Make Love: Ein Aufklärungsbuch (German Edition)
hält sich der Mythos vom unversehrten Hymen als Beweis der Jungfräulichkeit in einigen Kulturen und führt sogar dazu, dass noch heute Frauen eine operative Rekonstruktion ihres Jungfernhäutchens vornehmen lassen.
Bei den meisten ist das Häutchen so entwickelt, dass es sich beim ersten Geschlechtsverkehr ohne größere Probleme und auch ohne zu bluten öffnet. Die Tatsache, dass das Häutchen bei jedem Mäd-chen unterschiedlich entwickelt ist, ist auch der Grund, warum bei jedem Mädchen das Schmerzempfinden beim ersten Sex anders ist. Manche spüren das Eindringen des Penis gar nicht, andere nehmen einen kurzen Schmerz wahr. Den kann man übrigens lindern oder ganz vermeiden, wenn man vorher regelmäßig den Scheideneingang mit den Fingern massiert und das Jungfernhäutchen so dehnt.
Die Klitoris
Wir haben ja am Anfang des Kapitels erklärt, dass die Grundausstattung eines Babys weiblich angelegt ist. Erst dadurch, dass männliche Hormone dazukommen, findet der Umbau zum Jungen statt. Aus diesem Grund sind sich weibliche und männliche Geschlechtsorgane ähnlicher, als viele denken. Denn die Klitoris und der Penis sind aus der gleichen Urform hervorgegangen. Auch die Klitoris liebt Streicheleinheiten, Druck und Rhythmus.
Der von außen sichtbare Teil der Klitoris besteht aus der Klitoriseichel und der Klitorisvorhaut und befindet sich oberhalb der inneren Lippen am Venushügel in sehr unterschiedlichem Abstand zur Vaginalöffnung. Das ist der Teil der Klitoris, den die meisten kennen. Aber in Wirklichkeit ist die Klitoris ein viel größeres Organ. Ihr Körper ist bis zu zehn Zentimetern lang und reicht bis weit in die Geschlechtslippen hinein: Der Klitorisschaft mit der Eichel krümmt sich und teiltsich in zwei lange Schenkel, die entlang des Schambeins verlaufen. Das ganze Ausmaß dieses Organs wurde zwar schon von früheren Anatomen beschrieben, geriet dann aber wieder in Vergessenheit, bis die Untersuchungen von Helen O’Connell 1998 ein ganzes System aus Nerven und Schwellkörpern nachwiesen.
Die Klitoris ist ein komplexes Organ und für viele Frauen ist die Klitoriseichel der wichtigste Stimulationspunkt, um zum Orgasmus zu kommen. Kein Wunder, denn sie ist sehr sensibel, nicht umsonst wird sie auch Kitzler genannt. Sie hat über 8000 Nervenendungen im Vergleich zu den ungefähr 2500 Nerven des Penis, ist also noch empfindsamer. Deshalb ist es gut, sie beim Sex behutsam zu behandeln. Also Jungs, tastet euch lieber sachte ran. Macht eure Finger mit Spucke nass, denn das macht die Berührung angenehmer. Fragt eure Freundin, wie viel Druck oder Reibung sie braucht, denn das ist von Frau zu Frau unterschiedlich.
Die Entdeckung der Klitoris Im 16. Jahrhundert ging man in der Medizin davon aus, die Klitoris sei so etwas wie ein verkümmerter, innerer Penis. Erst spät erkannten Wissenschaftlerinnen die wahre Bedeutung der Klitoris. Die Psychologin Josephine Lowndes Sevely veröffentlichte 1987 eine Studie, in der sie nachwies, dass die Klitoris keineswegs ein verstümmelter Penis, sondern vielmehr die Urform des Penis ist. Die Chirurgin Dr. Helen O’Connell hat außerdem die Klitoris zu ihrem Forschungsthema gemacht und sie erstmals Ende der 90er in ihrem Gesamtaufbau anatomisch korrekt beschrieben.
Wenn man bedenkt, wie weit die Wissenschaft heute ist, kann es schon als kleine Sensation bezeichnet werden, dass dieses zentrale Thema für die weibliche Sexualität erst seit so kurzer Zeit erforscht ist. Das hat nicht nur weitreichende Folgen für das Verständnis von weiblicher Sexualität, sondern auch ganz handfeste medizinische Konsequenzen: Erst jetzt weiß man, wo man bei Unterleibsoperationen schneiden darf und wo nicht, um nicht das innere Gewebe der Klitoris zu zerstören.
Prostata
Die Männer haben einen Sexknopf für Fortgeschrittene, die Prostata (siehe » Durch die Betten «). Und diesen Orgasmus-Turbo-Superknopf gibt es auch bei Frauen. Nimmt man es ganz genau, ist es kein Knopf, sondern ein aufregendes Gebiet, das noch gar nicht richtig erforscht ist und lange Zeit unter dem Begriff Parauthrealdrüse ein Schattendasein führte.
Der Anatom Renaldo Columbus berichtete zwar schon im 16. Jahrhundert über die weibliche Prostata. Und später im 17. Jahrhundertsetzte ein holländischer Arzt und Forscher diese Arbeit fort: Regnier de Graaf. Aber weil die Funktion der Prostata bis heute nicht vollständig geklärt werden konnte, wurde ihre Existenz in der Medizin lange ignoriert. Dank der über
Weitere Kostenlose Bücher