Makers
Eilaufträge für Kunden, die bereit sind, dafür zu bezahlen. Ein Konzept, das sich bei Regionalentwicklern zunehmender Beliebtheit erfreut, deren Job es ist, Unternehmen in ihre Stadt zu locken, ist das »Economic Gardening«: So wie kleine Gartenparzellen neben großen industriellen Landwirtschaftsbetrieben bestehen können, so können auch kleine produzierende Betriebe bestehen, wenn sie flexibel und innovativ sind.
In New York City wird in kleineren Betrieben immer noch alles Mögliche hergestellt, von Briefumschlägen (Kunden können die Fabrik besichtigen und sich die Entwürfe anschauen, bevor sie in Produktion gehen) bis zu in Handarbeit hergestellten BMX-Rädern bei Brooklyn Machine Works (bei 2800-Dollar-Rahmen haben niedrige Löhne keine hohe Priorität). In San Francisco repräsentiert eine erfolgreiche Gruppe namens SFMade mehrere Dutzend Einzelunternehmer, die vor Ort produzieren, von Timbuk2-Taschen bis Mission-Motors-Motorrädern.
Die Branchen, die die Nähe zu ihren Absatzmärkten nutzen, reichen von maßangefertigten Möbeln, die den direkten Kundenkontakt brauchen, bis zu Luxusmatratzen (Produktion auf Bestellung senkt die Kosten) und Nischenmode (mein eigenes Bürogebäude im angesagten Hightech-Distrikt South of Market beherbergt auch einige Textilfabriken, in denen chinesische Einwanderer mit vor Ort hergestellten Designs arbeiten). Das alles ist nicht neu, aber heute sind diese Firmen nicht mehr nur lokal. Wenn sie innovativ genug sind, dann können sie auch weltweit verkaufen, über das Internet.
Ein Beispiel hierfür ist der Edelschokoladenhersteller Tcho in SanFrancisco. Diese komplette Fabrikproduktion von der Kakaobohne bis zur Schokolade wird von den Gründern von Wired auf einer umgebauten Pier in der Bucht von San Francisco betrieben. Sie begannen mit lokalen Verkäufen und befriedigten dieselbe exklusive Nachfrage nach handwerklich hergestellten Produkten, die auch schon Luxuskaffeehändlern wie Peet’s (ebenfalls ursprünglich aus San Francisco) Jahrzehnte vorher zum Aufstieg verhalf. Doch Tcho ist ein Kind des Internetzeitalters, und deshalb wagte sich die Firma schneller auf den globalen Markt, sowohl über E-Commerce als auch über Mundpropaganda im Internet. Heute, fünf Jahre nach der Gründung, werden Tcho-Produkte von über 400 Einzelhändlern im ganzen Land verkauft. Die von Internetpionieren geleitete Fabrik am Pier in San Francisco stellt rund um die Uhr Schokolade her, um die Nachfrage befriedigen zu können.
Geografie als Kalkulationsfaktor
Wahrscheinlich werden Firmen auch in Zukunft weiterhin Produktionen nach China oder in andere Niedriglohnländer auslagern. Für viele Branchen ist die Kombination aus relativ billigen Arbeitskräften und der Lieferantenkonzentration in Guangdong einfach unschlagbar. Aus diesem Grund werden in Amerika keine Handys hergestellt, und China ist das Weltzentrum der Spielzeuge.
Aber der Weg ins Ausland ist offensichtlich nicht die einzige Lösung. Bei bestimmten Produktionsmengen wird die Produktion in riesigen chinesischen Fabriken wohl auch weiterhin nicht zu toppen sein. Aber bei anderen Größenordnungen könnte eine Produktion im eigenen Land mit minimalen Verzögerungen und maximaler Flexibilität die bessere Wahl sein. Und mit fortschreitender Automatisierung wird das wirtschaftliche Gefälle zwischen einer Produktion in China und einer Produktion in den Vereinigten Staaten immer kleiner werden.
Die Kalkulation einer »Produktion hier« im Vergleich zur »Produktion dort« könnte zum Beispiel so aussehen:
Eine imaginäre neue Firma, WindCo, stellt ihr erstes Produkt her, eine kleine Windkraftanlage für den Garten hinter dem Haus. Den ersten Prototyp, plus ein paar mehr, um sie an Partner zu verschicken, stellt dieFirma selbst her. Als Nächstes muss die Produktion anlaufen. Aber die Firma ist so klein, dass sie die notwendigen Produktionskapazitäten selbst nicht hat. Also beauftragt sie eine chinesische Fabrik mit der Produktion.
So kommt das Produkt auf den Markt. Aber sobald die Verkaufszahlen den dreistelligen Bereich erreichen, werden die Grenzen dieses Modells deutlich. Zunächst einmal ist es unflexibel: Wenn das Produkt ausverkauft ist, dauert es Monate, bis eine neue Lieferung ankommt. Außerdem arbeitet die chinesische Fabrik lieber mit großen Losgrößen, also kommen bei WindCo riesige Mengen pro Lieferung an, die mit der Zeit und Stück für Stück abverkauft werden müssen. Dadurch ist sehr viel Kapital
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