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Make Me Gluecklich

Make Me Gluecklich

Titel: Make Me Gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane André
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sie. »Aber jetzt kriegt das Kind was zu hören!«
    Wir liefen hinterher, Don und Jamie als Schlusslichter. Weil Biggy erst noch eine unnötige Schleife zum Portiermachte, kamen wir alle in etwa gleichzeitig vor der Drehtür an.
    Und sahen alle gleichzeitig dasselbe Bild.
    Denise stand da unter dem Lichtkegel einer Straßenlaterne und küsste einen Mann. Sie küsste ihn lange und engagiert, geradezu wild, und der Mann küsste zurück, nicht weniger engagiert, das war deutlich zu erkennen.
    Wir standen da und rührten uns nicht.
    »Datt . . .«, hauchte Biggy.
    Niemand wusste etwas zu sagen.
    Dann kamen alle gleichzeitig in Bewegung. Denises Mutter stürzte nach draußen, die Empörung in Person. Kamera und Ton eilten hinterher. Ich konnte richtig sehen, wie die Schmach des Nachmittags von der Leutberger abfiel, als sie den Fehltritt einer anderen vor die Linse bekam. Sie schnappte sich vorsorglich das Mikrophon von Esther, um im richtigen Moment die entsprechende bohrende Frage abschießen zu können.
    Ich folgte ein wenig langsamer, flankiert von den beiden – offensichtlich überflüssig gewordenen – Männern für Denise. Don und Jamie beäugten das Geschehen interessiert, aber ziemlich gelassen.
    Es dauerte eine Weile, bis die beiden ins Küssen Vertieften das Anrücken des feindlichen Geschwaders bemerkten. Sie fuhren auseinander, aber nur ein kleines Stück. Jetzt konnten wir sehen, für wen sich Denise so interessierte: Es war Raoul.
    Ich war nicht wirklich überrascht. Denises Mutter aber machte ein Gesicht, als wäre der Puertoricaner plötzlich zum Staatsfeind Nr.   1 mutiert.
    »Denise?«, sagte sie in so ernstem Ton, wie ich ihn noch nie von ihr gehört hatte. »Wie willst du mir das erklären?«
    Ihre Tochter schob die Unterlippe ein wenig vor, wie ein gescholtenes Kind, aber dann fasste sie sich und sah ihrer Mutter in die blitzenden Augen.
    »So wat passiert«, sagte sie nur.
    Ich fand die Antwort genial, aber bevor ich applaudieren konnte, nahm Biggy schon Fahrt auf.
    »Kind – wir suchen dich wie verrückt die ganze Zeit! Was glaubst du, was wir uns für Sorgen gemacht haben?! Und dann die Herren hier . . .« Sie fuchtelte mit der Hand in Richtung Don und Jamie, ohne sich umzusehen. ». . . wat müssen die denn denken, wenn du einfach verschwindest, ohne ein Wort zu sagen, und dann auf der Straße mit einem anderen . . .! Kann es denn wahr sein? Wofür hab ich so viel Geld ausgegeben, wofür haben denn alle so viel gearbeitet, die Nora hier und ihre Mutter, und die Frau Leutberger und das ganze Fernsehen?! Dafür, datt du dann mit einem . . . einem Nachtwächter – nix für ungut . . .« Sie warf Raoul einen sekundenschnellen Blick zu, aber der verstand sie ja überhaupt nicht. ». . . mit irgendeinem, der gar nicht für dich ausgesucht ist, datt du mit dem dann rummachst!?«
    Ich legte Biggy begütigend die Hand auf die Schulter, aber die hatte nur Augen für ihre Tochter.
    »Mama«, sagte Denise mit fester Stimme, und ich bewunderte sie schon fast, »wir haben uns eben verliebt. So ist das, und da kannst du nun mal nix machen!«
    Die Leutberger konnte nicht länger an sich halten. »Wann ist das passiert?«, fragte sie in animiertem Ton und hielt Denise das Mikrophon vor den Bauchnabel. »Dass Sie sich nähergekommen sind?«
    »Och«, erwiderte Denise und lächelte verlegen, »eigentlich haben wir uns gleich gut gefunden, wo wir uns das erste Mal unterhalten haben . . .«
    »Denise!«, stöhnte ihre Mutter.
    »Was sagen sie?«, flüsterte Jamie in mein Ohr. (Es wurde ja Deutsch gesprochen.)
    »Ich möchte auch etwas sagen!«, verkündete Raoul. »Es tut mir leid, wenn ich hier in irgendwelche . . . geschäftlichenAngelegenheiten hineingefunkt habe. Aber Denise und ich . . . es gab keine andere Möglichkeit, verstehen Sie? Als ich sie das erste Mal gesehen habe, da hab ich nur gedacht, das ist aber mal ein hübsches Mädchen, eine von der Sorte, die man selten sieht. Aber dann, als sie zu mir kam und wir geredet haben, da hab ich plötzlich gedacht: Dieses Mädchen ist ja wie meine andere Hälfte . . . oder es hat sich so angefühlt , wenn Sie wissen, was ich meine. Als könnte sie die Frau sein, nach der man eigentlich die ganze Zeit gesucht hat, ohne es zu merken; die Frau, die einem immer gefehlt hat . . . Komisch, dass ausgerechnet eine blonde Deutsche meine andere Hälfte sein soll, aber – da kann man vielleicht einfach sagen: Schwein gehabt, oder?! Ich meine, dass Sie hier aufgetaucht

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