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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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sie genau genommen . . .«
    Während die Angestellte wieder die Hände rang, Frau Westerweg, ununterbrochen redend, ihre Taschen ausleerte und die Vertreter der Obrigkeit gemütlich dabei zusahen, näherte sich mir eine Frau Mitte vierzig – streng zurückgekämmte Haare, imitierte Chanel-Jacke und ein etwas verkniffener Zug um den Mund.
    »Frau Tessner, sehe ich das richtig? Leutberger. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, das war kein gelungener Einstieg. Sie haben meinen Kameramann umgerempelt und ihn verletzt. Haben Sie denn das gar nicht gemerkt?! Sie sind da in die Szene hineingestürmt wie . . .«
    »Verletzt? Aber . . . wieso denn?« Meine Gesichtsfarbe wies jetzt wahrscheinlich den satten Ton einer reifen Tomate auf.
    Frau Leutberger zog einen hageren Enddreißiger mit Pferdeschwanz heran, auf dessen Schulter die bereits erwähnteKamera ruhte, sein Gesicht hatte einen biestigen Ausdruck – ich konnte ihm das noch nicht einmal übel nehmen. Die Schramme, die seinen Hals zierte, war lang und bereits jetzt hässlich violett gefärbt. Bei dem Anblick wurde mir erst klar, was ich getan hatte: Ich hatte einem Kameramann ordentlich eine verpasst! Es war bloß der falsche gewesen. Irgendwie schämte ich mich und fühlte gleichzeitig eine Art perverser Befriedigung . . .
    »O Gott, das tut mir leid, ehrlich! Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte! Soll ich vielleicht . . . hier gibt es doch sicher eine Apotheke . . .«
    Frau Leutberger ließ ihren Angestellten gar nicht erst zu Wort kommen. Ihr Mund war eine dünne Linie, die Mundwinkel neigten gefährlich nach unten. »Es wird schon irgendwie gehen, aber – ich muss schon sagen! Ich bin ein bisschen in Sorge über den weiteren Verlauf der Unternehmung, wenn Sie überall einfach hineinspringen, ohne von Tuten und Blasen eine . . .«
    Jetzt mischte sich Mama Westerweg ein; sie hatte offenbar ihre Drops abgeliefert oder aber bezahlt und kümmerte sich jetzt um die nächste schlecht gelaunte Frau in der Umgebung.
    »Also halt! Nix da, nix da – kein Streit, bevor’s überhaupt losgeht, Frau Leuthäuser!«
    »Leutberger.«
    »Genau! Der Peter nimmt das nicht krumm, ne? Wir ziehen doch alle an einem Strang, oder nicht?! Und wollen, dass Matches Worldwide gut dasteht, und wir mit! Oder umgekehrt, haha! Na – sehen Sie, Frau Leuthäuser!« Alle Achtung, da hatte meine Mutter aber ganze Arbeit geleistet: Frau Westerweg identifizierte sich ja richtig mit der Firma. Ich sah sie dankbar an.
    Frau Leutberger schnaubte leise, sagte aber nichts mehr. Eine sportlich aussehende Frau mit einem bunten Tuch im Haar und einer Menge Taschen um die Schultern tupfte irgendetwasauf den Hals des Kameramanns – das musste Esther sein, die Tonfrau, Kameraassistentin und Materialwartin in Personalunion. Anscheinend war sie auf jede Eventualität vorbereitet. Was stellte sie sich an mit dieser Schramme! Der Kopf war ja noch dran. Vermutlich ging sie mit Peter ins Bett und interessierte sich daher für seine körperliche Unversehrtheit.
    Während sich Rainer und seine Kollegen unter viel Schultergeklopfe von den Westerwegs verabschiedeten, machten die Fernsehfritzen noch ein paar Bilder von der Halle – und auch von mir, wie verabredet.
    Ich gab mir Mühe. Ich lächelte, was das Zeug hielt, versuchte, meine Schokoladenseite in die Kamera zu halten und eine Menge toller Sachen zu sagen – alles, damit Frau Leutberger glücklich war. Trotzdem winkte sie nach wenigen Sätzen ab, als würde ich lauter Blödsinn von mir geben. Aber vielleicht hatte sie auch einfach genug Material.
    Der Kameramann würdigte mich keines weiteren Blickes. Esther konzentrierte sich auf ihre Gerätschaften, und die Westerwegs waren vollauf damit beschäftigt, ihr Koffergebirge auf vier verschiedene Trolleys zu laden.
    Ich fühlte mich einigermaßen beschissen. Ich hatte glänzen wollen, was mir bis jetzt nicht sonderlich gut gelungen war. Und außerdem war bezüglich des Teams die Anweisung meiner Mutter ganz eindeutig gewesen: Halt sie bei Laune!
    Ich seufzte leise und übernahm kommentarlos einen der Wagen – zu irgendwas musste ich ja gut sein.
     
    Wir begaben uns zum Counter, ließen die Sicherheitsfragen über uns ergehen und reihten uns dann mit den Bordkarten in die Schlange vor der Durchleuchtung ein.
    Mittlerweile waren wir völlig erschöpft (ich zumindest) – obwohl es noch nicht einmal 11 Uhr war. Selbst das fröhlicheGeplauder der beiden Westerwegs war verstummt. Irgendwie machte sich wohl bei

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