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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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im Fluß der Zeit stellte. Auf Planeten trägt jeder den Tod im Herzen und vergiftet seine Zukunft mit der Aussicht auf Ruin. Die Jungen nehmen den Tod als weit entfernten Zerstörer wahr, der langsam auf sie zueilt und sie eher einholt, als sie das erwartet haben. Verzweiflung und Angst sind die rechte und die linke Hand des Todes und gewinnen für ihn seine Schlachten. Auf den Planeten sind die Lebenden tot, bevor sie sterben, und wenn der Sieger Tod kommt, sucht er sich selbst auf. Richard Buleros Worte sprachen über die Zeiten hinweg zu ihm und sagten: „Wir haben das Sonnensystem überlebt. Unsere Sozialform verleiht uns die nötige Dauerhaftigkeit, Flexibilität und Beweglichkeit, um die meisten Enden zu vermeiden. Die Zeit gibt die geduldige Sammlung von Wissen, damit wir uns selbst und das Universum besser erkennen. Wir werden weiterbestehen.“
    Plötzlich wurde es John klar, daß er nur einen kleinen Teil von sich selbst erlebte. Er wollte wie alle anderen in der Heimat leben: Er wollte über ihr Wissen verfügen, ihr Gefühle erleben, mit ihnen lieben. Aber das Gefühl verschwand, als versuche jemand, es ihm zu stehlen.
     
    John lehnte sich über den Tischschirm und beobachtete die dreihundertzehn Kilometer lange Begleitwelt, die unter ihnen im Raum hing.
    „Alle grundlegenden Systeme sind jetzt einsatzbereit“, sagte Rob, der rechts von John vor dem Schirm saß. „Der größte Teil der Bevölkerung ist eingezogen.“
    Um sie herum waren die fünfundzwanzig Schirme des Observatoriums alle angeschaltet und zeigten das Panorama des Praesepe-Haufens, aus dem die beiden Makrowelten sich entfernten und bis zur Lichtgeschwindigkeit beschleunigten. Leas Zwillinge leuchteten zwar noch hell, aber schon bald sollten sie sich in dem hellen Schwärm verlieren.
    „Geht es dir besser?“ fragte Wheeler.
    „Ich freue mich auf meine Vollbürgerschaft mit der Verbindung“, sagte John. Es hatte keinen Zweck, seine Gefühle zu erwähnen, bevor er sich darüber klar war, was er über seinen Aufenthalt auf Lea, über die Heimat und über sich selbst denken sollte.
    Er schaute zur Begleitwelt hinüber. Die Vorstellung, daß das Schwerkraftfeld diese ganze Masse schob, war merkwürdig, auch nachdem er selbst es so oft in dem Gleiter benutzt hatte. Er stellte sich einen riesigen Fisch vor, der im Wasser schwamm, während der Gravitationsgenerator Wellen schlug, die gegen die Biegung des Raum-Zeit-Kontinuums schlugen.
    „Eines Tages“, sagte Wheeler, „brauchen wir diese Art von fliegendem Start nicht mehr. Dann können wir den Sternenantrieb anschalten, sobald wir einigermaßen weit von der Sonne weg sind. Die Umstellung auf die Tachyon-Struktur ist recht kostspielig.“
    „Wie lange dauert es, bis wir die Lichtgeschwindigkeit erreichen?“
    „Drei Monate. Eigentlich könnten wir auch schon bei halber Lichtgeschwindigkeit auf Tachyon-Führung umschalten, wenn unsere Richtung für den Sprung zu Sol richtig eingestellt ist. Der Bereich für mögliche Fehler ist groß – das ist so ähnlich, als würden wir mit einer Nadel in ein Stück zusammengeballten Stoff stechen und dabei hoffen, ein Knopfloch zu treffen. Wir kommen glücklicherweise immer in einer Entfernung von ungefähr einem halben Lichtjahr heraus. Es ist also nach unserer Zeit nicht weit.“
    John wußte, daß es eine Anzahl von Komplementärtheorien gab. Man hatte es den Tachyon-Führungseffekt, den Tachyon-Quantensprung und anderes genannt. Nach der Beschreibung des Tachyon-Universums verfügte es über eine Raumkurvung von großer Variabilität.
    „Das Tachyon-Universum“, sagte Wheeler, „ist, sehr bildlich gesprochen, an unseres angeklebt, auf der anderen Seite, um die Metapher weiterzuführen, und das ist der Grund, warum unser Raum in so hohem Maß elastisch ist. Von unserem Bewußtsein aus betrachtet ist Tachyon, praktisch ausgedrückt, in Raum und Zeit stärker dehnbar und kann dichter komprimiert werden, als das in der üblichen Verformbarkeit unseres Raum-Zeit-Kontinuums der Fall ist.“
    „Wie sieht das üblicherweise bei uns aus?“
    „Du weißt es ja – bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit senkt sich die erlebte Zeit auf Null, und die Masse steigt ins Unendliche. Die Extremfälle, von denen die Theorie ausgeht, kommen natürlich nie vor, aber diese Extremfälle dienen als eine Art Barriere zwischen den Universen, als Grenzen zwischen Bereichen mit verschiedenen physikalischen Gesetzen. Die Dimensionentheorie geht von

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