Make Me Gluecklich
nicht mehr real waren. Was hatte ich mich in den letzten Tagen verausgaben müssen, um das hier durchzupauken?! Wow, was alles möglich war . . .
Von meinem Platz unter dem Pflaumenbaum sah ich, wie Brooke jemanden in den Garten führte. Noch ein unerwarteter Gast?
Da läutete mein Handy, und ich zuckte erschrocken zusammen. Es war, als würde mich jemand zurück in eine Welt voller Probleme zerren.
»Nora, Schätzchen?!« Es war meine Mutter. Es musste mitten in der Nacht sein in Afrika, und trotzdem rief sie an.
»Schläfst du denn nie?«, fragte ich.
»Wir reden hier immer stundenlang, wenn im Resort Ruhe eingekehrt ist, und das ist erst nach elf der Fall! Erwin kriegt man bis dahin nicht zu fassen, und Xenia will danach immer genau wissen, was Erwin gesagt hat!« Meine Mutter seufzte tief, genau wie ich vorhin. »Na ja. Ich glaube, es gibt einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Vorhin hat sie ihn zum ersten Mal nicht mehr ›Arschloch‹ genannt.«
»Die äh . . .?« Ich brauchte einen Moment, bis ich wusste, wovon sie redete.
»Die Zumhorstens, genau! Der Grund dafür, warum du jetzt überhaupt in New York bist. Aber kurz noch, Schätzchen, bevor ich hier wirklich ins Bett kippe – wie ist der Stand bei euch? Wie lief’s heute?«
Ich berichtete knapp, dass sich Denise zu einer eher mäkeligen Kundin entwickelte und sogar hin und wieder andererMeinung war als ihre Mutter. Dass die Männer bislang alle nicht bei ihr angekommen waren und dass ich für morgen nur einen hatte, weil ich nicht mit einer solchen Versagerquote gerechnet hatte. Dass ich nicht wüsste, wie lange ich die Leutberger noch ruhigstellen und ihr vorgaukeln konnte, alles liefe ganz normal.
Meine Mutter schwieg nachdenklich, aber natürlich nicht lange.
»Pass auf, Nora, wir machen aus der Not eine Tugend, das ist der Plan! Wenn es nicht normal läuft, liefern wir ihnen einen guten Grund dafür – der mit uns nichts zu tun hat, darauf kommt es an! Egal, wie es nun wirklich war – wir müssen aus Max den Schuldigen machen. Und er hat ja wirklich was auf dem Kerbholz, stimmt’s?! Der Tenor muss sein, was wir alles für unsere Kunden tun! Du gehst morgen zum Anwalt, gleich in der Früh. Und parallel dazu ziehst du noch mal alle Register, um Don zu kriegen. Er ist der Beste, er ist unser Kronjuwel! Steven für morgen ist gut, aber wenn du dann noch Don präsentierst, können alle nur noch den Hut ziehen! In einer schwierigen Situation solche Männer – das wird die Leutberger dann denken, verstehst du?!«
Ich schloss die Augen. Wie war ich bloß in diese Situation geraten?
»Und halt, Nora, ein Letztes noch: Halt sie bei Laune! Red dir den Mund fusselig, lad sie zum Essen ein, leg ihnen eine Rose zum Frühstück neben die Teller! Versprich ihnen den Himmel auf Erden! So geht das, Schätzchen, verstehst du?!«
Ich seufzte tief und vernehmlich. »Und wenn er nicht kommt, der Himmel?«
»Das wird er aber. Der Mensch will daran glauben, und dann kommt er auch! Man muss ihn nur erkennen , wenn er vor der Tür steht, verstehst du?!«
Vielleicht hatte sie recht, meine eitle, spießige, um sichselbst kreisende Mutter. Es kam darauf an, richtig zu sehen – den wunderbaren, liebevollen und geistreichen Mann in Greg, zum Beispiel. Oder den kraftvollen, weltgewandten Mann in Peter, so wie ihn vielleicht Esther sah, oder Biggy Westerwegs ominösen Günther, der immer die richtigen Ratschläge hatte, auch wenn er meilenweit entfernt war . . .
Ich versprach meiner Mutter, mich zu bemühen, und wunderte mich gleichzeitig darüber, dass ich ihr nicht einfach alles vor die Füße schmiss und auf Matches Worldwide pfiff. So war das ja alles schließlich nicht ausgemacht gewesen – betrügerische Partner und abstürzende Computer, Anwälte und verlorengegangene dates . . .
Wir legten auf, und ich kehrte zurück zu den anderen, um mir noch ein Bier zu gönnen. Irgendwie war mir, als hätte ich mir eins verdient.
Als ich wieder ins Licht trat, glaubte ich für einen Moment, in den falschen Film geraten zu sein. Da standen Denise und der Doorman aus der Fifth Avenue und plauderten angeregt miteinander! Ich kniff die Augen zusammen, aber sie waren immer noch zu sehen, direkt neben den zwei Stufen, die zu Rafs Veranda hinaufführten.
Brenda wackelte gerade an mir vorbei, unter der Last eines riesigen Topfes mit Eiskrem fast schwankend. Sie lachte, als sie meinen Blick sah.
»Raoul wohnt auch nicht weit von hier – er hat gerade seinen Hund
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