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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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sein, das die nächsten Minuten dem Song gehören, auch wenn er vielleicht zu Beginn nur einem viel bedeutet. Mitsingen ist okay, kann die Dramatik unterstreichen. Aber nicht grölen. Willst du grölen, geh zum Fußball oder zu den
Toten Hosen
. Und die wirst du hier und heute garantiert nicht hören!
    Der laute Motor verschluckt die tiefen Frequenzen der Musik wie ein Staubsauger. So entstehen neue Songs, einzigartige Klangeindrücke, die du außerhalb eines rasenden, röhrenden Autos nicht reproduzieren kannst.
    Die Wahl der Musik? Die überlasse ich dir. Obwohl, wem will ich hier eigentlich was vormachen? Du kannst natürlich irgendeine nichtige Indie-Band hören, die gerade mit vielleicht einer Single in Erscheinung getreten ist. Die ganz dir gehört, weil sie sonst noch keiner kennt. Weißt du was? Du kannst Sie behalten. Hör doch richtige Musik. Springsteen.
Thunder Road
. Die Live Version von 75. Mein Lieblingslied, seit ich elf bin, bis ich vierzig war. Er ist mehr als ein Lied. Es ist eine Offenbarung. Ein Bekenntnis. Ein Versprechen. Wer das nicht hört, dem sollte man es eigentlich auch nicht erklären. Wegen Unwürdigkeit. Darum lassen wir das auch.
     

    Springsteen habe ich leider nicht dabei. Im Handschuhfach sind unzählige Tapes. David Bowie? Cool!
    Der Verkehr um uns verdichtet sich. Zahllose Lkw. Soweit ich sehen kann, sind wir der einzige Pkw, der um diese späte Stunde auf die französische Grenze zusteuert. Bettina fährt inzwischen ganz ordentlich. Wie ein Floh zwischen Riesen lässt sie den Polo von Spur zu Spur hüpfen. Fahrbahnmarkierungen geben die Richtung vor. Pkw hier lang. Die Lkw-Spur staut sich. Wir haben freie Fahrt. Ich sehe den hell erleuchteten Grenzübergang. Jetzt wird es ernst. Ich konzentriere mich auf meine Atmung, weil ich Angst habe, wieder die Kontrolle zu verlieren. Wir haben uns ausgedacht, dass Bettina die Sache allein durchzieht.
    Ich klettere über den Sitz nach hinten. Josch und ich kauern uns zusammen, verborgen unter Jacken. Bettina singt. Entweder ist sie die coolste Sau der Welt, oder sie macht das, um sich zu beruhigen. Mich beruhigt es auf jeden Fall, und ich begebe mich bereitwillig in ihre Hände.
    Mein Gefühl sagt mir, das wir bald da sein müssen.
    Warum werden wir nicht langsamer?
    Bettinas Gesang verändert sich. Sie brabbelt:
    „ Ich bremse nicht! Ich bremse nicht!“
    Ihre Stimme schraubt sich mit jeder Wiederholung in die Höhe:
    „ Geht beiseite! Ich bremse nicht!“
    Der Motor wird lauter. Sie gibt Gas.
    Verdammt, sie dreht durch!
    Ich höre Josch ängstlich wimmern, spüre seine Hand, die meine sucht. Wir halten uns fest. Auch ich habe die Hose gestrichen voll. Jeden Moment müssen wir durchbrechen.
    „ Für zweitausend Jahre Frauenunterdrückung!“, kreischt Bettina.
    „ Ooooh Scheiße!“, brüllen wir im Chor. Josch zerquetscht mir fast die Finger.
    Tinas schallendes Gelächter reißt uns aus der Schockstarre.
    „ Kommt raus ihr Helden“, fordert sie uns auf.
    Josch und ich schnellen hoch wie die Kastenteufel. Und tatsächlich, die Grenze liegt ein gutes Stück hinter uns. Bettina hat uns sauber verarscht.
    „ Die Grenzer waren mit den Lkw beschäftigt. Jetzt sind wir quitt, Junge aus der Zukunft“, triumphiert sie.
    Ich bin kurz sauer, aber Josch lacht erleichtert, und ich schließlich auch. Dann bleibt mir die Luft weg, und eine Panikattacke hämmert mich zu Boden.
     

    Bettina entschuldigt sich mindestens hundert Mal bei mir. Ich erkläre mindestens hundertundein Mal, dass es okay ist. Wir sitzen zusammen hinten, Josch fährt.
    „ Mal angenommen, du sagst die Wahrheit ...“, sagt sie.
    „ Es ist die Wahrheit!“, beschwöre ich sie.
    „ Mal angenommen, du sagst echt die Wahrheit – dann bist du ein erwachsener Mann.“
    „ Und?“
    „ Na ja“, stammelt sie. „Du hast mich geküsst. Und mal ehrlich, du hast doch bestimmt schon Erfahrung mit…“
    „ Oh“, fahre ich dazwischen, um ihr weiteres peinlich berührtes Gestammel zu ersparen. Ich beschließe, jetzt nicht um den heißen Brei herum zu reden.
    „ Ja, habe ich. Aber dieser Körper hier macht was mit mir. Ich hatte vom ersten Tag an das Gefühl, dass ich jünger werde. Als würde sich mein Geist dem Körper anpassen. Wie ein Neustart mit leichtem Vorsprung. Verstehst du?“
    „ Kein Wort“, lacht Bettina.
    „ Ich auch nicht“, lache ich mit. Dann nehme ich ihre Hand.
    „ Betrachte mich doch einfach als Jungen, der froh ist, mit seinem Mädchen zusammen zu sein,

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