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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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sich alle vorgenommen, heute einen Urlaubstag einzulegen. Mir war nicht danach zumute. All meine Phantasien, cool und lässig in Manhattan herumzuschlendern und mir Klamotten zu kaufen, hatten sich irgendwie in Nichts aufgelöst. Ich ahnte, dass ich es später bereuen würde, aber ich beschloss trotzdem, ins Büro zu fahren.
     
    In der Fifth Avenue hörte sich Brooke die ganze Geschichte des gestrigen Abends an und ging richtig mit; sie ächzte und quietschte an den richtigen Stellen, war aber gar nicht erstaunt, als ich die Katze Raoul aus dem Sack ließ.
    »Sein Blick war wie Schokolade«, sagte sie verträumt.
    »Wie bitte?«
    »Vorgestern Abend, bei Brenda und Raf. Ich habe Raouls Blick gesehen – Sie nicht?! Er hat das Mädchen so angesehen, wie Schokolade eben. Ich glaube nicht, dass ihre Mutter Glück haben wird . . .«
    »Glück?«
    »Wenn sie glaubt, Shopping und ein Tag Abstand würden Denises Gefühle ändern, dann irrt sie sich. Abgesehen davon, dass sich die beiden ja heute sehen . . . das wird das Feuer weiter anfachen, jede Wette.«
    Ich starrte sie an. Brooke wusste ja gut Bescheid! War das ihr vielgerühmtes Gespür? Konnte sie voraussehen, was die Leute fühlen würden?
    Jedenfalls stellten wir fest, dass wir in der gegenwärtigen Situation nicht viel tun konnten. Es war jetzt wohl Schicksal, was weiter passierte – ich konnte nicht losziehen und Denise irgendwo anschnallen, um ihr weitere Männer vorzuführen. Wollte ich auch nicht.
    Brooke und ich zogen, was die Firma anging, nochmal Bilanz der letzten Tage. Negativ war, dass wir für Denise nicht gepunktet hatten; in Anbetracht der TV-Dokumentation war das sogar sehr schlecht. Die Pannen zu Beginnhatten wir auch noch selbst zu verantworten – beziehungsweise Brannigan natürlich! (Ich machte eine zarte Andeutung gegenüber Brooke, dass ihr Verhältnis zu Computern auch verbesserungsfähig sei; sie nickte mit feuerrotem Kopf.)
    Auf der Haben-Seite hatten wir aber jetzt eine wiederhergestellte, ganz ansehnliche Datei, ein paar zumindest formal gelungene Treffen (wir konnten ja schließlich nichts dafür, wenn Denise all die tollen Typen nicht haben wollte!) – und den Brief eines Anwalts, der die Schuld an allem der Partnerfirma zuschob.
    Das war allerdings kein Thema, das ich mit Brooke näher erläutern wollte.
    Stattdessen begann ich aus dem Stegreif, neue Strategien für die Firma mit ihr zu besprechen, für die Zeit nach mir, sozusagen. Ich empfahl Brooke, eine USA-Europa-Party zu planen, eine Art lässiges »get together« an irgendeiner schicken Adresse. Wenn meine Mutter das Internet schon nicht bemühen wollte, dann musste sie wenigstens so etwas bringen; diese klassische »Zwei Leute treffen sich im Café«-Nummer war einfach zu altmodisch.
    Brooke nickte zögernd, aber bevor sie mir widersprechen konnte, klingelte das Telefon. Es war Jamie, mein rasender Anwalt.
    »Ich habe den zweiten Brief geschrieben!«, verkündete er in selbstzufriedenem Ton. »Haben Sie die Kopie schon bekommen? Ich habe unseren Boten losgeschickt . . . Wissen Sie, wir waren uns ja einig, dass wir Gas geben sollten, nicht wahr? Ich finde, eine Schadensersatzforderung von vier Millionen hört sich doch gut an, oder?«
    O Gott. Ich schloss die Augen, unfähig zu einer Antwort. Gleich würde Max Brannigan hier hereinstürmen, Brookes sorgsam aufgeschichtete Papierstapel mit einer einzigen Handbewegung vom Tisch wischen und uns mit sofortiger Wirkung vor die Tür setzen.
    »Miss . . . Nora? Sind Sie noch dran? Sind Sie damit nicht einverstanden?«
    »Nein. Ja. Heißt das, Sie drohen ernsthaft . . .?«
    ». . . Klage zu erheben mit der Forderung auf vier Millionen, und zwar, wenn nicht bis morgen Mittag die Vergleichssumme von zwei Millionen Dollar auf unserem Konto eingegangen ist . . .«
    »Was?! Wie bitte? Sagen Sie das nochmal!« Ich begann zu hyperventilieren.
    »Äh . . . wir haben Klage angedroht, vor dem . . .«
    »Bleiben Sie sitzen, genau da, wo Sie sind. Ich komme.«
    Ich schmiss den Hörer auf die Gabel, informierte Brooke in knappen Worten (für den Fall, dass Brannigan tatsächlich hereinstürmen und handgreiflich werden würde) und rannte aus dem Büro.
    Jamie wartete an seinem Schreibtisch auf mich; er sah mir etwas unsicher entgegen.
    »Nora, ich freue mich, Sie zu . . .«
    Mein finsteres Gesicht brachte ihn zum Schweigen. Ich verlangte das Schreiben und las es mir durch, und obwohl ich nicht viel verstand, war doch die eine Sache klar: Er – wir!

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