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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Santorini und Massimo angeht, kann ich mir kein Urteil bilden. Über Sie und Ihre Arbeit schon eher. Ihnen eilt der Ruf voraus, dass Sie ziemlich schnell bei der Hand sind mit ungerechtfertigten Verhaftungen. Ihre Ermittlungsmethoden finden im Übrigen auch nicht überall Beifall.«
    »Wer anderen Schmutz nachwirft, hat keine sauberen Finger, das sollten Sie bedenken, Colonnello! Ich bleibe dabei: einmal Mafioso, immer Mafioso.«
    »Sie sollten nicht alles so verbissen sehen, verehrter d’Aventura!« In Fessonis Stimme lag ein Unterton, der verbindlicher klang. »Seit wir die Kronzeugenregelung haben, tut sich etwas. Wie ich Ihnen bereits vorhin sagte: Inzwischen haben weit über tausend
pentiti
aus den Familien der Mafia Geständnisse abgelegt. Erstmals zeigen sich durch die Reuigen – ich nenne sie Verräter – Risse im System der
omertà
, der Schweigepflicht. Auf den Blutschwur können sich die großen Bosse nicht mehr unbedingt verlassen. Allmählich kippt dieser Mythos von der Ehre.«
    »Tsss …« D’Aventura blickte die beiden fassungslos an. »Wollen Sie damit ankündigen, dass sich Santorini und Massimo als Kronzeugen zur Verfügung stellen wollen?«
    »Man kann nichts ausschließen, d’Aventura, nicht wahr?«
    Der Kellner brachte die
rigatoni
und die Männer schwiegen, bis sie wieder unter sich waren.
    »Mein verehrter Signor d’Aventura«, setzte Colonnello Fessoni das Gespräch fort, »ich sage Ihnen nichts Neues: Die sizilianische Mafia ist seit Jahren das größte Wirtschaftsunternehmen Italiens. Nach unseren Erkenntnissen macht sie in diesem Jahr mittlerweile hundert Milliarden Euro Umsatz, doppelt so viel wie der Fiat-Konzern. Bei einer solchen Größenordnung müssen Sie sich nicht wundern, wenn auch Politiker der ersten Garnitur – ich drücke mich einmal vorsichtig aus – in Interessenkonflikte geraten.«
    »Tut mir leid, Oberst, diplomatische Formulierungen wie die Ihren machen mich wahnsinnig. Was ist das für ein Staat, der keine Vertrauensarbeit leistet und nachvollziehbar etwas für die Bevölkerung in Sizilien und im Mezzogiorno tut? Erst dann würde sich tatsächlich etwas ändern. Aber das hatten wir bereits.« D’Aventuras Augen glühten vor Leidenschaft und er ballte die Fäuste.
    »Nehmen Sie doch nicht alles so persönlich, d’Aventura!«, erwiderte Fessoni mit amüsiertem Lächeln.
    »Ich weiß nicht, was Sie komisch finden, Oberst! Nichts, aber auch gar nichts geschieht. Stattdessen muss beispielsweise der ehrenwerte Staatsanwalt Scarpinato rund um die Uhr auf Schritt und Tritt von Leibwächtern mit gezückter Waffe bewacht werden. Nicht besser geht es dem Staatsanwalt Dottore Facconi und dem Richter Belsanto aus Rom. Wenn sie zum Frischeluftschnappen auf den Balkon wollen, müssen sie auf allen vieren kriechen, um nicht in die Schusslinie der Mafia zu geraten.« D’Aventura holte Luft und suchte ärgerlich den Augenkontakt zu seinen Begleitern. Die aber schienen alles andere als beeindruckt. »Ihre Arroganz kotzt mich langsam an!«, bellte der Comandante.
    Colonnello Fessoni hatte seine Ellbogen auf den Tisch gestützt und faltete die Hände. »Sie sind einfach zu dünnhäutig, verehrter d’Aventura. Es gibt Sachzwänge, die sich nicht so einfach aus der Welt schaffen lassen. Sagte ich nicht einhundert Milliarden Dollar? Wir reden über eine Zahl mit elf Nullen, eine Größenordnung, an der kein Staat vorbeikann, schon gar nicht Italien.«
    D’Aventura richtete sich sichtlich schockiert im Sessel auf und starrte sein Gegenüber an. Seine Augen zeigten blanke Entrüstung.
    »Sachzwänge? Dass ich nicht lache! Interessenkonflikte? Ein niedlicher Ausdruck, mit dem Sie die Geldgier einiger Minister entschuldigen. Die Korruption macht nicht einmal vor der Regierungsspitze halt, und Sie scheinen das gutzuheißen! Diese vielen Milliarden Euro bleiben mitsamt den Schmiergeldern nicht in Italien. Sie werden in Steuerparadiese transferiert, auf diskrete Konten einiger Regierungsmitglieder und Paten, nicht wahr?«
    »Wie wäre es, wenn Sie Ross und Reiter nennen, nachdem Sie Minister der Korruption bezichtigen, d’Aventura?«
    »Das ist nicht notwendig. Wir wissen beide, dass es so ist.«
    »Sie sind naiv, d’Aventura«, wies Fessoni den Comandante zurecht. »Ein beträchtlicher Anteil dieser Vermögen wird in die italienische Wirtschaft reinvestiert. Firmen werden gegründet, es entstehen Arbeitsplätze, die Menschen konsumieren, was wiederum die Wirtschaft ankurbelt.«
    »Ach

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