Makers
Community unsere Designs.
Wenn mehr Menschen sich an solchen Projekten beteiligen sollten, mussten wir es einfacher für sie machen. Statt nur die Designs zu veröffentlichen und die Mitglieder die Teile selbst kaufen zu lassen, sollten wir komplette Bausätze anbieten. Dazu mussten wird die Einzelteile in großen Mengen einkaufen, die einzelnen Bausätze zusammenstellen und eine Möglichkeit finden, um Bestellungen entgegenzunehmen.
Dafür mussten wir allerdings eine richtige Firma gründen. Ich bat Jordi, mich dabei zu unterstützen, und als er einwilligte, wollte ich etwas mehr über ihn erfahren.
Er erzählte mir Folgendes: Als er sein erstes Posting ins Forum stellte, war Jordi Muñoz Bardales (wie sein vollständiger Name lautete) 19 Jahre alt. Er wurde in Encinada in Mexiko geboren und hatte die Highschool in Tijuana besucht. Er war gerade erst nach Riverside gezogen, einem Vorort von Los Angeles. Seine Freundin aus der Highschool, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besaß, war schwanger, und so hatten sie vor Kurzem geheiratet. Er spielte in ihrer Wohnung in Riverside mit dem Helikopter herum, weil er noch auf seine Greencard wartete und sonst nichts anderes zu tun hatte. Er war nie auf ein College gegangen.
Natürlich war all das völlig egal. Wichtig war nur sein Können, und das hatte er schon mit durchschlagendem Erfolg unter Beweis gestellt. Heute ist Jordi Geschäftsführer von 3D Robotics Inc., einem mehrere Millionen Dollar schweren Unternehmen mit einer supermodernen Fabrik in San Diego. Er ist heute 24 Jahre alt.
Wie konnte es zu dieser Verwandlung kommen? In drei Schritten:
Ein schlauer junger Mann, der zufällig nicht in den Vereinigten Staaten geboren wurde, nicht sehr gut Englisch sprach und auch in der Schule nicht allzu gut war, hatte Zugang zum Internet . Er war neugierig und ehrgeizig, und so verwandelte er sich mithilfe der größten Informationsquelle der Geschichte in einen führenden Experten auf dem Gebiet der Flugrobotik. Er folgte nur seiner Leidenschaft, aber dabei erarbeitete er sich ganz nebenbei einen »Doktortitel an der Google-Universität«.
Als ich beschloss, allen Widrigkeiten zu trotzen und eine Firma für Luftrobotik zu gründen, hatte ich dabei als Partner den größten Experten auf diesem Gebiet, den ich kannte. Ich habe nie einen Lebenslauf von ihm gesehen. Ich brauchte ihn nicht. Der Mann hatte sein Können schon unter Beweis gestellt durch die außergewöhnlichen Dinge, die er vollbrachte.
Mit jeder Menge Unterstützung durch die Community, sehr viel Mut und weiterer Google-Recherche lernte Jordi die Grundlagen der Elektronikfertigung und der Produktion. Er stellte ein Team aus amerikanischen und mexikanischen Ingenieuren mit bikulturellem Hintergrund ein, die alle in den 20ern waren. 35 Wie Muñoz lernten auch sie online schnell alles, was sie wissen mussten, indem sie recherchierten, aber auch andere Leute fragten. 18 Monate später leiteten sie eine der weltbesten Fabriken für Robotertechnik.
Wie groß wären wohl die Chancen vor 20 Jahren gewesen, dass der Herausgeber der Zeitschrift Wired seine neue Flugrobotikfirma zusammen mit einem 19-jährigen Highschool-Absolventen aus Tijuana aufbaut? Und doch erscheint es heute selbstverständlich. Warum sollte man eine Firma nicht gemeinsam mit Menschen aufbauen, mit denen man bereits gut zusammengearbeitet hat, und die sich dabei bewährt haben? Warum sollte man dann ein Risiko eingehen und auf jemanden setzen, den man nicht kennt, nur weil die Person einen Abschluss von einer guten Schule hat?
Das ist der Long Tail der Talente. Durch das Internet haben Menschen die Chance, zu zeigen, was sie können, unabhängig von ihrer Ausbildung oder Berufserfahrung. Gruppen können sich einfach ohne betrieblichen Rahmen bilden und zusammenarbeiten, egal, ob es sich dabei um »bezahlte Arbeit« handelt oder nicht. Diese informellen Organisationen unterliegen auch weniger geografischen Einschränkungen. Talentierte Menschen können überall leben und müssen nicht ihren Wohnsitz wechseln, um einen Beitrag leisten zu können.
Der Kolumnist der New York Times , Thomas Friedman, schrieb: »Früher waren billige Arbeitskräfte aus dem Ausland nur für einfachste Tätigkeiten leicht verfügbar. Jetzt sind billige Genies aus dem Ausland genauso leicht verfügbar.« Sie sind nicht nur billig, weil sie für weniger Geld arbeiten; sie sind billig, weil sie oft völlig ohne Bezahlung als globale Freiwillige an einem Projekt
Weitere Kostenlose Bücher