leben. Ich vermisse die alte Welt. Aber es gibt kein Zurück. Vielleicht weil der wichtigste Teil für immer gegangen ist, ohne sich von mir zu verabschieden. Und trotzdem bringe ich es nicht fertig, Michelle schon wieder wegzudrücken. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich mich heimatlos fühle. Also trockne ich meine Tränen an Dillens Pulli, räuspere mich und gehe dran.
„Michelle?“
„Katie... endlich ...“
Ich höre den Vorwurf, auch wenn sie sich Mühe gibt, ihn zu verbergen. Und ich habe ihn verdient. Ich habe mich verhalten wie ein Arschloch. Wenn ein Elternteil stirbt, darf man sich so verhalten. Alle lassen einem plötzlich alles durchgehen. Für eine Weile.
„Ich hätte mich melden sollen“, sage ich gleich. „Aber ich...“ Ich seufze und suche nach den richtigen Worten. „Ich konnte nicht.“
„Ich weiß.“
Im Hintergrund höre ich vertraute Geräusche. Das Leben geht einfach ohne mich weiter.
„Wie ist Oceanside?“
„Nicht meine Welt...“
„Und Mrs. MacDougall?“
Ich rieche an Dillens Pullover.
„Ich glaube, wir würden einander gern im Schlaf ersticken...“ Ich höre Michelle grinsen. „Aber das müssen wir verschieben... sie ist übers Wochenende nicht da.“
„Frisches Botox?“
„Nein, Familienausflug zu irgendeiner Tante“, antworte ich lachend.
„Soll das heißen, du bist allein? Wieso sagst du nichts?? Ich wäre gekommen?!“
„Ich... das weiß ich... aber Andrew ist da.“
„Wer ist Andrew?“
Einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, Michelle alles zu erzählen. Aber ich weiß nicht mal, wie ich anfangen soll. Außerdem würde sie vermutlich der Schlag treffen. Michelle kennt die neue Katie nicht, und ich weiß nicht, ob ich will, dass sie von ihr weiß. Genau genommen will ich selbst nichts von ihr wissen.
„Bist du noch dran?“
„Ja, bin ich... Andrew ist mein Stiefbruder.“
„Und?“
„Was und?“
„Na, wie sieht er aus?“ Die Neugierde flackert in ihrer Stimme.
„Er sieht ganz gut aus...“ Das ist untertrieben. Andrew sieht verdammt gut aus.
„Also, wenn du das sagst, dann muss er echt toll aussehen...“
„Wieso interessiert dich das überhaupt? Du hast schließlich einen Freund...“
Schweigen.
„Ist irgendwas mit dir und Nathan?“
„Ist nicht so wichtig...“
„Michelle? Was ist?“
„Es ist nichts. Ehrlich, Katie, mach dir keinen Kopf.“
„Worüber soll ich mir keinen Kopf machen?“, frage ich und setze mich auf.
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