Makers
und »Vorschubgeschwindigkeit«. Aber keine Angst: Was man braucht, hat man schnell gelernt, und irgendwann werden Schüler in der fünften Klasse im digitalen Werkunterricht alles Notwendige lernen. In den ersten Jahren der PC-Revolution klangen die PC-Grundbegriffe – »Pixel«, »Bytes«, »RAM« – auch noch nachGeheimlehre, und heute denken wir über derartige Details kaum noch nach, auch wenn das wohl vor allem daran liegt, dass die moderne Technologie die meisten im Hintergrund ablaufenden Prozesse vor den Anwendern verbirgt.
Bei der Maker-Bewegung wird das genauso sein. Heute sind die Anhänger der Bewegung geblendet von den Möglichkeiten der hochwertigen Geräte, die auf ihren Schreibtischen stehen. Die Geeks sind fasziniert von den fremden Begriffen und ungewohnten Techniken der materiellen Herstellung und stürzen sich in die Erforschung dieser fremden neuen Welt. Aber das ist nur der Vorgeschmack eines sich schnell verbreitenden Mainstream-Phänomens. Diese ersten Geräte werden bald so allgegenwärtig und einfach zu benutzen sein wie Tintenstrahldrucker. Und falls man aus der Vergangenheit schließen kann, wird die Welt sich durch diese Technologie noch schneller verändern als durch den Mikroprozessor eine Generation zuvor.
Wir alle sind jetzt Designer. Wir sollten endlich lernen, wie man es richtig macht.
KAPITEL 5
DER LONG TAIL DER DINGE
Massenproduktion ist das Richtige für die Massen. Aber was ist das Richtige für Sie?
An einem Samstag vor wenigen Wochen wollten meine beiden Töchter ihr Puppenhaus umdekorieren. Sie spielen seit einiger Zeit ein Videospiel, Sims 3 , praktisch ein virtuelles Puppenhaus, das man mit einer erstaunlichen Auswahl an Möbeln einrichten kann. Auch bei den Bewohnern (den »Sims«) hat man reichlich Auswahl und kann dann ihr Leben in der Sims-Welt verfolgen. Die eine Tochter hatte ihr Sims-Haus im Stil »moderne Karrierefrau« eingerichtet, mit Fitness- und Medienräumen. Die andere Tochter hatte sich für den Stil der 1960er-Jahre entschieden, mit stromlinienförmigen Geräten, Mod-Möbeln und eckigem Swimmingpool.
Wenn die Mädchen ihre »Bildschirmzeit« ausgeschöpft hatten, wollten sie das Spiel in ihrem echten Puppenhaus weiterspielen. Das ist typisch für Kinder, die in der digitalen Welt aufwachsen, wo alles möglich und verfügbar ist. Bei den Sims gibt es Hunderte von Möbeln zur Auswahl. Warum sollte man sich in der materiellen Welt mit weniger zufriedengeben?
Aber das funktioniert im echten Leben nicht immer. Zumindest noch nicht.
Ihr erster Gedanke war, natürlich, zu mir zu kommen und mich zu bitten, neue Möbel für sie zu kaufen. Mein erster Gedanke (nachdem ich »Nein« und »wartet auf eure Geburtstage« gesagt hatte) war, mich zumindest über die vorhandene Auswahl zu informieren. Ich ging ins Internet, und dort fielen mir schnell drei Dinge auf: 1. Puppenmöbel sind teuer; 2. es gibt erstaunlich wenig Auswahl; und 3. was den Kindern am besten gefällt, hat nie die richtige Größe für das Puppenhaus. Sorry, Mädels.
Daher fragten sie mich, zu meiner großen Freude, ob wir die Möbel nicht selbst bauen könnten. Meine Freude darüber, dass sie die Einstellung eines Heimwerkers an den Tag legten, wurde jedoch etwas getrübt von Erinnerungen an frühere gemeinsame Projekte, die nach wenigen Stunden damit endeten, dass Dad allein in der Werkstatt stand und über zerbrochene Holzteile und zerschnittene Finger schimpfte. Und selbst wenn ich durchhielt, endete eine Woche mühsamer Miniaturschreinerei erfahrungsgemäß damit, dass meine unförmigen Holzkreationen im Dachgeschoss des Puppenhauses landeten, weil sie mit der gekauften Einrichtung in den anderen Stockwerken nicht mithalten konnten.
Inzwischen besaßen wir jedoch einen 3-D-Drucker, einen MakerBot Thing-O-Matic, und daher hatte die Geschichte dieses Mal ein anderes Ende. Wir gingen zu Thingiverse, einem Online-Archiv für 3-D-Entwürfe, die Menschen hochgeladen haben. Und dort war es wie bei den Sims: Es gab einfach alles, jede Art von Möbeln, die man sich vorstellen konnte, von französischer Renaissance bis Star Trek , und man konnte alles einfach herunterladen. Wir schnappten uns ein paar viktorianische Stühle und Sofas, passten den Maßstab mit ein paar Mausklicks an unser Puppenhaus an, und drückten auf »bauen«. 20 Minuten später waren unsere Möbel fertig. Sie waren umsonst, schnell fertig, und die Auswahl war sehr viel größer als in der realen Welt oder auch bei
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