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Makers

Makers

Titel: Makers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Anderson
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anderes, und das Internet gibt all dem in einer Weise Raum, wie es die materiellen Märkte nicht vermochten.
    Das gilt natürlich nicht nur für digitale Produkte. Das Internet hat auch die Angebotsvielfalt an materiellen Produkten für Verbraucher deutlich vergrößert. Aber es hat dies erreicht, indem es den Vertrieb verändert hat, nicht die Produktion.
    Für materielle Waren gab es im Vertrieb des 20. Jahrhunderts drei Nadelöhre, die für die begrenzte Auswahl verantwortlich waren. Nur Waren, die alle drei Tests bestanden, kamen in den Verkauf:
Die Nachfrage nach den Produkten musste so groß sein, dass ein Hersteller sie produzierte.
Die Nachfrage nach den Produkten musste so groß sein, dass Einzelhändler sie in ihr Sortiment aufnahmen.
Die Nachfrage nach den Produkten musste so groß sein, dass die Käufer sie fanden (über Werbung oder prominente Platzierung in den Läden).
    Das Internet war von Anfang an bei den letzten beiden Punkten sehr hilfreich, wie Amazon gezeigt hat.
    Zunächst arbeiteten Amazon und Konsorten nur mit zentralen Auslieferungslagern, ermöglichten später aber auch Drittanbietern den Zugang zu ihren Angebotsplattformen, die den Vertrieb abwickelten und so eine dezentrale Lagerhaltung ermöglichten. Durch dieses Arrangement konnten sehr viel mehr Produkte ins Angebot aufgenommen werden, als ein lokaler Einzelhändler jemals könnte. (Diese Plattformen ähnelten damit dem ursprünglichen Katalogversandhandel, nur unterlag das Angebot auch keiner Begrenzung durch die Seitenzahl der Kataloge mehr, die per Post verschickt wurden.)
    Die Internetsuche wurde als Recherchewerkzeug immer beliebter, und so stieß man bald auch auf Waren, für die mangels Nachfrage im stationären Handel nicht geworben wurde.
    eBay sorgte indessen für eine entsprechend große Auswahl an Gebrauchtwaren. Zahllose spezialisierte Internethändler betraten den Markt, und Google lieferte die entscheidende Zutat: die Möglichkeit, alles zu finden. Heute ist die Angebotspalette im Web für materielle Waren genauso groß wie für digitale. Die Nadelöhre 2 und 3 fallen kaum noch ins Gewicht.
    Aber was ist mit dem ersten Nadelöhr? Wie kann von Anfang an eine breitere Palette von Waren produziert werden? Das Internet hatauch in diesem Punkt zu Fortschritten geführt. Die Fähigkeit des Webs, die »diffuse Nachfrage« auszuschöpfen (also die Nachfrage nach Produkten, für die an keinem einzelnen Ort genug Nachfrage besteht, als dass sie in örtlichen Geschäften geführt würden, deren Verkauf aber Sinn macht, wenn man die Nachfrage danach aus der ganzen Welt aggregiert), führte dazu, dass Hersteller einen Markt für Waren fanden, die den Test des traditionellen Vertriebssystems nicht bestanden hätten. Folglich wurden mehr Nischenprodukte hergestellt, weil online auf dem globalen Markt genug Nachfrage nach ihnen bestand.
    Das war jedoch nur der Anfang, denn die wahre Internetrevolution bestand nicht darin, dass man nur eine größere Auswahl an Produkten kaufen konnte, sondern dass man eigene Produkte herstellen und sie an andere verkaufen konnte. Die zunehmende Verbreitung von Digitalkameras führte zu einer Explosion von Videos auf YouTube, digitale Desktop-Tools bewirkten dasselbe für Musik, Verlagswesen und Software. Mit etwas Talent konnte jeder alles herstellen. Niemand wurde mehr von der Teilhabe ausgeschlossen, weil der Zugang zu geeigneten Maschinen oder Vertriebsstrukturen fehlte. Mit Talent und Ehrgeiz fand jeder ein Publikum, selbst wenn man nicht bei der richtigen Firma arbeitete oder den richtigen Bildungsabschluss hatte.
    Im Web bestehen die »Waren« immer noch überwiegend aus Kreativität und ihren digitalen Ausdrucksformen, vor allem Text, Bild und Video. Sie konkurrieren mit den Handelsgütern zwar nicht um Verkäufe, aber um Zeit. Ein Blog mag kein Buch sein, aber letzten Endes sind beide nur unterschiedliche Arten der Unterhaltung oder Information. Die größte Veränderung des letzten Jahrzehnts bestand darin, dass die Menschen mehr Zeit damit verbrachten, privat erstellte Medieninhalte zu konsumieren, als mit dem Konsum professioneller Inhalte. Der Aufstieg von Facebook, Tumblr, Pinterest und ähnlicher Websites bedeutet eine gewaltige Verschiebung der Aufmerksamkeit von den kommerziellen Inhaltslieferanten des 20. Jahrhunderts hin zu den privaten Inhaltslieferanten des 21. Jahrhunderts.
    Jetzt geschieht dasselbe bei den materiellen Gütern. Statt Kameras und Musikbearbeitungstools geht es

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