Make Me Gluecklich
und nie ein Foto abgegeben zu haben. Vielleicht hatte meine Mutter sie sich nur ausgedacht!
Oder aber Brooke schmiss ihre Namen durcheinander oder hatte sie aus Versehen in den Frauenordnern abgeheftet. Das schien mir ein wenig wahrscheinlicher.
Aber wie auch immer, wir fanden sie nicht mehr. Jetzt saß ich da und musste genau das tun, was ich in Berlin so vehement abgelehnt hatte: selbst Jungs für Denise raussuchen.
Ich gab mir Mühe. Die Folien meiner Mutter legte ich allerdings ziemlich schnell zur Seite; ich kam mir vor wie eine Chemielaborantin, wenn ich nach dem bunten Kurvenverlauf auf Plastik gehen sollte. Ich beschloss, rein intuitiv vorzugehen: Wie sah er aus? War er auch nicht zu groß, zu klein oder zu dünn für Denise? Hatte er was auf dem Kasten/dem Bankkonto? Was machte er in seiner Freizeit? Konnte man sich Denise als seine Partnerin vorstellen?
Wäre ich nicht so unter Zeit- und Erfolgsdruck gewesen,hätte es beinahe Spaß gemacht. Es war eine Mischung aus Schach und Schicksal spielen, irgendwie lustig.
Was mich immer wieder auf den Boden holte, war der klägliche Zustand von Brookes Ordnern. Diese Dinger mit den hübschen lila Aufschriften waren chaotisch angelegt und voller überalterter Informationen und drohten, bei der leisesten Berührung auseinanderzufallen und ihren gesamten Inhalt auf dem Fußboden zu verteilen.
Bei dem einen oder anderen Typen aus diesen Ordnern hatte ich den Verdacht, er könnte vielleicht noch aus dem letzten Jahrzehnt sein und Brooke hätte vergessen, ihn auszumustern. Dazu passte, dass einige der Kandidaten einfach nicht mehr unter den aufgeführten Telefonnummern erreichbar waren, die Brooke schon mal anrief.
Der Computer half uns bei der Sache auch nicht weiter. Er verweigerte vollends den Dienst und spuckte nicht die kleinste Adresskartei oder Telefonnummernliste aus. Brooke seufzte leise vor sich hin und gestand, dass er immer wieder solche Aussetzer hatte, gegen die sie nicht ankam. An Wochentagen bat sie dann bei Mr. & Mrs. Right um Hilfe; die hatten einen jungen Mann an der Hand, der sich mit Computern auskannte. Er verzog zwar jedes Mal das Gesicht, machte sich dann aber an die Arbeit und hatte die Teufelsmaschine nach einer halben Stunde wieder hingebogen. Brooke brachte dem jungen Mann jedes Mal einen Donut mit, wenn sie Mittagspause machte, weil er doch so nett war.
Aber heute war der junge Mann natürlich nicht da, und wir mussten alles per Hand machen.
Es war schon nach 14 Uhr, als endlich alles stand.
Wir hatten für den nächsten Tag zwei der Männer erneut aufgetrieben, die meine Mutter ausgesucht hatte. Einen weiteren hatte ich ausgewählt, einen Informatik-Studenten kurz vor dem Abschluss. Er hatte auf den Fragebögenund Fotos einen richtig guten Eindruck gemacht. Als Brooke dann mit ihm telefonierte, jammerte er lauthals über zu anspruchsvolle New Yorkerinnen und war begeistert, endlich ein nettes deutsches Mädchen zugeführt zu bekommen.
Für den Abend standen Gott sei Dank jetzt auch zwei dates : Greg und Matthew.
Greg hatten wir erwischt, als er gerade von der Frühschicht als Parkhauswächter nach Hause kam; das war sein zweiter Job neben der Stelle als Physiklehrer an einer Highschool. (In Brookes Unterlagen stand allerdings, dass er Physikprofessor an einem College war!) Greg war 31 Jahre alt und sehr häuslich, was mir für Denise gefiel. Auf dem Persönlichkeits-Fragebogen hatte er ein paar sehr charmante und witzige Antworten gegeben, sodass ich bei seinem Foto ein Auge zudrückte – ein bisschen zu blass, ein bisschen wenig Haar. Aber Charme und Intelligenz machten das ja wohl wett, oder?!
Greg sagte zwar, er sei eigentlich bei der Agentur abgemeldet, aber wenn wir ihn trotzdem wollten, dann würde er sich natürlich nicht sträuben. Wir wollten ihn.
Bei der Erwähnung von Fernsehaufnahmen wurde Greg etwas nervös, strich aber doch nicht die Segel. Um 18 Uhr würde er mit einer Rose im Knopfloch im »King’s Pub« in der 39. Straße auftauchen.
Für halb neun hatten wir Matthew in den »Khungzu Palace« in SoHo bestellt.
Nicht gerade meine allererste Wahl – er war schon 36 und Immobilienmakler, na ja. Aber er sah nicht schlecht aus und war wie Denise an »Reisen« und »Essen« interessiert. Außerdem passten laut der berühmten Folie meiner Mutter seine und ihre Profile ziemlich gut zueinander (obwohl ich mittlerweile meine Zweifel hatte, ob Brooke die Linien richtig gezogen hatte).
Blumen als
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