Make Me Gluecklich
kritischen Blick zu. Was war denn da los – die beiden waren doch bisher ein Herz und eine Seele gewesen?!
»Die Denise und ich – also einig sind wir uns bei der Tatsache, dass bisher nichts Richtiges dabei war. Aber dann ist auch schon Ende, ne, Denise? Ich persönlich hätte ja gedacht, wir kriegen Ärzte oder Anwälte. Wo sind denn die? Oder einen von der Uno, mein Günter meint immer, so einer bei der Uno, datt wäre doch mal was. Hier ist doch gleich die Uno, oder, das kann doch nicht so schwer sein! Ihre Mutter hat sie uns doch angekündigt, solche Männer.«
»Mama . . .«
»Ja, ich weiß schon, Denise. Die Denise achtet jetzt nicht unbedingt so auf den Beruf, sie ist ja auch noch jung, aber – auch für sie war ja nix dabei! Sie sagt, es macht einfachnicht Klick, na, Sie wissen schon. Und jetzt fragen wir uns natürlich, warum es nicht Klick macht? Und warum kein Arzt kommt?!«
Aus dem Augenwinkel sah ich die Kamera. Ich schluckte. Natürlich durfte ich Biggy gegenüber nicht mein Herz ausschütten, auch wenn ich das gerne getan hätte; wir wurden beobachtet. Außerdem war Denises Mama – trotz aller Herzlichkeit und Direktheit – doch von einem altmodischeren Schlag. Gefühle waren wichtig, ja, aber noch mehr das Einkommen und der gesellschaftliche Status. Erstaunlich, dass Denise am Anfang, als ich sie kennenlernte, noch genauso gedacht zu haben schien, und jetzt nicht mehr.
»Frau Westerweg . . .«
»Biggy!«
»Biggy. . . es tut mir sehr leid, wenn Sie bisher nicht zufrieden waren, wirklich! Aber statistisch gesehen ist es immer so, dass Sie sechs bis acht Kontakte brauchen, bis dieser Klick kommt – mindestens! Man darf die Flinte nicht zu früh ins Korn werfen! Aber . . . na ja, wie soll ich es sagen? Der Beruf eines Mannes ist nicht automatisch die Garantie dafür, dass eine Beziehung etwas wird, verstehen Sie? Ich meine – man kann auch mit einem Lehrer glücklich werden, oder?! Oder mit einem Schneider, oder sogar mit einem – einem Makler, theoretisch! Wenn die Gefühle stimmen!«
»Schön gesagt, Nora, sicher. Aber einen Lehrer finden wir ja auch im Rheinland, da brauchen wir doch nicht nach New York, oder? Das war doch gerade der Grund für hier, das Internationale und die vielen Männer, die was Besseres sind! Datt brauchen wir doch nicht zu verschwiemeln, dass uns die schon interessieren, was, Denise?!«
Denise sah auf ihren Teller.
»Man soll sein Geld auch zu Geld tun, sagt mein Günterimmer, wenn es denn geht zumindest. Irgendwie muss ja auch wieder reinkommen, was uns der Spaß hier kostet, ne?!« Biggy lachte ein bisschen, aber ich konnte sehen, dass ein Funken Ernst dabei war. »Hier zum Beispiel – hier sieht es zumindest schon gut aus! So haben wir uns datt vorgestellt, jetzt fehlen nur noch die richtigen Männer dazu!«
Ihre Geste umfasste das gesamte schicke Café, in dem wir saßen. Es war voll hipper, teuer gekleideter Leute, die vor Beginn der Vorstellungen in den Broadway-Theatern eine Kleinigkeit aßen oder einen Drink nahmen. Es war kein einziger dabei, der keine wichtige Miene machte und dessen Frisur nicht mindestens hundert Dollar gekostet hatte.
Ich nickte und wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Finden Sie Denise schwer vermittelbar, Frau Tessner? Sind Ihre anderen Kundinnen schneller zufriedengestellt worden?«
Diese Nervensäge Leutberger. Hätte ich mich nur nie, nie auf die Sache mit dem Fernsehen eingelassen! Jetzt war es also so weit: Sie fing an, nach Problemen zu wühlen wie ein Schwein nach Trüffeln. Doch ihr Stänkern gab mir seltsamerweise Kraft.
»Aber nein!«, flötete ich. »Das ist schon eine seltsame Frage! Denise ist so ein tolles Mädchen, charmant und gutaussehend und alles – ich wüsste niemanden, der leichter vermittelbar wäre! Aber bei der Partnerwahl spielt eben auch immer das Schicksal mit, und das geht manchmal unerforschliche Wege! Da braucht man ein bisschen Geduld, ein bisschen Flexibilität und auch ein bisschen Glück! Aber das kriegen wir schon hin, das mit dem Glück!«
Ich lächelte ein Gewinner-Lächeln und war ein bisschen stolz darauf. Das hätte meine Mutter auch nicht besser hingekriegt, eine solche Antwort.
Aber trotzdem war die Stimmung irgendwie gedämpft, als wir wieder auf die Straße traten. Es war sieben Uhr abends, und eigentlich hatten wir wohl alle gedacht, wir wären heute länger beschäftigt . . . wir würden zusammenhocken und mit Denise die schwierige, aber aufregende Frage wälzen,
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