Makers
Singer-Nähmaschinen ausgestellt ist. Die Waren im Geschäft werden natürlich überwiegend in China hergestellt.
Wenige Häuserblocks nördlich von Spinningfields liegt das Northern Quarter, wo einige alte Textilwarenhäuser entkernt und zu Designerarbeitsräumen umgestaltet wurden, in die jetzt Webfirmen, Spieleentwickler und Grafikstudios einziehen. Dies ist das Vorzeigeprojekt für Manchesters lang ersehnte Auferstehung als Zentrum der Computerindustrie. Möglicherweise sind die Designer- und Ingenieurfähigkeiten, die das Industriezeitalter vorantrieben, immer noch vorhanden und können nun in den Medien, der Unterhaltung und im Marketing Anwendung finden. (Es ist noch zu früh, um das zu beurteilen. Viel Raum steht immer noch leer, und ein Großteil der vorhandenen Betriebe wird mit Regierungsgeldern unterstützt.)
Aber nur wenige Straßenblöcke weiter nördlich, im Viertel mit dem optimistischen Namen New Islington (ein Verweis auf einen wohlhabenden Teil Londons), ist die Neuerfindung Manchesters weniger gesichert. Hier stehen überwiegend Ruinen: viktorianische Fabriken, die heute nur noch leere Hüllen sind mit eingestürzten Dächern und lange zerborstenen Fenstern. Die Gebäude stehenunter Denkmalschutz und können somit nicht abgerissen werden, aber die Kosten und das Risiko eines Wiederaufbaus als moderne Gebäude, ohne die originale Gebäudefront zu beschädigen (wie der Denkmalschutz es vorschreibt), sind einfach zu hoch. Also lässt man die Gebäude verfallen als Relikte eines verlorenen Weltreichs. Ein paar wenige andere Gebäude erregten das Interesse von Investoren während der letzten Immobilienblase, die ein böses Ende nahm. Heute befinden sich dort eingezäunte Baustellen, auf denen aber kaum noch gearbeitet wird, gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft in einer sich dahinziehenden Gegenwart. Sie verleihen der Gegend die Atmosphäre einer überdimensionalen Baustelle ohne Bauarbeiter, eines Haufens aus leblosem Kies und Staub.
Doch inmitten dieser postindustriellen Landschaft gibt es kleine Inseln der Hoffnung und des Wachstums. Eine von ihnen befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik gleich neben einem ehemaligen Cholerahospital am Ufer eines von Manchesters vielen Kanälen. Dort steht ein riesiges modernes Gebäude, das aus jeweils versetzt aufeinandergestapelten Blöcken mit mehreren Stockwerken besteht. Die Blöcke setzen jeweils eigene, geschmackvoll aufeinander abgestimmte farbliche Akzente in Pink, Braun und Pfirsich. Der Architekt stapelte angeblich Pommes frites (die in Großbritannien »chips« heißen) aufeinander, als er die Form des Gebäudes entwarf, und entsprechend wird es »Chips« genannt. Es sollte ein Muster des modernen Arbeits-, Wohn- und Spielraums werden. In den oberen Stockwerken befinden sich Eigentumswohnungen. Die unteren Stockwerke sind für Restaurants und Ladengeschäfte vorgesehen. Und in der Mitte befinden sich Etagen für Büros und Arbeitsräume.
Das Platzen der Immobilienblase brachte die meiste Bautätigkeit in jener Gegend zum Erliegen. So wurden auch die Pläne für Restaurants und Cafés im Zusammenhang mit dem Gebäude nicht realisiert, und kaum ein Wohnungseigentümer wollte inmitten von Baustellen leben. Statt das Gebäude einfach leer stehen zu lassen, wagten die Eigentümer ein Experiment, das an die Ursprünge der Stadt erinnert: Sie boten das Gebäude dem lokalen Industrieverband an als Versuchsgelände für neue Produktionsverfahren. Heute befindet sich darin das Manchester Fab Lab, das erste Fab Lab Großbritanniens.
Fab Labs sind eine besondere Art von Makerspace. Sie basierenauf einem Modell, das vor zehn Jahren von Neil Gershenfelds Center for Bits and Atoms entwickelt wurde. Die Labs entstanden aus einem beliebten Kurs Gershenfelds am MIT heraus mit dem Namen »Einführung in die Herstellung von (fast) allem«. Derzeit existieren 53 Fab Labs in 17 Ländern weltweit, und jedes einzelne verfügt über eine Mindestausstattung mit computergesteuerten Produktionswerkzeugen: einem Lasercutter, einem Schneideplotter, einer großen CNC-Maschine für Möbel und einer kleinen für Leiterplatten, einer elektronischen Grundausstattung und manchmal noch einem 3-D-Drucker. In manchen Labs gibt es auch traditionelleres Werkzeug wie Drehmaschinen für die Metallbearbeitung und Standbohrmaschinen, aber üblicherweise sind sie für die Herstellung von Prototypen in kleiner Stückzahl ausgelegt.
An Freitagen und Samstagen ist der
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