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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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Heimindustrie, mehr kleine Gewerbe als große Firmen.
    Darin ähnelt die Heimindustrie sehr den kleinen Maker-Firmen von heute. Das typische Heimgewerbe von heute ist ein Verkäufer auf dem Etsy-Marktplatz, der mit einem computergesteuerten Schneideplotter coole Sticker für MacBooks herstellt und perfekte Ersatzteile für Oldtimer verkauft. Wie ihre Vorgänger aus dem Industriezeitalter stellen diese Unternehmer Gegenstände her, die nicht aus den großen Fabriken kommen. Sie konzentrieren sich auf die Nischenmärkte mit einem Volumen von einigen Tausend statt auf die Massenmärkte der Millionen. Ihre Verteilung entspricht der natürlichen Topografie der Ideen, nicht der zentral gesteuerten Logik der langen Versorgungsketten und billigen Gewerbeflächen.
    Maker führen ihre Geschäfte oft von ihrer Garage oder Werkstatt aus, zumindest am Anfang, und werden oft von Familienmitgliedern unterstützt. Oft werben sie mit ihren kleinen Auflagen und betonen die handwerklichen Aspekte. Der Großteil der Produktion läuft über Desktop-Fertigungswerkzeuge (Fabber), da sich diese für drei- oder knapp vierstellige Stückzahlen am besten eignen.
    Hier kommt ein weiteres Schlüsselprinzip der Maker-Bewegung zum Tragen: Wie die Spinning Jenny vor über 200 Jahren ist heute die Technologie für die Entwicklung und den Entwurf neuer Produkte für alle verfügbar. Man muss nicht mehr in teure Fabriken investieren oder Massen von Arbeitskräften anheuern, um eigene Ideen zu verwirklichen. Die Herstellung neuer Produkte ist nicht mehr das Privileg einiger weniger, sondern eine Chance für viele.
    Statt wie früher die Produkte an Fabriken zu verkaufen, die den Zugang zum Markt kontrollieren, verkaufen die Maker-Heimarbeiter von heute ihre Waren direkt online an Verbraucher in aller Welt, entweder über ihre eigenen Websites oder über Online-Marktplätze wie Etsy oder eBay. Anders als ihre Vorgänger aus dem 19. Jahrhundert warten die Maker nicht auf Aufträge von Fabriken, sondern erfinden ihre eigenen Produkte und bauen darauf ihre eigene Mikromarke auf. Statt sich auf einen Preiswettbewerb im Warenmarkt einzulassen, der die Beschäftigung billiger Arbeitsplätze fördert, verschaffen sie sich durch Innovationen einen Wettbewerbsvorteil. Sie entwerfen selbst und erzielen Höchstpreise bei ihren anspruchsvollen Kunden, die bewusst den Massenmarkt meiden.
    Was bedeutet das für die Zukunft? Wir erleben heute den Aufstieg einer neuen Heimindustrie. Auch dieses Mal verleihen neue Technologien dem Einzelnen die Macht über die Produktionsmittel, sie ermöglichen Unternehmertum von unten und verteilte Innovation. Das Web hat die Produktionsmittel in allen Bereichen demokratisiert, von Software bis Musik, und so ermöglicht, dass Imperien in Studentenbuden gegründet oder Hitalben in Schlafzimmern aufgenommen werden konnten. Entsprechend werden die demokratisierten Werkzeuge der computergesteuerten Herstellung zu den Spinning Jennys von morgen werden. Und wie die Heimindustrie damals die Macht der Handwerkergilden brach, so könnte die neue Heimindustrie das Ende für das Industriemodell bedeuten, das in Manchester entstand und die letzten drei Jahrhunderte beherrschte.

KAPITEL 4
    WIR ALLE SIND JETZT DESIGNER
    Dann sollten wir aber auch lernen, wie man es richtig macht.
    Während meiner Schulzeit an der Highschool in den späten 1970er-Jahren hatten wir auch Werkunterricht, der Teil des Lehrplans für Kunst und Handwerk war. Warum es ein Pflichtkurs war, verstand niemand, denn wir lebten in einem Vorort von Washington, D. C., wo es weit und breit keine Fabriken gab, und die Eltern meiner meisten Freunde waren Anwälte oder Regierungsangestellte. Aber Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte es zur amerikanischen Schulbildung einfach dazu, dass man lernte, mit verschiedenen Werkzeugen wie Bandsägen, Tischsägen und Standbohrern umzugehen. Die bösen Jungs stellten Ninjasterne her, die schlimmsten Bongs. Ich baute einen unförmigen Zeitungsständer, den meine Eltern ertrugen, bis ich von zu Hause auszog. Nur mit Glück hatte ich am Ende des Projekts noch alle Finger. Für die Mädchen wurde stattdessen ein Hauswirtschaftskurs angeboten, in dem sie Nähen, Kochen und den Umgang mit Pflanzen lernten, und damit ihren Teil der handwerklichen Grundausbildung abdeckten.
    Zu Hause baute ich elektronische Baukästen von Heathkit zusammen. Dabei plagte ich mich wochenlang mit Lötkolben, Drähten und Einzelteilen herum, aber billiger kam man an

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