Makroleben
Ratsvorsitzenden.
„Also, setz dich. Ich habe auf deinen Besuch schon gewartet.“ Blackfriar klopfte mit seinen Knöcheln auf den Schreibtisch, als John sich hinsetzte. „Altes Teakholz von der Erde. Da kommt nichts ran, nicht einmal spiegelglatt poliertes Bulerit.“ Er machte eine Pause. „Warum möchtest du gehen?“
„Ich kann keinen Grund nennen – ich will es bloß sehen.“
„Es ist dir doch wohl klar“, sagte Blackfriar und lehnte sich zurück, „daß ein Makroweltler auf einer Dreckwelt eine machtvolle Einzelperson ist? Wir verlieren eine Menge, wenn wir jemanden von uns verlieren. Angst?“
„Ich glaube nicht, daß die Welt eine Bedrohung für uns darstellt.“
„Hast du eine Idee, wie du denen da drunten helfen kannst?“
„Ich weiß es nicht – ich weiß gar nichts. Ich will mich umschauen.“
„Gut. Was denkt Margaret?“
„Wir lösen unsere Verbindung auf.“
Blackfriar zuckte die Achseln. „Das ist nichts Ungewöhnliches. Vielleicht wird dir deine Erfahrung eines Tages nützen. So wenig von uns haben direkte Erfahrungen mit natürlichen Welten.“
John sah ihn direkt an. Es störte ihn, so locker akzeptiert zu werden.
„Hast du dich schon mit Wheeler unterhalten?“ fragte John.
Blackfriar lächelte und lehnte sich nach vorn. „Natürlich. Geh, aber besuche vorher die Ärzte. Es gibt eine Menge riskanter Dinge, die du über Dreckwelten wissen solltest.“
„Mach ich.“ Blackfriars gutgelaunte Sympathie hatte ihn desorientiert.
„Ich kenne den Blick, John. Ich selbst habe ihn auch schon benutzt. Du traust mir nicht. Mach dir nicht die Mühe, mir zu antworten. Was ich weiß, das braucht man mir nicht bestätigen. Laß mich dir sagen, was es heißt, lange zu leben. Die jüngeren Leute sind es, die am meisten verhärtet sind, weil sie verlangen, daß sich die Dinge so und nicht anders entwickeln – wie sie es wollen, und nicht anders, einer Vorstellung von gesunder Entwicklung entsprechend, die sie für richtig und gerecht halten. Sie schließen aus und schließen ein, konzentrieren alle ihre Fähigkeiten auf ihren Wunsch, wie der auch aussehen mag. Und sie bekommen oft, was sie wollen. Auf die Dauer ist gegen eine solche Geduld und Beharrlichkeit kein Gras gewachsen, denn wenn die eine Chance auf Erfolg auftaucht, dann ist der junge Mensch da und wartet, bereit sie zu ergreifen. Er war auch schon vorher die ganze Zeit da, als es noch keine Chance gab. Diese eine Gelegenheit ist die einzige, die er braucht. Das ist der Grund, warum die Jugend den historischen Ruf hat, sie bewirke Erneuerung und Veränderung!“
„Worum geht es dir?“
„Siehst du das nicht? Der Ansatz der Jugend ist eng. Je älter man wird, desto offener steht man Erneuerungen gegenüber, zumindest in unserem Lebensstil. Du wirst langsam einsehen, wie lange man dazu braucht, um etwas wirklich gut zu machen, und du wirst wissen, daß du die Zeit dazu hast, wenn du geduldig bist. Du wirst dir die Zeit nehmen, mehr als eine Sache gut zu machen. Auf den Dreckwelten waren die Alten und die Jungen starr. Die junge Person hatte nur einen Beitrag zu leisten; die Alten hatten nur eines zu erhalten – das, was sie als Junge gelernt hatten. Es blieb keine Zeit, mehr zu tun, keine Energie. Deshalb mühten sich die Generationen ab, von einer Hand in die andere, kannten ihre Enge nicht, blind aus Mangel an Leben und Vitalität. Sie konnten das nicht haben, was wir besitzen und was noch vor dir liegt.“
„Das weiß ich alles“, sagte John.
Blackfriar stand hinter seinem Schreibtisch auf und streckte seinen riesigen Körper. Dann kam er in die Mitte des Raums hinüber. John stand auf. Blackfriar blieb stehen und sah auf ihn herab. „John, was du willst, ist unbestimmt genug, um mich zu interessieren. Du willst losgehen und in Orten herumwühlen. Geh zu Miklos Anastasian; der wird dir helfen hinunterzukommen. Rees wird die endgültige Abtrennung der äußeren Schale beaufsichtigen, aber Miklos geht hinunter auf die Dreckwelt. Ich denke, er und du, ihr werdet gut miteinander auskommen. In einiger Zeit wird ein Untersuchungsteam landen und eine Art historischen Bericht machen. Das interessiert mich sehr. Aber für den Augenblick schicken wir dich.“ Er lächelte wieder. „Jetzt muß ich losgehen und einen bitteren Streit in den äußeren Ebenen beilegen. Scheinbar nimmt die neue Welt Gerätschaften mit, die sie nicht bekommen soll. Vielleicht hört die Forschungsabteilung eines Tages auf, sich zu beschweren,
Weitere Kostenlose Bücher