Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
Vom Netzwerk:
papierdünnen Universen aus, die aufeinandergeschichtet sind. Es ist möglich, daß die Universen ineinander eindringen, wenn das auch ihre Bewohner nicht wissen. Von Zeitgabelungen oder Zeitreise will ich gar nicht anfangen.“
    „Führe erst einmal die Sprünge zu Ende.“
    „Meiner Ansicht nach ist die beste Methode, sich Sprünge vorzustellen, das folgende Modell: Wir springen auf eine Woge von Überlichtgeschwindigkeit, die auf ein fernes Ufer zustrebt. Wir brauchen die Initialgeschwindigkeit und die Umschaltung auf Tachyon, um hinaufzukommen. Diese Woge trägt uns auf das Ufer zu, das vielleicht grob deckungsgleich mit unserem Zielstern in unserem Raum-Zeit-Kontinuum ist. Wir springen dadurch von ihr ab, daß wir auf die Tardyon-Struktur mit Unterlichtgeschwindigkeit umschalten, während wir noch in Bewegung sind. Du mußt dir das so ähnlich vorstellen wie eine Person, die von einem langsam fahrenden Fahrzeug abspringt und dann in Fahrtrichtung weiterlaufen muß. Wenn wir erst einmal von der Woge herunter sind, können wir langsamer werden. Tardyon- und Tachyon-Struktur sind nur relative Begriffe. Wir fühlen uns nicht viel anders, ob wir jetzt in der einen oder in der anderen sind.“
    „Viel wissen wir nicht, oder?“ sagte John.
    „Eleganz fehlt der Erklärung, aber die grobe Beschreibung von dem, was sich abspielt, wird verschwinden, wenn wir mehr erfahren. Mein Traum ist ein Antrieb, der uns überhaupt nicht aus unserem Bezugsrahmen herausführt, oder so wenig wie möglich.“
    „Wie würde der aussehen?“ fragte John. Er wußte, daß er die Diskussion dazu benutzte, sich selbst abzulenken, aber ein anderer Teil von ihm sah sich von den Vorstellungen gefesselt.
    „Eine direkte Kontrolle der Elastizität des Raums um das Schiff – eine direkte Änderung der Raumkrümmung, ohne daß dabei unser Universum verlassen wird. Wenn sich eine solche Methode zur Erreichung von Überlichtgeschwindigkeit finden lassen sollte, dann ergibt sich natürlich eine leichte Verzerrung der Sterne im optischen Bereich, aber das ließe sich ausgleichen. Navigation wäre dann genauer, weil wir noch ein gewisses Maß von Informationen aus unserem eigenen Bereich hätten, die wir interpretieren könnten.“
    „Wie steht es aber dann mit der Beziehung Masse-Zeit-Geschwindigkeit?“
    „Die wäre nicht berührt davon, weil wir eigentlich die Lichtgeschwindigkeit nicht überschreiten oder uns als ein sich beschleunigendes Objekt bewegen würden, auf das die Kraft sich auswirkt. Wir würden dann in gewisser Beziehung den Raum um das Schiff bewegen. Die Masse würde die Unendlichkeit nicht erreichen, die Zeit würde sich in Beziehung auf andere Orte nicht zusammenziehen, und wir würden dem Universum nicht Energie dadurch entziehen, daß wir bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit unsere Masse immer mehr vergrößern. Nur die Entfernung wäre reduziert. Wir wären dann selbst ein kleines Universum, das sich wie ein Geist durch das normale Universum bewegt.“
    „Warum stoßen wir nicht mit einem Stern zusammen, wenn wir herauskommen? Und warum fühlen wir uns nicht anders, wenn wir im Tachyon-Universum sind?“
    „Das Glück, die gigantische Größe des Raums sind dafür verantwortlich, daß das Risiko einer Kollision mit einer Sonne oder einem Planeten so gering ist. Vielleicht ist es aber auch so, daß die Art der Gravitation, anziehend oder abstoßend, es einfach unmöglich macht, in einer Sonne oder auch nur in der Nähe eines materiellen Körpers mit einem tiefen Gravitationsbrunnen herauszukommen.“
    „Das verstehe ich nicht – aber wie steht es mit der Tatsache, daß wir uns nicht tachyonisch fühlen?“
    Rob zuckte die Achseln. „Das tun wir nicht, weil das Tachyon-Universum ein geschlossenes physikalisches System wie unser Universum ist. Entsprechende physikalische Strukturen ersetzen unsere. Wie könnten wir vergleichen? Alle Realitäten richten sich nach dem Beschauer. Wenn wir vielleicht halb Tachyon und halb Tardyon wären, würden wir den Unterschied merken, aber nicht, wenn wir vollständig das eine oder das andere sind.“
    „Ich denke, das verstehe ich.“
    John sagte nichts mehr. Er drehte seinen Stuhl im Kreis herum und sah sich alle Schirme an. Er stand auf einer offenen Plattform im Weltraum, und die Pracht um ihn herum verlieh ihm ein Gefühl, als sei er ein begrenztes Bündel Bewußtsein, das Resultat eines Sturzes in sich selbst hinein. Er war in diesem Augenblick ein kleines Einzelteil, das

Weitere Kostenlose Bücher