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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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natürlichen Welten aufrechterhalten werden?
    Rob lächelte und ließ ihn mit seinem Blick los. John wußte, wie die Leitfigur ihm seine Frage beantwortet hätte. Ursprüngliche Typen mußten nach dem Gesetz genau wie Neuerungen erhalten werden. Der Wert der menschlichen Anpassungsfähigkeit und Kreativität ließ sich nicht voraussagen. Sein Leben gehörte ihm selbst, war seine eigene Last, mit der er tun konnte, was er wollte. Was aber konnte er je tun, um der Welt um ihn herum zu gefallen oder ihr zu nutzen? Er spürte in sich einen allgemeinen, gestaltlosen Hunger, eine unbestimmte Verehrung, die auf nichts andres gerichtet zu sein schien als auf sich selbst. Dort fanden sich Antworten auf Fragen, die er noch nicht einmal in Worte zu fassen wußte.
    Er drehte sich um, und die Tür öffnete sich für ihn. Er trat mit einem Gefühl von Ignoranz und Furcht in den Gang hinaus.

 
14. Unzufriedenheit
     
    Die Ebene sechs lag in Dunkelheit, als er auf das Apartment zukam. Der Himmel war halb von den hellen Sternen Praesepes und halb vom Glanz von weiter entfernten Sonnen erleuchtet. Die geschwungene Räche der in regelmäßigen Abständen stehenden Wohnsäulen stützte den Nachthimmel. Massige Eichen und weiße Birken von der Erde raschelten in dem sanften Windhauch.
    Er ging an drei olivenhäutigen Männern vorbei, die auf einer Bank in der Nähe des Zutritts zu den Säulen saß. Er kannte sie nicht, aber sie sahen ihn mit ihren großen braunen Augen an. Er verspürte eine Feindseligkeit ihnen gegenüber, als er durch den Torbogen trat. Er war ein Eindringling aus der Vergangenheit. Sie, groß, schwarzhaarig, anmutig, waren die echten Makroweltler. Er dagegen war nicht einmal die Kopie eines Pioniers, sondern der Schatten eines Mannes, der zurückgeblieben war.
    Er wandte sich nach links und nahm die Kurve zu seinem Apartment an ihrem Ende. Die Tür glitt auf, und er trat ein.
    Margaret Toren-Bulero stand in der Mitte des Wohnzimmers. Er blieb stehen und sah sie an wie eine Fremde. Sie teilten dieses Apartment nun schon seit mehr als einem halben Jahr, seit er die Unterkunft in Ebene fünf verlassen hatte. Als er den Knoten aus langem schwarzen Haar ansah, den sie an ihrem Hinterkopf hochgebunden hatte, dachte er an die Nähe, die sie vor sechs Monaten gespürt hatten. Ihre Haut neigte dazu, die Bräune zu verlieren und sehr weich und weiß zu werden. Sie war kein Klon einer Person, sondern eine Mischung von Erbgut von Janet Bulero und Margot Toren mit Modifikationen.
    Sie beantwortete seinen Blick ohne Blinzeln.
    „Du wolltest dich mit mir treffen“, sagte sie.
    „Ich hatte keine Lust dazu.“ Er ärgerte sich über das Bild von ihm, das sie durch ihr Alter bekam.
    „Du hast deine Menschheit-II-Seminare schleifen lassen.“
    „Das ist doch wohl meine Sache, oder?“
    „Du wirst zurückfallen.“
    „Das ist mir im Augenblick egal. Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?“
    Einen Augenblick lang reagierte sie nicht. „Komm, lieben wir uns. Das wird dich entspannen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich gehe auf Lea hinunter.“
    Sie trat näher auf ihn zu und sah ihn direkt an. Sie war dünn und anmutig und vermittelte ihm in seiner Gedrungenheit ein Gefühl von Unflätigkeit.
    „Wozu denn bloß?“ fragte sie.
    „Ich will sehen … wie sie leben, wie es aussieht.“
    „Du weißt eigentlich gar nicht wirklich, warum du gehen willst, oder?“
    „Ich möchte eine natürliche Welt sehen.“
    „Sie sind Tiere. Das Leben ist ein endloser Krieg. Willst du das sehen?“
    „Ich habe ein Recht zu gehen.“
    „Ich empfehle dir das nicht. Du läßt dich sehr leicht beeindrucken.“
    „So bald bekomme ich dazu nicht wieder eine Möglichkeit.“
    „Später wirst du damit besser fertig, nicht jetzt.“
    Er erinnerte sich daran, wie sehr er sie einmal gebraucht hatte, wie froh er gewesen war, als sie ihn aus der Einsamkeit der Unterkünfte herausgeholt hatte.
    „Ich möchte unsere Verbindung auflösen“, sagte er.
    „Du bist aufgeregt. Denk später darüber nach.“ Sie versuchte, ihn zu umarmen.
    Er schob sie weg und wandte sich zum Gehen. Er wußte, daß er nie wieder in diesem Apartment leben konnte. Margaret war der Manager und ließ für ihn selbst nichts übrig; sie meinte es gut, war aber nicht in der Lage zu verstehen, was er wollte, besonders wenn er selbst es nicht wußte. Es war nicht fair, bei ihr zu bleiben.
    Sie sagte kein Wort, als er aus der Tür ging.
     
    Im nächsten Aussichtsraum saßen nur ein

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