Mala Vita
zurückhaltend! Wir in Palermo sind nicht so verblödet, wie man in Rom gerne annimmt. Sie können die Namen der beiden Hurensöhne, um die es geht, ruhig aussprechen!«
»Ich habe von Ihrem unglücklichen Vorgehen bei der Vernehmung der Signori Santorini und Massimo gehört.« Casagrande lachte und stieß Fessoni amüsiert in die Seite.
»Unglücklich?«, fragte d’Aventura. »Ich werde diesen Bastarden nachweisen, dass sie bis zum Hals im Dreck stecken. Und Gnade ihnen Gott, wenn ich sie zwischen die Finger bekomme. Dann werden sich auch einige hochrangige Politiker warm anziehen müssen.«
»Haben Sie etwas Konkretes?«, fragte Fessoni feixend. »Sie machen mich neugierig.«
»Es fehlen mir noch ein paar Mosaiksteinchen«, antwortete d’Aventura sibyllinisch. »Dann lass ich die Herrschaften mitsamt der Gruppo Agosto hochgehen.«
Fessoni starrte den Comandante an, als habe er sich verhört oder den Sinn nicht ganz verstanden. Doch eine Sekunde später entspannte sich seine Miene wieder. Mit innerer Genugtuung hatte d’Aventura die kurze Fassungslosigkeit des Colonnello bemerkt. Der Ballon, den er hatte aufsteigen lassen, bestätigte ihm: Er war auf der richtigen Fährte. Und freudig registrierte er, dass die Unterhaltung exakt die Richtung nahm, die er von Anfang an angepeilt hatte.
»Sie hören sich an, als hätten Sie etwas wirklich Großes vor, mein Lieber«, mischte sich Casagrande ein. »Massimo, Santorini, Gruppo Agosto. Aber Sie befinden sich in der falschen Gewichtsklasse, fürchte ich. Es wird Ihnen niemand ein Denkmal bauen …«
»Sie haben noch jemanden vergessen, Signor Maggiore«, entgegnete d’Aventura mit beißendem Spott.
»Ich glaube nicht, dass Maggiore Casagrande jemanden vergisst«, mischte sich Fessoni ein, nippte an seinem Glas Wasser und beobachtete d’Aventura unter den Augenlidern hervor.
Der Comandante beschloss, den nächsten Ballon steigen zu lassen, und grinste hintergründig. »Ich meine Romano Grasso, den großen Patrone im Hintergrund, Signore.« Und an Casagrandes Adresse gerichtet, flüsterte er: »Dieser kleine Wichtigtuer neben Ihnen? Passt er auf, dass Sie nicht versehentlich etwas Falsches sagen?«
»Was erlauben Sie sich?«, fuhr Fessoni wie von einer Tarantel gestochen hoch.
»Sei’s drum«, erwiderte d’Aventura im Plauderton. »Meiner Meinung nach ist Grasso der Drahtzieher des größten Finanz- und Rüstungsskandals Italiens.«
»Das ist mir neu«, entgegnete Fessoni. »Wir jedenfalls haben in dieser Richtung jedenfalls keine Erkenntnisse.«
»Aber der Name ist Ihnen bekannt?«, fragte d’Aventura mit einem tückischen Glanz in den Augen.
»Selbstredend! Wer kennt ihn nicht. Er gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten in unserem Land. Signor Grasso ist nicht nur ein großer Wohltäter, er unterstützt auch die Partei der Vereinigten Rechten. Und abgesehen davon, Signor d’Aventura …« Fessoni bedachte den Comandante mit einem durchdringenden Blick und versuchte ihn buchstäblich mit den Augen festzunageln. »… Romano Grasso ist nicht irgendwer! Er leistet dem Staat wertvolle Dienste. Unbezahlbare Dienste.«
»Sie wollen mich jetzt nicht veralbern, Signore? Ich meine …«, d’Aventura suchte nach Worten. »Ich will zu Ihren Gunsten annehmen, dass Sie diese Bemerkung nicht ernst gemeint haben. Oder habe ich den Witz nicht verstanden?«
»Ich meine immer, was ich sage. Oder haben Sie mich lachen gesehen? Romano Grasso ist über jeden Zweifel erhaben.«
Die überraschte Miene d’Aventuras war nicht zu übersehen. »Für mich ist Grasso der Kopf der Cupola. Ich halte ihn für einen der größten Verbrecher, die je in Italien ihr Unwesen getrieben haben.«
»Sie sollten vorsichtig sein, was Sie sagen, verehrter d’Aventura! Sehr vorsichtig!«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Sie sehen Gespenster. Ich habe Ihnen einen guten Rat gegeben, nichts weiter«, zischte Fessoni.
»Na gut, dann sage ich es Ihnen noch einmal.« D’Aventuras Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. »Grasso steckt bis zum Hals im Dreck. Ich bin seit zwölf Jahren hinter ihm und seinen beiden Freunden Massimo und Santorini her. Und immer, wenn ich dachte, ich sei ganz nah dran, wurde ich zurückgepfiffen. Zufall? Oder hat man ganz oben Angst, weil ich auf Dinge stoße, die einigen wichtigen Signori unangenehm werden könnten?«
Fessoni lächelte selbstgefällig. »Ich vermute, Sie waren zu ehrgeizig und haben den Falschen nachgestellt. Was die Signori
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