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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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sehr gedämpft. Ob das an den zwei altersschwachen Pflaumenbäumen lag, die den kleinen Garten zierten, an dem etwas kümmerlichen Rasen oder der ungeordneten Reihe von Schuppen, Mauern, Häusern und anderen Gartengrundstücke, die sich hinter einem wackligen Maschendrahtzaum am Ende des Rasens abzeichnete, war nicht zu sagen.
    Hinter dem Haus gab es eine Veranda, die überdacht war und auf der ein riesiger rauchgeschwärzter Grill stand – offensichtlich ein viel genutztes Haushaltsgerät.Rafs Frau Brenda trat gerade aus der Tür, eine gigantische Schüssel Kartoffelsalat in den Händen. Sie stellte sie auf einem großen runden Metalltisch auf dem Rasen ab und eilte herbei, um uns zu begrüßen.
    Während wir uns gegenseitig vorstellten, fiel mir wieder ein, dass es sich ja um jene Brenda handelte, die den Tumor ihrer Katze mit Eiswürfeln geheilt hatte. Ich hatte ganz vergessen, dass sie Brookes Schwester war. Sie war klein wie ihr Mann, aber viel runder als Brooke; nur das braune Haar und die geschwungene Form der Augen erinnerte an das fragile Wesen aus dem Matches -Büro.
    »Brooke kommt auch gleich noch«, berichtete Brenda, während sie die Schüsseln auf dem Tisch herumschob, um für das Bier Platz zu machen, das wir mitgebracht hatten. Biggy hatte darauf bestanden, unterwegs kurz anzuhalten, damit wir nicht mit leeren Händen kamen.
    »Woher haben Sie so viel Essen, so kurzfristig?«, staunte ich. Es gab Kartoffelbrei, Maiskolben, grünen Salat und eine Menge kleinerer Schälchen mit Speisen, die ich nicht sofort identifizieren konnte. Raf stand bereits auf der Veranda und hantierte mit einer enormen Platte roher Steaks und Hamburger vor dem Grill herum.
    »Das ist nicht besonders viel«, versetzte Brenda. »Sie sollten sehen, wie viel ich mache, wenn Rafs italienische Verwandtschaft aus Flushing kommt! Hier gibt’s abends öfter mal Überraschungsgäste, deshalb haben wir immer was im Haus. Außerdem kann Raf nicht leben ohne Grill; Sie sollten hören, wie er jammert, wenn’s im Januar dann wirklich nicht geht, weil der Schnee meterhoch auf der Veranda liegt! Dann grillt er im Haus, ohne Rücksicht auf Verluste.« Sie strich sich seufzend über die wohlgerundete Hüfte und ging hinein, um weitere Schüsseln zu holen.
     
    Die Stimmung war entspannt; alle hatten sich gesetzt, tranken Bier und blinzelten in den dunkel gewordenen Himmel, über den die Lichter der Scheinwerfer zuckten wie die Landefeuer außerirdischer Besucher. Es war warm für einen Oktoberabend, und der angenehme Geruch der brutzelnden Fleischstücke auf dem Grill verbreitete sich im Garten. Brenda und Raf unterhielten jeden, der sich nicht zurückzog, mit Anekdoten über ihre riesige italienisch-jüdische Familie.
    Kurze Zeit später kam Brooke, die nur ein Haus weiter wohnte, wie sich herausstellte. Sie hatte Stanislaus Gerber, einen Nachbarn und guten Freund mitgebracht, der, wie er uns sofort mitteilte, schweizerische Vorfahren hatte, die vor hundert Jahren über Polen in die Neue Welt gekommen waren – oder so ähnlich, ganz genau wusste man es nicht mehr. Jedenfalls hielt er sich für einen Europäer und war stolz darauf; er setzte sich bald zu Biggy auf die Veranda und berichtete ihr ausführlich von seinem Eisenwarenladen, den er vor zwei Jahren aufgegeben hatte, nachdem er zum fünften Mal überfallen worden war. Die beiden gingen ganz in ihrer Unterhaltung auf, und mir fiel wieder ein, dass der verstorbene Herr Westerweg ja Schrotthändler gewesen war, daher vielleicht das gemeinsame Interesse an Metallen.
    Peter, Esther, die Leutberger und Raf hockten am großen Tisch und redeten. Denise und Brooke waren hineingegangen, weil Brenda ihnen etwas in der Küche zeigen wollte, und ich schlenderte langsam durch den hinteren Teil des Gartens, der ein wenig im Dunkeln lag.
    Irgendwie krass, dieses unerwartete Eintauchen in eine völlig fremde Welt. Es war eine Sache, in Manhattan durch die Straßen zu flitzen – aufregend, aber touristisch. Hier in Queens zu sitzen, im Hinterhof irgendwelcher total normaler, nicht besonders wohlhabender New Yorker, war etwas vollkommen anderes. Es hatte beinahe etwas Surreales,als wäre man kopfüber in eine neue Realität gesprungen. Als wäre alles möglich . . . Sogar die Leutberger und ihre zwei Gesellen schienen das zu spüren; sie hatten ihre Kamera nicht mal angerührt.
    Ich seufzte. Mein kleiner Buchladen in Berlin, meine kleine Wohnung in der Vorbergstraße waren so weit weg, dass sie fast

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