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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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»Ich erkenn Liebeskummer, wenn ich einen vor mir hab.«
    Ich sah ihn verdutzt an und lächelte, dann drehte ich mich zu Leandra um.
    »Und jetzt? Da stehen wir uns ewig die Beine in den Bauch, und er hat schon längst Schluss! Und ich war grade so in Stimmung . . .«
    »Wo könnte er denn sonst sein?«, überlegte Leandra.
    »Ach, überall! Vielleicht ist er zu Hause, oder er sitzt im Kino oder in irgendeiner Kneipe! Was weiß ich . . .« Ich schwankte zwischen Ärger und Verzweiflung.
    »Versuch’s doch noch mal auf dem Handy.«
    Ich drückte auf die Sven-Kurzwahltaste und wartete. Auch nach dem zehnten Klingeln ging keiner dran.
    Schließlich versuchte es Leandra nochmal in der WG, aber auch da ging keiner ans Telefon. Es war wie verhext. Machte er sich absichtlich unerreichbar? Dachte er, ich würde angekrochen kommen und heulend auf der Treppe vor seiner Wohnung warten, wenn es sein musste, die ganze Nacht?
    Da hatte er sich aber geschnitten. Ich musste morgen nach New York fliegen, und da brauchte ich meinen Schönheitsschlaf und das beste Nervenkostüm, das ich ergattern konnte! Das Äußerste, was ich mir jetzt noch leisten würde, wäre der Absacker in Leandras Hotelbar . . . sollte Sven doch bleiben, wo auch immer er war.

Ich hasse Wecker. Dieses unerbittliche Klingeln, egal, wie kurz oder lang die Nacht war. Ich hatte definitiv einen oder zwei Absacker zu viel gehabt und war erst um Mitternacht – also gerade vor ein paar Minuten – ins Bett gegangen.
    Aber er klingelte gnadenlos, sechs Uhr war sechs Uhr, und Wecker ticken eben so.
    Ich sprang aus dem Bett, als mir wieder einfiel, was ich heute vorhatte. Ich frühstückte nur, weil man etwas im Magen haben soll, wenn man fliegt; hauptsächlich trank ich Kaffee. Ich duschte und verbrachte weit mehr Zeit vor dem Spiegel als sonst. (Zu viel Make-up kann ich nicht leiden, das habe ich meiner immer einen Tick zuviel angemalten Mutter zu verdanken.) Deshalb musste ich einige Sorgfalt aufwenden. Ich checkte nochmal sämtliche Unterlagen – ja, sie waren da, ja, sie waren vollständig. Meinen Koffer hatte ich ja glücklicherweise schon gepackt, darauf hätte ich mich jetzt auch kaum konzentrieren können. Ich brauchte einen Großteil meiner Gehirnleistung, um nicht an Sven zu denken.
    Um Punkt acht drehte ich den Schlüssel meiner Wohnungstür um und wünschte meiner einsamen Grünpflanze auf dem Fensterbrett in Gedanken ein paar schöne Tage. Sie stand bis zum Hals im Wasser – das würde wohl reichen, hoffte ich.
    Ich fand mich sogar ziemlich professionell, wie ich im schicken Trenchcoat (hallelujah, dass ich da vor drei Wochennicht hatte widerstehen können!) und meinen schicken Wildlederstiefelchen ganz pünktlich zur U-Bahn stakste. Wenn ich mir jetzt noch ein Taxi hätte leisten können, wäre mein Glück perfekt gewesen – na ja, und wenn meine Beziehung nicht gerade flöten gegangen wäre. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken.
    Ich begnügte mich mit der U-Bahn, weil mir die Finanznöte meiner Mutter gerade noch rechtzeitig wieder eingefallen waren. Die ganze Aktion würde teuer genug werden, ohne dass ich schon vor dem Abflug fette Spesen machte. In New York würde mir ja nichts anderes mehr übrig bleiben, aber bis dahin übte ich mich in töchterlichem Verantwortungsbewusstsein. Eliane hatte mir freie Hand gegeben, aber durchblicken lassen, dass ihre Mittel begrenzt waren. Und da ich erstmal meine eigene Kreditkarte belasten sollte, nahm ich mir das zu Herzen.
     
    Zehn Minuten vor neun betrat ich die Haupthalle des Tegeler Flughafens, ziemlich stolz auf mich, weil ich so pünktlich war. Ich könnte in aller Ruhe ein souveränes Lächeln einstudieren, bis die anderen eintrudelten.
    Als ich mich unserem Treffpunkt, dem Zeitungsladen näherte, fiel mir auf, dass sich vor dem Supermarkt, in dem man für eine Kühlschrankfüllung seinen ganzen Monatslohn hinblätterte, ein ganzer Haufen Leute um ein wahres Koffergebirge herumtummelte; irgendetwas dort zog automatisch die Blicke der Vorübergehenden auf sich.
    Es sah aber auch zu komisch aus: Eine sehr rothaarige, sehr rundliche Dame gesetzten Alters lieferte sich einen Ringkampf mit einem Polizisten; ein zweiter Uniformierter und ein Flughafenwachmann sahen grinsend zu. Eine Angestellte des Supermarkts rang die Hände und zeterte unentwegt, und eine jüngere Frau lief wild gestikulierend zwischen all den Passanten hin und her, als würde sie um Hilfe bitten und überall abgewiesen. Ein paar

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