Make Me Gluecklich
– Ich sah gerade zu, wie sich ein Haufen Möwen kreischend um ein paar zerfledderte Sandwich-Reste balgte, die im trüben Wasser schaukelten. »Oh, ich . . . bin gerade mitten in einem Termin mit einer Catering-Firma, tut mir leid, das wird dauern.«) Und er fragte, ob Kunden denn manchmal nach Deutschland kämen, um dort potenziellen Partnern vorgestellt zu werden. Wahrheitsgemäß sagte ich, dass das gelegentlich vorkomme, wenn es eine Reihe sehr gut geeigneter potenzieller Partner gebe. »Aha«, sagte er.
Dann gab er endlich auf. Um eine Minute später von Raf abgelöst zu werden, der anrief, um mich über die Lage in Queens zu informieren.
»Queens?«, echote ich verständnislos.
»Ja, wir sind doch alle hier!«, tönte Raf. »Biggy hatte keine rechte Lust zum Einkaufen – sie hat sich irgendwie zu viele Gedanken gemacht, wissen Sie. Das hab ich mir eine Weile angesehen, wie sie aus einem Laden raus und inden anderen reingefegt ist, und dann hab ich ihr gesagt, Biggy, Sie brauchen was fürs Gemüt, Sie müssen sich beruhigen und friedlich werden. Und dafür gibt’s nur eins: einen großen, selbstgemachten Eistee und einen Teller von Brendas Hafercookies, am besten warm aus dem Ofen. Wir sind zu mir gefahren und sie hat Cookies gegessen und ihr Herz ausgeschüttet, und dann kam Stan, und da ging’s ihr schon wieder besser. Aber dann stand plötzlich das Fernsehen vor der Tür; sie waren Denise und Raoul hinterhergefahren und jetzt wollten sie wissen, was Biggy dazu sagt. Dass die beiden bei Raoul zu Hause waren und . . . na ja, vermutlich . . . also sie haben es nicht so ausgedrückt, aber natürlich war Biggy dann wieder ein bisschen durch den Wind. Und so ist das jetzt: Alle sitzen hier und sind ein bisschen betreten, weil Biggy doch die vom Fernsehen ausgeschimpft hat, aber Brenda hat ihnen Kaffee gekocht, und sie sind alle noch da, nur Denise natürlich nicht. Biggy sitzt in der Küche mit Stan und will sonst niemanden sehen, aber das wird schon. Ich fand nur, das sollten Sie wissen, weil Sie doch mein Auftraggeber sind – na, und weil’s Brooke auch gesagt hat, als Brenda ihr alles erzählt hat.«
Der Motor des Schiffes heulte auf, während wir wieder vom Kai ablegten. Ich stöhnte leise. Was Raf da beschrieb, klang ja wie eine Szene aus einem Film, man wusste bloß nicht, ob es Woody Allen war oder ein Dogma-Film . . . Musste ich dabei sein? Musste ich überhaupt davon wissen ?
Ich stöhnte, stellte ein paar Fragen und beschloss dann, nicht nach Queens zu fahren, um mich auch noch in die ratlose Runde einzureihen. So konnte mich die Leutberger wenigstens nicht mit der Misere in Verbindung bringen, wenigstens nicht direkt. Und ausrichten konnte ich nichts; wie Raf mir erzählte, versuchte Stan Biggy bereits klarzumachen: wo die Liebe hinfällt . . .
Ob ich eigentlich wisse, wer dieser Mann sei, von demsie immer spreche, dieser Gyn-da oder so ähnlich . . . Ich sagte, das sei wohl ihr Freund oder so, sie telefoniere andauernd mit ihm, er wisse immer alles besser . . .
Raf grunzte, und wir verabschiedeten uns.
Zwei Stunden später hatte ich wieder Land unter den Füßen und fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so aus allem ausgeklinkt hatte . . . aber irgendwie hatte ich wohl auftanken müssen.
Mit Einbruch der Dunkelheit betrat ich mein Hotelzimmer. Aus der altmodischen Klimaanlage unterhalb des Fensters war Wasser ausgelaufen und bildete einen eiförmigen Fleck auf dem altrosa Teppichboden. Ich ignorierte ihn und ließ mich aufs Bett fallen. Ich wollte es nochmal bei meiner Mutter versuchen . . . Aber statt einem Klingeln irgendwo in Afrika hörte ich Frank Sinatra aus meinem Handy.
Es war wieder Raf. Er klang etwas aufgekratzter als beim letzten Mal.
»Ich fahr jetzt alle nach Manhattan zurück! Sogar Denise!«
»Was! Wie haben Sie das gemacht?«
»Na, Raoul hat doch Nachtschicht, wissen Sie. Und er kam mit Denise vorbei, aber da war Biggy schon wieder in den Gleisen; sie haben sich sogar wieder umarmt und sich geeinigt. Und das Fernsehen . . .«
»Wie – geeinigt? Auf was denn?«
»Na, dass Denise erstmal mit nach Deutschland kommt. Brenda sagt, sie glaubt, insgeheim hofft Biggy darauf, dass die Zeit und die große Entfernung . . . na, Sie wissen schon. Aber Stan sagt, er glaubt das nicht. Na, wir werden’s sehen, wie? Biggy war auch ganz höflich zu Raoul, ganz nett, kann man nicht klagen. Und das Fernsehen hat so eine Versöhnung draus gemacht, na ja, wie sie das eben
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