Makers
niedrigsten Arbeitslöhne bestimmt wird. Apple hat bewiesen, dass bei einer größeren Nähe zum Kunden die Produkte einer Firma besser zu den Bedürfnissen der Kunden passen. Auch wenn auf der Rückseite eines iPhones »Designed in California, Made in China« steht, bleibt über die Hälfte des Geldes, das für ein iPhone bezahlt wird, in den Vereinigten Staaten. Dies haben Nachforschungen aus dem Jahr 2011 durch Kenneth Kraemer von der University of California in Irvine und zwei weitere amerikanische Wirtschaftswissenschaftler ergeben. Sie schreiben:
»Diese Produkte, einschließlich der meisten Bauteile, werden zwar in China produziert, dennoch profitiert vor allem die US-Wirtschaft von ihnen, weil Apple immer noch Produktdesign, Softwareentwicklung, Produktmanagement, Marketing und andere gut dotierte Funktionsbereiche in den Vereinigten Staaten behalten hat. China spielt eine weit kleinere Rolle, als die meisten bei flüchtiger Betrachtung glauben. Angesichts steigender Transportkosten, des politischen Risikos von Handelskriegen und Zöllen sowie der versteckten Kosten von Lieferverzögerungen und -ausfällen sowie der riesigen Lagerbestände, die notwendig sind, um solche Störungen zu puffern, könnte die Abwanderung der Produktion nach Osten ihren Höhepunkt bereits überschritten haben.« 38
Können Maker Arbeitsplätze schaffen?
Die Anzahl der Jobs in der Industrie ist in den letzten Jahren allerdings nicht gestiegen. Während sich die Produktionsleistung in den vergangenen vier Jahrzehnten verdoppelte, sank die Zahl der Beschäftigten in der Industrie im selben Zeitraum um etwa 30 Prozent. Die Produktionssteigerung war ein Ergebnis verbesserter Produktionseffizienz (überwiegend durch Automatisierung), die zu mehr Produktivität pro Arbeiter führte, aber nicht zu mehr Arbeitern.
Die größten Jobmotoren in der amerikanischen Wirtschaft sind kleine bis mittelgroße Betriebe, also exakt die Sorte Betrieb, die in der Industrie in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener wurde, als Unternehmen nach Einsparmöglichkeiten durch Massenproduktion suchten, um mit den niedrigen Lohnkosten in Übersee konkurrieren zu können.
Dass die kleinen Betriebe Jobs schaffen, stimmt allerdings nur eingeschränkt. Denn kleine Betriebe vernichten einen Großteil der Jobs, die sie schaffen, auch wieder, weil die meisten von ihnen innerhalb von drei Jahren wieder aufgeben müssen. Und selbst diejenigen, die es schaffen, sind meistens Einzelunternehmen, in denen also nur der Eigentümer arbeitet, und das oft noch nicht einmal in Vollzeit.
Die richtigen Jobmotoren sind kleine Firmen, die zu größeren Unternehmen heranwachsen. Aber im Gegensatz zur ersten industriellen Revolution müssen diese Unternehmen heute keine Industriegiganten sein mit ganzen Armeen an Arbeitern. Der Großteil der Internetwirtschaft besteht aus Firmen mit wenigen Hundert Angestellten, wie Twitter oder Tumblr. Dasselbe gilt für Industriebetriebe, die nach dem Maker-Modell entstanden.
Ein Beispiel: Aliph stellt die geräuschunterdrückenden kabellosen Jawbone-Headsets her. Die Firma wurde im Jahr 1999 von zwei Stanford-Absolventen gegründet, Alex Asseily und Hosain Rahman, und verkauft inzwischen mehrere Millionen Headsets und tragbare JamBox-Lautsprechersysteme pro Jahr. Eigene Fabriken besitzt Aliph nicht, die gesamte Produktion ist ausgelagert. Aliph erstellt die Bits, die Partnerfirmen produzieren die Atome, und gemeinsam sind sie eine ernsthafte Konkurrenz für Sony.
An der Entwicklung der Jawbone-Headsets sind über 1000 Menschen beteiligt, aber Aliph hat nur knapp über 100 Angestellte. Dieübrigen arbeiten bei den Produktionspartnern. Bei den meisten anderen erfolgreichen Firmen, die diesen Weg eingeschlagen haben, ist es ähnlich. Die Umsätze und Profite haben den Rahmen eines »Kleinbetriebs« überschritten, nicht jedoch die Anzahl der Angestellten. Weil sich diese Firmen am Web als Vorbild orientieren, bleiben sie eher schlank.
Allerdings gibt es auch ziemlich viele von ihnen, weil die Einstiegshürden so niedrig sind. Bei so vielen kleinen Herstellern und Unternehmen steigen die Chancen, dass manche groß werden. Alle Start-ups werden in der Hoffnung gegründet, sie könnten das nächste Facebook werden, und dieses Silicon-Valley-Modell ist der eigentliche Wachstumsmotor der Wirtschaft. Selbst wenn kaum ein Start-up es so weit bringt, schaffen die wenigen, die es tun, möglicherweise mehrere Milliarden Dollar schwere Industriezweige
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