Make Me Gluecklich
du hast dich ja nie mehr gemeldet, aber ich bin aus vielen Sachen gar nicht schlau geworden! Wie sieht’s denn aus, Schätzchen?! Ihr habt Don aufgetrieben, ja, und was sagt Denise zu ihm? Hat sie angebissen?!« Meine Mutter lachte ganz gespannt.
Ich räusperte mich; mein Mund fühlte sich an wie ein Staubtuch – eins, das man dringend mal ausschütteln musste. »Ich . . . nein, hat sie nicht. Aber sie hat trotzdem einen Mann, oder vielleicht wollte sie auch nur ins Bett mit ihm, keine Ahnung . . .«
»Was?«, rief meine Mutter.
Ich rappelte mich mühsam auf, um einen klareren Kopf zu bekommen, und begann, ihr alles zu erzählen.
An manchen Stellen fluchte meine Mutter leise, an anderen murmelte sie irgendetwas vor sich hin. Bei der Sache mit Raoul sah sie mehr Probleme, als ich zumindest gestern erkannt hatte.
»Auch wenn er ein netter Kerl ist«, sagte sie, »so große Unterschiede sind meist nicht alltagstauglich. Und wir können es außerdem kaum so hindrehen, als hätten wir das arrangiert . . .«
»Muss doch auch nicht zwingend sein, oder?«, fragte ich. »Hauptsache, Denise ist glücklich . . .«
»Das sagst du so leicht! Ihre Mutter ist offensichtlich nicht glücklich, oder? Und das Fernsehen, überleg doch mal! Die sehen womöglich nur das Schlechte: kein Mann von uns, der funktioniert hat, Chaos im Büro, eine verschwundene Datei . . . Apropos, wie kam denn die Sache mit dem Anwalt an?!«
»Na ja . . .« Ich berichtete mit etwas schlechtem Gewissen, dass das irgendwie untergegangen sei, teilweise zumindest, obwohl der Anwalt dann sogar am Abend aufgetaucht sei, weil ich ihn eigentlich auch noch Denise hatte vorstellen wollen . . .
»Mein Gott«, seufzte meine Mutter. »Gib mir mal die Nummer von denen . . .«
Ich spürte so etwas wie Ärger aufsteigen. Glaubte sie, jetzt von Afrika aus alles in die Hand nehmen und beibiegen zu müssen? Das konnte sie nicht, und außerdem fühlte ich mich in meiner Ehre gekränkt. Ich hatte so geackert in dem Kuddelmuddel, das sie mir hier hinterlassen hatte . . .
»Lass mal«, sagte ich, »ich kümmere mich drum . . .«
Das tat ich auch, aber nicht gleich. Ich schlenderte nämlich zuerst eine Stunde durch die Straßen, einen Kaffeebecher in der Hand, bis ich wieder klar im Kopf war. Das hatte ich mir auch verdient, fand ich, und die anderen mussten einfach einen Moment ohne mich auskommen.
Denise fand ich erschöpft und übermüdet im Frühstücksraum vor. Sie hatte irgendwann ihren Doorman nach Hause fahren lassen müssen und sich dann die halbeNacht mit ihrer Mutter, mit der sie ja ein Zimmer teilte, auseinandergesetzt. Biggy wollte nicht einsehen, dass sich zwischen ihr, Denise, und Raoul etwas Ernstes entwickeln könne. Irgendwann habe sie sogar gesagt, Denise solle sich doch jetzt amüsieren, bitte sehr, sie habe gar nichts dagegen, aber sie möge doch bitte dann auch wieder zur Vernunft kommen.
»Es ist so komisch«, sagte Denise, »meine Mutter war früher viel verständnisvoller, jetzt hat sie sich so darin verrannt, dass es unbedingt etwas ›Besseres‹ sein muss . . .«
Ich fragte nach der Freundin, von der Raoul ihr ja am Anfang berichtet hatte. Denise winkte ab. Mit der sei Raoul schon seit einem Jahr auseinander, sagte sie und verkündete, dass sie sich bald mit Raoul treffe und den Tag über für uns nicht zur Verfügung stehe. Ich schluckte. Biggy bliebe dann wohl für mich übrig . . .
Doch es kam anders. Noch bevor Denise verschwunden war, tauchte ihre Mutter auf, bestellte wild entschlossen Pfannkuchen mit Schinken und verkündete, dass sie heute eine Einkaufstour mache – »Bloomingdale’s«, »Macy’s«, alles was das Herz begehrt! Jetzt sei mal Urlaub angesagt, und da dürfe man sich ruhig auch etwas gönnen; sie habe so einen schönen Schmuckladen gesehen, da müsse sie unbedingt nochmal hin . . . Sie warf Denise einen Seitenblick zu, aber die reagierte nicht wie gehofft. Biggy nahm es tapfer und fragte mich, ob ich denn auf Raf verzichten könnte; er habe ihr angeboten, sie ein bisschen herumzufahren.
Die U-Bahn zu nehmen war mein geringstes Problem; ich machte mir mehr Sorgen um das Fernsehteam und das, was die Leutberger heute noch vor die Linse kriegen wollte. Es war der letzte Tag vor unserer Abreise, und die Weichen waren vermutlich längst gestellt . . . Würde ich noch etwas bewirken können?!
Es stellte sich heraus, dass das Team jedoch auch schonPläne hatte, die mich gar nicht einschlossen – anscheinend hatten
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