Mala Vita
wiederum dazu, dass er nach Bologna flog, um mit Roberto Cardone zu reden.«
Pallardo schüttelte irritiert den Kopf. »Ich sehe das als normalen Ermittlungserfolg eines cleveren Beamten an. Aber was wollen Sie eigentlich andeuten?«
»Fessoni und Casagrande haben auf übergeordneten Befehl aus dem Verteidigungsministerium d’Aventura aus dem Verkehr gezogen. Angeblich soll Venaro den Fall weiter betreuen. Anscheinend glaubt da jemand in der Regierungsspitze, dass der junge Mann ungefährlicher ist. Die Anordnung kam übrigens von einem Staatssekretär aus dem Verteidigungsministerium!«
»Das ist nicht wahr!«, keuchte Pallardo, dessen Lippen vor Wut bebten. »Wie kommen diese verdammten Sesselfurzer im Ministerium dazu, meine Anordnungen außer Kraft zu setzen?«
»Questore Minetti hat mir in einem Telefonat mitgeteilt, diese Entscheidung sei zwischen Ihnen und Fessoni abgesprochen, was mich, offen gestanden, verwundert hat.«
»Ich fasse es nicht!«, brüllte Pallardo. Wütend umrundete er den Konferenztisch, seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben. »Sagen Sie, dass das eine Ente ist! Weshalb sollte ich mich ausgerechnet mit einem Arschloch vom militärischen Geheimdienst abstimmen? Abgesehen davon würde ich mit Fessoni nicht einmal ein Wort wechseln, wenn wir allein auf einer einsamen Insel wären.«
»Das ist so wahr, wie ich hier anwesend bin.« Bandini grinste. »Letztendlich aber sind Sie für diese Entwicklung selber verantwortlich. Schließlich haben Sie Minetti auf den Stuhl eines Questore gesetzt. Humorvoll betrachtet, könnte man dieser Beförderung dennoch etwas Positives abgewinnen, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, Signor Oberst.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an, Sie Witzbold!«, erwiderte Pallardo unfreundlich.
Bandini und mit ihm die ganze Runde feixte. »Minetti ist meinem Pudel ziemlich ähnlich. Der tut, was man ihm sagt, und fragt nicht. Allerdings mit dem Nachteil, dass er jedem dient, der laut genug schreit. Sie werden Minetti wahrscheinlich einen loyalen Beamten nennen.«
»Und?«, keifte Pallardo.
»Und nun müssen wir die Gunst der Stunde nutzen. D’Aventuras Suspendierung könnte uns sehr gelegen kommen, denn wir befinden uns in einer heißen Phase. In Palermo ist durchgesickert, dass die Lorano in Italien eingereist ist, und offensichtlich haben d’Aventura und sein Adlatus die richtigen Schlüsse gezogen. Sie sind davon überzeugt, dass die Lorano an Cardones Hacken klebt.«
»Bin ich nur von Dilettanten umgeben?«, brüllte Pallardo. »Nicht nur, dass es Mordszeit und Aufwand gekostet hat, die Lorano in unmittelbare Nähe von Romano Grasso zu plazieren, jetzt müssen wir auch befürchten, dass ihre Tarnung auffliegt. Ist Ihnen überhaupt klar, was für uns auf dem Spiel steht?«
»Und weshalb weihen wir diesen d’Aventura nicht einfach ein? Er ist ein loyaler Mann«, rief Conterno dazwischen.
»Weil er rund um die Uhr von Agenten des SISMI observiert wird«, antwortete Pallardo. »Er nutzt uns nur mittelbar. Unser einziges Ass in diesem Spiel ist die Lorano. Wenn ihre Rolle sichtbar wird, können wir einpacken.«
»Es gibt keinen Grund, schwarzzusehen, Signori!« Brenda war aufgesprungen und schaltete sich in das hitzige Wortgefecht ein. »Loranos Legende ist perfekt. Noch glauben alle daran, auch die Möchtegerns vom SISMI , dass sie für die Mafia arbeitet. Und das soll nach Möglichkeit eine Weile so bleiben. Vor allem Romano Grasso darf nichts ahnen, und was das angeht, müssen wir uns auch auf das Glück verlassen.«
»Wo liegt das Problem?«, fragte Pallardo in die Runde.
»Das Problem liegt darin«, übernahm Bandini wieder das Wort, »dass Sforzano noch nicht aufgestöbert wurde. Wir müssen ihn finden und liquidieren, bevor er Grasso oder d’Aventura in die Hände fällt. Eine andere Wahl haben wir nicht.«
»Quatsch!«, rief Conterno dazwischen. »Ich bin sicher, Romano Grasso und seine Killer kümmern sich bereits um Sforzano. Weshalb sollen wir Kräfte binden, um einen kleinen Mafioso zu finden. Retten kann ihn ohnehin niemand mehr, und ein unersetzlicher Verlust für die Gesellschaft ist er auch nicht.«
»
Piano, piano!
Da bin ich anderer Meinung«, erwiderte Pallardo scharf. »Sforzano muss gefunden werden, wenn wir einen Untersuchungsausschuss in eigener Sache vermeiden wollen.«
»Weshalb?«, fragte nun Rendolo, der fast immer als der am besten informierte Mann in diesem Kreis galt.
»Ein bedauerliches Missgeschick«, räumte
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