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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Sprachbeherrschungsausgänge konnte er von dem Gleiter erreichen, aber für ein volles Lehrprogramm brauchte er eine direkte Verbindung zu Menschheit II.
    Als er Anulka ansah, hatte er das Gefühl, daß sie älter als Margaret war, obwohl er wußte, daß dies nicht der Fall sein konnte. Trotz der verfallenden Stadt machte der Planet einen jugendlichen Eindruck. Er wuchs ohne Vorausplanung, drehte sich in seinen Jahreszeiten, erneuerte sich in seinem Luftkokon, durchlebte eine Existenz nach der anderen und veränderte sich immer wieder in dem zeitlosen Licht seiner Sonnen. Die Existenz des Planeten stand im Gegensatz zu dem Bettlerdasein seiner menschlichen Bewohner. Die Sonnen waren ein Paar von Verschwendern, nachlässige Götter, die ihren Reichtum in den Weltraum verschleuderten. Sie besaßen einen solchen Überfluß von Energie, daß selbst ein kleiner Bruchteil davon ausreichen würde, um diese Welt zu verändern.
    Anulka drehte sich um und gab ihm durch eine Handbewegung zu verstehen, er solle ihr folgen. Er zögerte, folgte ihr aber dann zu dem Turm. Sie kletterte in die Öffnung. Er stieg hinter ihr her und begann, die Leiter herunterzuklettern. Bei Tag war es in dem Schacht heller, und seine Augen paßten sich schnell an.
    Er sah nach unten und bemerkte, daß sie unter seinen Füßen kleiner wurde. Er kletterte schneller die Leiter hinunter.
    Nach einiger Zeit rief er ihren Namen, und sie antwortete ihm mit einem fragenden Laut.
    „Nichts“, sagte er. „Ich wollte nur deine Stimme hören.“
    Irgendwie verstand sie ihn und lachte.
    In dem Schacht herrschte ein erdiger Geruch, als verfaule etwas auf seinem Grund. Es schien eine lange Zeit vergangen zu sein, als er anhielt und herabschaute. Er erkannte ihre dunkle Gestalt, wie sie sich in einem Lichtkreis bewegte. Sie hatte den Grund erreicht und ging wartend hin und her.
    Er beeilte sich, aber als er selbst den Grund erreichte, ging sie bereits vor ihm her in einen langen Tunnel. Er folgte ihr und erinnerte sich, wie er als Kind in dem Konstruktionslabyrinth unter der Landschaft gespielt hatte. Er dachte daran, wie er geheimnisvollen Erwachsenen, Menschen, die schon hundert Jahre vor seiner Geburt alt gewesen waren, dabei zugesehen hatte, wie sie ihrer Arbeit nachgingen.
    Anulka führte ihn in einen weiteren Schacht. Während er hinter ihr die Leiter hinunterkletterte, erinnerte er sich daran, wie er zu Hause die ersten Generatoren gesehen hatte, riesige Geräte, die die Kraft der Sterne enthielten, umgeben von pilzartigen Gravitationsanlagen in einem Kreis von Speisungsgeräten und Konvertern. Er stellte sich die inneren Feuer des Planeten unter ihm vor und hörte damit wieder auf. Er sah nach unten und konnte kein Ende des Schachts erkennen. Was tue ich hier? fragte er sich, als ihm die Möglichkeit von Gefahr bewußt wurde. Wenn ich hier sterbe, findet mich nie jemand.
    „Hal-looo!“ rief sie ihm mit melodiöser Stimme zu.
    Er kletterte schneller weiter. Es wurde dunkler und die Luft feuchter. Er hörte, daß Wasser an den Wänden des Schachtes herablief. Die Sprossen wurden schlüpfrig und kalt. Er rutschte ab und landete auf der nächsten Sprosse. Die kalte Luft schmerzte ihm in den Lungen, als er nach Luft schnappte.
    Langsam stieg er weiter nach unten, trat vorsichtig von Stufe zu Stufe, bis sein Selbstvertrauen zurückkehrte. Er erreichte den Grund und trat durch eine runde Öffnung in einen düster beleuchteten Raum. Anulka wartete auf ihn. Sie drehte sich um und ging in einen weiteren langen Gang. Er sah ihr nach, bemerkte das Licht an seinem Ende und folgte ihr hastig.
    Sie kamen ins Tageslicht und betraten erdigen Boden, der von dichtem Gras und hoch wucherndem Unkraut bedeckt war. John sah nach oben, und die Aussicht verblüffte ihn. Durch einen riesigen Einbruch in der Stadt erkannte er den Himmel. Ein Keil war herausgeschnitten worden, der auf beiden Seiten Ebene um Ebene offenlegte. Das Gelände war mindestens zwei Kilometer lang und einen Kilometer breit. Es war übersät mit Hunderten von Stücken von Glas, Plastikabfall, Kacheln und großen Fußbodensegmenten. Er schaute noch einmal zu den offenen Ebenen hoch. Stützbalken und gezackte Plattformen ragten in die Luft und drohten, abzubrechen und herunterzufallen.
    Anulka ging auf einem Weg durch die Pflanzen. Er ging hinter ihr her. Vor ihm bemerkte er ein Feuer und ein Zelt. Hier hatten einst Menschen gewohnt, dachte er und fragte sich, was er empfinden würde, wenn seine Heimat so

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