Makers
wäre es, wenn jeder Designklasse ein paar 3-D-Drucker oder Lasercutter zur Verfügung stünden. In allen Desktop-Designtools stünde ein Menüpunkt »Make« zur Auswahl. Die Schüler könnten so das, was sie am Bildschirm entwerfen, auch tatsächlichherstellen. Was würde es wohl für sie bedeuten, etwas in der Hand zu halten, das sie sich ausgedacht haben? So wird eine ganze Generation von Makers heranwachsen. Und aus ihnen wird die nächste Welle industrieller Unternehmer kommen.
Das Zauberwort »Desktop« verändert alles
20 Jahre nachdem Desktop-Publishing im Mainstream ankam, wird das Wort »Desktop« auch Industriemaschinen vorangestellt, mit gleichermaßen überwältigenden Auswirkungen. Desktop-3-D-Druck, computergesteuertes Desktop-Fräsen, -Walzen und -Zerspanen, Desktop-Laserschnitt, computergesteuertes Desktop-Sticken, -Weben und -Quilten; sogar Desktop-3-D-Scannen oder »Reality Capture«, die Digitalisierung der materiellen Welt. Desktop-Herstellung als Vorstufe einer vollständigen Desktop-Industrie.
Um die Bedeutung des Wortes »Desktop« zu begreifen, hilft ein Blick auf die Geschichte des Computers. Bis in die späten 1970er-Jahre waren »Computer« entweder Großrechner, die ganze Räume füllten, oder Minicomputer von der Größe eines Kühlschranks. Sie waren nur Regierungsbehörden, großen Firmen und Universitäten vorbehalten. Technologen hatten schon lange vorhergesagt, dass Computer in die Durchschnittshaushalte einziehen würden. Das mooresche Gesetz von sinkenden Preisen und immer höherer Leistung garantierte praktisch, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Aber niemand konnte sich vorstellen, warum jemand einen Computer überhaupt würde haben wollen. Computer wurden damals genutzt, um die Ergebnisse von Volkszählungen und die betriebliche Buchführung in Tabellen zu erfassen, um wissenschaftliche Simulationen durchzuführen und nukleare Waffen zu entwerfen – also für wichtige und umfangreiche Zahlenverarbeitung. Wie sollte das in einem Privathaushalt nützen?
Bei Firmen wie IBM oder den Bell Labs von AT & T brüteten die klügsten Köpfe über der Frage, wozu Computer in einem Privathaushalt eingesetzt werden konnten – mit kläglichen Ergebnissen. Die meisten gingen davon aus, dass man damit Kochrezepte verwalten würde. Honeywell bot im Jahr 1969 tatsächlich einen 10000 Dollar teuren »Küchencomputer« an (offizieller Name: »H316 PedestalModel«), für den auf dem Cover des Katalogs der Kaufhauskette Neiman Marcus mit einer solchen Funktion geworben wurde. Der Computer hatte ein modisches Design mit integriertem Schneidebrett. (Es gibt keine Beweise dafür, dass jemals einer davon verkauft wurde. Das lag wohl vor allem daran, dass die moderne Köchin die Daten per Kippschalter eingeben und die Rezepte über eine binäre Leuchtanzeige auslesen musste.)
Als mit dem Apple II und später dem IBM-PC die ersten richtigen Personal »Desktop« Computer auf den Markt kamen, fanden sich plötzlich zahllose Anwendungsmöglichkeiten, die sich von Tabellenkalkulation und Textverarbeitung für Firmen bald über Videospiele auf die Bereiche Unterhaltung und Kommunikation ausdehnten. Allerdings hatten letztendlich nicht die Spezialisten der großen Computerfirmen herausgefunden, wozu ihre Kunden einen Computer brauchen konnten, sondern die Menschen selbst hatten neue Anwendungsmöglichkeiten gefunden.
Im Jahr 1985 brachte Apple schließlich den LaserWriter auf den Markt, den ersten echten Desktop-Laserdrucker. Mit dem Laser Writer und dem Mac begann das Phänomen des Desktop-Publishing. In diesem entscheidenden Moment trafen im öffentlichen Bewusstsein zum ersten Mal die beiden Worte »Desktop« (Schreibtisch) und »Publishing« (Veröffentlichung oder Gestaltung) aufeinander. Der Apple-Drucker brauchte einen leistungsstärkeren Prozessor als der Mac selbst, um die Seitenbeschreibungssprache Postscript verarbeiten zu können, die ursprünglich für zehnmal teurere Profidrucker entwickelt worden war. Aber Steve Jobs wollte, dass die Desktop-Publishing-Programme des Mac nicht nur dieselbe Qualität lieferten wie ein Profidrucker, sie sollten besser sein. Er war überzeugt, dass Desktop-Werkzeuge besser sein konnten als traditionelle Profiwerkzeuge, und er machte von Anfang an keine Kompromisse. (Die Folge war, dass der Drucker zu einem relativ hohen Preis, für 7000 Dollar, in den Handel kam und eine neue Netzwerktechnologie erfunden werden musste, damit mehrere Leute in kleinen
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