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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Planeten abgespielt? Warum hatte die Kolonie es nicht geschafft? Wer war dieses Mädchen? Wie war es, wenn man hier lebte? Sie hatte einen so vitalen und lebendigen Eindruck gemacht, als habe sie Spaß an ihrer Lebensart. Ihre Selbstsicherheit hatte er nicht erwartet.
    Er drehte sich um und ging auf den Gleiter zu. Die Sonnen waren nun flache Ballons, die mit rotem Licht gefüllt waren. Die größere begann gerade, sich vor ihre Begleiterin zu schieben und den enormen Plasmafluß zwischen ihnen zu verbergen.
    Um ihn herum warfen die Türme der Stadt schwarze Schatten über die blaue Metalloberfläche. Er holte tief Luft. Er fühlte sich dieser Welt gegenüber offen und verspürte ein Gefühl von ihren Möglichkeiten, das sich mit leichter Angst vermischte.
    Er kletterte in den Gleiter und lehnte sich zurück. Der Himmel verdunkelte sich, und Sterne begannen zu erscheinen, bis im Osten mehr als hundert helle Lichtpunkte aufflammten. Leas Lage gerade am Rand von Praesepe gab der Welt einen Nachthimmel, der von den Sternen des Haufens beherrscht wurde.
    Er senkte seinen Sitz herab und bemerkte den Proviantschrank im hinteren Teil der Kabine.
    Können wir hier helfen? fragte er sich, während er sich zurücklehnte. Vielleicht kann ich etwas erreichen, bevor wir weggehen. Möglicherweise bleiben wir eine Dekade lang hier. Es dürfte nicht schwierig sein, einige Dinge zu erreichen. Er reichte nach vorne und nahm eine Thermaldecke aus der Halterung. Er deckte sich zu und schaute in die sternenerfüllte Helle über ihm. Er fühlte sich dabei wie ein Insekt auf einem riesigen Tisch. Die Türme der Stadt umgaben ihn als dunkle Umrisse wie Posten, die im Sternenlicht Wache stehen.
    Das Außenmikrophon fing Geräusche von unten auf, die knapp unter seiner Hörschwelle lagen; halb empfundene Gefühle kamen und gingen, Augenblicke von Angst und Erregung verbündeten sich mit der Traurigkeit der Nacht zu einer Verschwörung, um ihn wachzuhalten.
    Er schlief ein. Als er erwachte, wußte er nicht, wo er war; er stürzte von der ungeschützten Außenseite des Planeten in Richtung auf die Sonne ab. Er öffnete die Augen und überlegte sich, daß er unter diesen stillen Sternen verwundbar war, aber der Gedanke an die Gefahr machte ihm Freude. Mit der Zeit mochte sich der Wunsch einstellen, diese neue Intensität zu steigern, aber im Augenblick verlangte er am stärksten nach dem schnelleren Schlag des Lebenspulses. Im Moment wollte er sich als Kompromiß den Gegensätzen öffnen. Ungeahnte Gelegenheiten erwarteten ihn auf dieser Welt, und die wollte er für sich selbst entdecken.

 
17. Beziehungen
     
    Weiße Wolken zogen über den strahlend blauen Himmel. Seine Augen waren ganz kurz geöffnet, bevor er voll erwachte. Er hob seinen Kopf, und es schien, als gingen die Sonnen in der Anstrengung auf, die Wolken einzuholen. Die Stadt um ihn herum war silbrig, blau und kohlschwarz. Sie reflektierte von Millionen von metallischen Bruchstücken und Splittern das Sonnenlicht, die Wolken und den blauen Himmel. Er verlor sich in dem fremden Gefühl, hier aufzuwachen, lehnte sich zurück und schloß die Augen wieder. Sein ganzes Leben hätte er hier verbracht haben können; die Heimat war ein Traum, von dem er gerade erwacht war, und gleich würde ihm alles wieder einfallen …
    Er setzte sich auf und bemerkte Anulka, die lächelnd ihre Hände auf die Hüften stützte und zu dem Gleiter hochsah. Bei Tageslicht machte sie einen älteren Eindruck und schien sich besser unter Kontrolle zu haben.
    Die Kuppel hob sich, und er kletterte heraus. Einen Augenblick später stand er vor ihr.
    „Hallo“, sagte er.
    „Hal-lo?“ fragte sie unsicher und beobachtete sein Gesicht.
    Er verspürte Nervosität und sah sich um. Wo die Ebene aufgerissen war, öffneten sich Schluchten in düsterem Zwielicht. Die Metallebene reichte in allen Richtungen bis zum Horizont außer im Westen, wo er grüne Flecken bemerkte. Der Koloß senkte sich langsam wieder zu Boden. Wenn sich die Kruste des Planeten nicht stark verschob, war in einer Million Jahren nichts mehr da. Die Stadt verfügte aber auch ohne Energie und Bevölkerung über ein gewisses Leben.
    Anulka sah ihn fragend, aber zuversichtlich an. Er lächelte ihr zu. Solange er kein Verzeichnis ihrer gebräuchlichen Wörter hatte, konnte er nicht viel zu ihr sagen. Er mußte einen Ausflug nach Hause machen, um dort seine Notizen mit dem Sprachencomputer zu vergleichen und sich einem Lernprogramm zu unterziehen. Die

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