Make Me Gluecklich
des Alleinseins. Es war der reine Zufall, dass sie gleichzeitig bei mir landeten, ich musste gar nichts tun – die beiden liebten sich von der ersten Sekunde an. Sie strahlten innerlich, wie zwei Glühbirnen, die man ahnungslos anknipst und dann feststellt, dass sie aus unerfindlichen Gründen zusammengeschaltet sind. Ein einziger Stromkreis, verstehen Sie?« Er sah mich immer noch nicht an. » Dafür betreibe ich mein Geschäft – nicht, um möglichst vielen Leuten möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Joe und Edna haben ganz normal bezahlt – ich verdiene mein Geld damit, ich handle nicht aus reiner Passion! Aber ich stehle meinen Geschäftspartnern keine Kunden. Ich ziehe die Leute nicht über den Tisch, um möglichst viel abzusahnen. Ich wünschte, das würden Sie erkennen. Und ich hatte gedacht, Ihre Mutter wüsste das auch.«
Ich schluckte, plötzlich betreten. Erstaunt stellte ich fest,dass ich den dringenden Wunsch verspürte, ihm zu glauben – eine Art unerwarteter Sicherheit, dass er die Wahrheit sagte, dass er die Datei nicht geklaut hatte und nicht vorhatte, meine Mutter und Matches zu betrügen . . .
Weil er schwieg und ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, murmelte ich: »Irgendwie kamen mir die beiden bekannt vor, ich weiß nicht, wieso . . .«
»Sie haben ihr Foto in der Agentur gesehen. Im Flur, auf dem Weg nach hinten.«
Es dämmerte mir sofort. Das beleibte Paar vor dem FRUIT & VEGETABLES-Schild – natürlich, das war Edna vor einigen Jahren!
»Die beiden haben aber ziemlich abgenommen«, sagte ich nachdenklich.
»Joe ist kurz danach sehr krank geworden. Zwei Jahre lang hat Edna an seinem Bett gesessen und gleichzeitig den Laden geschmissen. Sie hat mit ihm zusammen abgenommen, und sie hat die Zeit mit ihm zusammen überstanden.«
Ich seufzte. Es war eine schöne Geschichte – eine von diesen Liebesgeschichten, nach denen wir uns insgeheim alle sehnen. Ich bemerkte plötzlich, dass Brannigans dunkle Augen auf mir ruhten. Anstatt eilig woanders hin zu sehen oder eine unnahbare Miene aufzusetzen, erwiderte ich seinen Blick.
Irgendetwas lag darin, das mich ganz nervös machte, das ich aber nicht deuten konnte. Wie schrecklich fand er mich? Und wieso sah er mich so an? Ich schluckte. Mein Blick wanderte tiefer, zu seinem klar geschnittenen Mund. Plötzlich merkte ich, wie dicht wir nebeneinandersaßen. Da war wieder dieser Geruch, den ich aus seinem Büro kannte – der schwache Duft von Zimt und Leder. Ich spürte, wie mir aus unerfindlichen Gründen der Schweiß ausbrach. Sein Blick ließ mich nicht los.
In dieser Sekunde wurde die Tür des Taxis aufgerissen,und eine weibliche Stimme quengelte in höchsten Tönen: »Gott sei Dank, Max! Wir dachten schon, du wärst . . . na ja, es wäre irgendwas passiert!«
Wir schauten in das bleiche, sorgenvolle Antlitz der schönen Katherine.
Ich schüttelte mich innerlich. Was war das denn gerade gewesen, dieses seltsame Gefühl? Strahlte vielleicht die Pastrami irgendwelche Lockstoffe aus, die einem das Gehirn vernebelten?!
Mit Mühe rappelte ich mich aus dem Fond, die schwere Rinderbrust im Arm. Brannigan war längst auf der anderen Seite herausgesprungen, wurde bereits von seiner blonden Assistentin befingert und dachte anscheinend nicht im Traum daran, mir mit dem Fleischberg zu helfen.
»Wo wart ihr denn?! Wir haben überall gesucht! Der Doorman hat Stein und Bein geschworen, dass ihr nicht an ihm vorbeigekommen seid!«
Brannigan murmelte irgendetwas vor sich hin und würdigte mich keines Blickes. Langsam wurde ich ein bisschen sauer.
Katherine jammerte weiter. »Aber das ist ja gar nicht der Punkt! Die Dame vom Fernsehen ist auch weg, das ist es! Habt ihr sie gesehen? Hat sie euch gefunden?«
»Wie bitte?«, fragte ich. »Meinen Sie Frau Leutberger?«
»Ja, natürlich, Ihre Regisseurin!«
»Aber . . .«
Wir standen mittlerweile in der Eingangshalle, und plötzlich tauchten aus mehreren Richtungen gleichzeitig Leute auf, als hätten sie in der Kulisse ihr Stichwort gehört. Brooke eilte händeringend von der Rezeption herüber, Biggy und Denise im Schlepptau. Im linken Flur, der in andere Bereiche des Gebäudes führte, erschien Peter, der ohne Kamera irgendwie nackt aussah. Unmittelbar darauf öffnete sich die Aufzugtür, und Esther trat zu uns.
Es dauerte eine Weile, bis alle berichtet hatten, was passiert war:
Nachdem Brannigan mich in den Aufzug gezerrt hatte, hatte die
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