Make Me Gluecklich
eingestellt. Aus dem Computer hier rausgeholt, wissen Sie. Ich bin nicht mehr am Netz von Mr. Right; sie sagen, es sei zu aufwändig für sie.«
»Wie bitte? Was soll das heißen: zu aufwändig? Erfüllen die ihren Vertrag nicht mehr? Wie gleichen Sie denn dann die Karteien ab?«
»Ich gehe mit meinen Ordnern rüber. Es dauert immer ziemlich lang, bis wir durch sind; Katherine und ich sitzen bestimmt immer zwei bis drei Tage dran . . .«
»Also, das ist . . .!« Ich schnaubte. » Ohne Rechner?! Das ist ja . . .«
»Max sagt immer, ein Computer und ich, das ist eine › no go‹ -Beziehung.« Brooke lächelte wehmütig. »Aber ich glaube, das meint er ein bisschen scherzhaft.«
Ich ging zum Fenster, legte meinen Kopf an die Scheibe und schloss für einen Moment die Augen. Hinter mir wimmerte Brooke leise vor sich hin; sie tat mir auch noch ernsthaft leid, wo ich sie doch eigentlich sofort hätte feuern sollen. Aber eine Sechzigjährige mit Blutarmut feuern! Dafür war ich nicht ausgebildet worden, darauf bereitete einen keine Schule vor! Das fiel flach.
Ich konnte es mir noch nicht mal leisten, Zeit mit einem erneuten Anruf bei meiner Mutter zu vergeuden und ihr ordentlich was vorzujammern.
Fakt war: Wir hatten nur ein paar Vornamen auf einer rudimentären Liste aus Berlin – keine Nachnamen, keine Telefonnummern, keine Termine. Wir hatten einen Computer mit Totalausfall in New York – also keine Nachnamen, keine Telefonnummern, keine Termine. Wir hatten Samstagnacht in Berlin, also auch keine Hilfe vom Mutterbüro – ergo keine Nachnamen, keine . . . Und Eliane Tessner, die für das alles letztendlich verantwortlich war, lag vermutlich an irgendeinem Traumstrand auf Sansibar und ließ es sich gut gehen.
Ich seufzte tief, dann drehte ich mich um. »Fangen wir also ganz von vorne an«, sagte ich.
Brooke musste die Ordner aus den Regalen holen, die für uns von Interesse waren. Sie sollte schon einmal anfangen, die in Frage kommenden Männer herauszusuchen, während ich ins Wartezimmer schlich, um mich den Westerwegs und der Leutberger zu stellen. Ich durfte sie nicht länger warten lassen.
Nur leider wartete dort gar niemand. Es standen jede Menge leere Tassen und vollgekrümelte Teller herum, aber es war keine Menschenseele mehr zu sehen. Irritiert stakste ich wieder in den Eingangsbereich zurück.
In diesem Moment eilte die schöne Katherine auf mich zu. »Ah, Miss Tessner. Die anderen wollten sich ein paar Minuten die Beine vertreten – ich habe ihnen gesagt, ich würde Ihnen Bescheid sagen. Es schien mir unklug, sie aufzuhalten – habe ich das richtig gemacht?! Sie wurden ein bisschen ungeduldig . . .«
Ich schwankte zwischen Ärger und Dankbarkeit. Am liebsten hätte ich der Blonden ordentlich die Meinung gegeigt – von wegen aus dem Netzwerk rausschmeißen und mit Ordnern herumjonglieren! Aber ein Rest Vernunft in meinem Kopf sagte mir, dass ich damit nur meine Wut auf Brooke an der nächstbesten anderen auslassen würde. Obwohl es ja nicht unbedingt die Falsche träfe . . .
Ich bedankte mich flüchtig und eilte zum Aufzug. Vielleicht konnte ich sie noch einholen, um ihnen mitzuteilen, dass sie gar nicht mehr zurückzukommen brauchten, sondern sich gleich ins Vergnügen stürzen konnten: shoppen, bummeln, Kaffee trinken . . . Mir würde das nicht vergönnt sein.
Die Halle im Erdgeschoss war verlassen – bis auf zwei Gestalten am Empfang, die ich so dort nicht erwartet hätte: Denise und der Doorman. Die beiden plauderten angeregt miteinander.
»Äh . . . Denise? Was machen Sie denn hier?«, fragte ich ein bisschen dämlich.
»Wir unterhalten uns!«, antwortete sie fröhlich. »Raoul hat mir von seiner Freundin erzählt, wie er sie kennengelernt hat auf dem Riesenrad! Das finde ich richtig romantisch; stellen Sie sich mal vor, sie saß in ’ner anderen Gondel und hatte furchtbare Angst! Und er hat sie beruhigt und die ganze Fahrt lang für sie Lieder gesungen und Geschichten erzählt! Von Gondel zu Gondel! Ist das nicht süüüß ?!«
»Ja, wirklich«, sagte ich eilig. Für Raouls Probleme hatte ich, ehrlich gesagt, im Moment keinen Kopf. »Denise, können wir eine Sekunde reden? Die anderen sind ja wohl unterwegs . . .«
Denise winkte Raoul herzlich mit ihrer kleinen rundlichen Hand zu. » Ssiii you later !«, zwitscherte sie. Der Doorman lächelte unter seinem struppigen Schnauzer.
Während ich mit ihr ein paar Schritte zur Seite trat, versuchte ich, den Wirrwarr in meinem Kopf
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