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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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…!«, schaltete sich Casagrande ein.
    »Das tue ich schon, seit Sie mich abgeholt haben. Ihr zwei seid mir die Richtigen!«, antwortete der Comandante belustigt. »Eure Argumente spiegeln genau das wider, was in Sizilien alle Bürger fühlen. In ihren Augen hat die Regierung, besser gesagt, haben die Politiker jede Glaubwürdigkeit verloren. Sie haben diesen beschissenen Sesselfurzern noch nie geglaubt. Ich übrigens auch nicht. Ohne den lähmenden Fatalismus in weiten Teilen der Bevölkerung hätte die Mafia auf Sizilien niemals Herrschaft ausüben können.« Mehr und mehr verdichtete sich d’Aventuras Verdacht, dass mit dem Colonnello irgendetwas nicht stimmte. »Sagen Sie, Fessoni, wollen Sie mir Romano Grasso und seinen Machenschaften schönreden? Oder provozieren Sie mich nur, um zu erfahren, ob ich in die in Ihren Augen falsche Richtung ermittle und dabei einigen Ministern gefährlich werden kann?«
    »Wie kommen Sie denn auf diesen abstrusen Gedanken?«, fragte Fessoni unwirsch.
    »Weil ich das Geschäft zu lange kenne. Weil ich weiß, dass Ihr Geheimdienst in den vergangenen Jahren in die größten Schweinereien verwickelt war. Weil mir als Bürger dieses Landes auch bekannt ist, dass unser Staat an fast allen bedeutenden Rüstungsunternehmen beteiligt ist. Schon deshalb ist es naheliegend, dass man Sie geschickt hat. Ich bin sicher, Sie stehen mir nicht wegen Cardone auf den Hacken, sondern wegen Romano Grasso.«
    »Verwechseln Sie Realität und Fiktion?«, fragte Fessoni mit schneidender Stimme. »Sie hören sich an wie ein frustrierter Zitronenbauer, der eine miese Ernte hatte. Ich sage es Ihnen noch einmal: Romano Grasso ist das wichtigste Bindeglied zwischen dem Verteidigungsministerium und der Rüstungsindustrie.«
    »Und Sie arbeiten, verzeihen sie mir, wenn ich das so deutlich sage, offenkundig für den falschen Verein, Signor Colonnello. Mir können Sie keine Geschichten erzählen, dazu bin ich, wie ich bereits erwähnt habe, zu lange dabei. Ich sage es Ihnen ganz offen, ich traue Ihnen alles Mögliche zu.«
    »Sind Sie völlig von Sinnen?«, giftete Fessoni.
    »
Madonna, grazie per l’amaestramento!
Schauen Sie sich in Rom den Regierungssitz an! Die riesige Wandelhalle des Parlaments ist eine einzige Intrigenschmiede, in der die Mafia seit Jahrzehnten ihre politischen Waffen schärfen und härten lässt. Wie im alten Byzanz dient Ranküne für das Fortkommen und für persönliche Vorteile, für Posten und Pöstchen, für Machtzuwachs, für Privilegien – für was auch immer. Ich könnte endlos fortfahren. Hier und dort ein geflüstertes Wort hinter vorgehaltener Hand hat oft mehr Gewicht als jede offizielle Rede. So läuft das und nicht anders. Aber wem erzähle ich das! Die Gesinnung, die Sie mir gegenüber an den Tag legen, bestätigt nur, was ich sage.«
    »Sparen Sie sich die beleidigenden Äußerungen!«, zischte Fessoni wütend. »Ich kann gut verstehen, dass man Ihnen den Posten des Questore nicht angeboten hat. Hardcorepolizisten haben einfach etwas Dämliches an sich! Na ja, wir wissen, dass Sie sich in Dinge verrennen und sich andauernd den Kopf irgendwo anstoßen. Kann es sein, dass Sie starke Kopfschmerzen haben?« Er deutete auf d’Aventuras Druckverband am Hinterkopf. »Es muss schmerzhaft sein, wenn man ständig durch die Wand will, nicht wahr?«
    »Apropos Kopf …« Die Augen des Comandante verengte sich wieder. »Wir haben in der Nähe des Tatortes einen Toten gefunden. Angeblich heißt er André Monti. Kennen Sie den Mann?« D’Aventura hatte alle Antennen ausgefahren und beobachtete jede Regung seines Gegenübers. Es war nicht zu übersehen, dass die Nennung des Namens bei Fessoni eine gewisse Gesichtsblässe auslöste.
    »Wer soll das sein?«, entgegnete der Colonnello ein wenig zu hastig. Sein kaltes Lächeln schien eingefroren, und er hielt dem durchdringenden Blick des Comandante stand.
    »Diese Antwort habe ich erwartet. Ich kann gut verstehen, dass ein Colonnello des SISMI den einen oder anderen Decknamen seiner Mitarbeiter vergisst. Ich bin aber davon überzeugt, dass Sie ihn kannten.« D’Aventura beugte sich vor, als wolle er Fessoni etwas Vertrauliches sagen. »Monti war einer aus Ihrem Verein. Übel zugerichtet, kann ich nur sagen. Dem Mann fehlte das halbe Gesicht. Und meine Kopfwunde stammt von einem Schlag auf den Hinterkopf. Seitdem habe ich Halluzinationen. Sie glauben gar nicht, welch merkwürdige Bilder einem erscheinen. Sehen Sie …« D’Aventuras

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