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Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition)

Titel: Make new Memory oder wie ich von vorn begann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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„nach Holland hatten wir das Kind einer Kriminellen an Bord“ – wir lachen – „und nach Belgien…?“
    Ich schaue Josch auffordernd an.
    „ Hatten wir Glück“, vollendet er den Satz.
    „ Genau. Das will ich nicht überstrapazieren. Vorschläge?“, frage ich.
    „ Wenn man uns anhält, sind wir am Arsch“, meint Bettina. „Keiner von uns sieht alt genug aus zum Autofahren. Erzähl ihnen doch, dass du aus der Zukunft kommst, Nori, und schon erwachsen bist.“
    Sie kichert.
    Na warte, denke ich.
    „ Ich glaube, die größten Chancen, uns da durchzubringen, hat ein hübsches Mädchen.“
    Ihr Kichern gefriert.
    „ Hast du sie noch alle? Ich kann nicht mal Autofahren!“
    „ Das ist schnell erklärt.“
    Eigentlich wollte ich sie nur ärgern, aber auf einmal erscheint mir die Idee gar nicht so dumm. Und in der Not frisst der Teufel bekanntlich auch Fliegen.
    Bettina schaut Hilfe suchend zu Josch. Der schiebt die Unterlippe vor und zuckt mit den Schultern.
    „ Och nö“, jammert sie.
     

    Ich fahre den Polo auf die Rückseite der Tankstelle. Hier ist die Zufahrt zur Waschanlage, die um diese Zeit geschlossen ist. Bettina setzt sich widerstrebend auf den Fahrersitz, und ich erkläre das Prinzip von Gas und Kupplung. Sie hört mir konzentriert zu. Nach zweimal Abwürgen klappt das Anfahren ganz ordentlich. Hier ist nicht viel Platz, darum schaffen wir es nur bis in den zweiten Gang. Ich sage ihr, dass sie das echt gut macht. Josch stimmt mir zu. Natürlich ist es aberwitzig, sie direkt auf die Autobahn zu schicken. Aber diese Nacht ist eh’ kompletter Wahnsinn. Ich schiebe das Tape von
Thriller
in den Rekorder, und los geht’s.
    Bettina fährt über den Bordstein, aber die Kurve war auch wirklich eng. Und sie hat direkt gegengelenkt! Dann sind wir schon auf dem Zubringer.
    „ Gib Gas“, ermuntere ich sie.
    Sie kuppelt, lautes Zwischengas, dritter Gang.
    Die Beschleunigungsspur ist nicht sehr lang. Ein Lastwagen taucht neben uns auf. Er scheint nicht vorzuhaben, uns rein zu lassen. Wir fahren Tür an Tür.
    „ Gib Gas!“, fordere ich.
    Wir kommen nur langsam in Schwung, das Spurende schnell näher.
    „ Scheiße!“, raunt Josch.
    Sehr hilfreich. Unsere wundervolle Chauffeurin braucht wohl ein wenig
Starthilfe
.
    Ich stütze mich mit dem Ellbogen auf ihr Knie und drücke kräftig zu. Der Motor röhrt auf wie eine Kaffeemühle. Wir geben Vollgas! Das helle Flackern, das ich für den Bruchteil einer Sekunde in Bettinas Augen sehe, verspricht mir, dass alles gut wird. Auch wenn sie das Lenkrad umklammert, brüllt und voll auf das Spurende zuhält. Ich brülle mit. Josch auch. Scheinbar schneckengleich kriechen wir vor, und im allerletzten Moment reißt Bettina das Lenkrad zur Seite und wir schleudern zwischen Lkw und Leitplanke auf die Bahn wie durch ein Nadelöhr. Der Lkw schlingert und hupt. Wir lachen laut wie Verrückte.
     

    Wir rasen durch die Nacht. Es gibt kaum größere Augenblicke. Wenn alles stimmt, die richtigen Zutaten zusammenkommen, gibt es kein Morgen und kein Gestern.
    Es muss Nacht sein. Bei Tag funktioniert das nicht. Dann siehst du zu viele Details, die dich ablenken. In der Nacht sind die Fahrer der anderen Wagen nur Silhouetten im Gegenlicht. Graue Katzen.
    Autobahn, weil man unbegrenzt in Bewegung bleibt wie eine Kanonenkugel. Jenseits der Scheinwerferkegel ist die Straße ein ungewisses schwarzes Loch, auf das du mit hundertfünfzig Sachen zuhältst. Leicht nebliges Wetter, sodass die feuchte Luft die Lichter der Autos vor dir zerstreut wie die Atmosphäre das Sternenlicht.
    Ferne Industriegebiete wirken bei Nacht verlassen und belebt zugleich. Alles ist erleuchtet, aber niemand ist zu sehen. Ein Stück urbane Wildnis aus Stahl, Beton und Neonlicht.
    Große Fabriken, Metallkolosse, die dampfen und Feuer speien aus mächtigen Schornsteinen wie der Schicksalsberg.
    Es gibt noch Zutaten, die das Erleben steigern. Gefühlsverstärker. Die sind der Zuckerguss, die Schokoglasur auf dem Kuchen. Betrunken sein. Nicht so voll, dass dir schlecht ist. Bekifft sein. Rauchen. So viele Zigaretten rauchen, dass dir die Lunge brennt. Ja, ich weiß, das Rauchen verringert den Wiederverkaufswert des Wagens. Leck mich!
    Essenzielles: die Besatzung. Es funktioniert nicht, wenn einer zu viel quatscht. Wenn du jemanden auffordern musst, nur für fünf Minuten die Klappe zu halten, ist es schon vorbei. Die Magie ist verloren. Es muss von allein funktionieren. Wie durch Telepathie muss allen klar

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