Mala Vita
Monti, oder sagen wir besser von Montoglio aufgenommen, der seine Privatfehde mit Fessoni führte.«
»Und was bedeutet das jetzt für uns?«
»Das bedeutet, dass Romano Grasso diesen Fessoni am Haken hat und ihn an sich bindet. Wenn wir die Abhängigkeit zwischen Fessoni und Grasso im Falle ihrer Verhaftung nachweisen können, schwächen wir signifikant die Stellung des SISMI . Derzeit beobachten wir den Agenten auf Schritt und Tritt. Außerdem wissen wir durch die Auswertung der Festplatte, dass die drei SISMI -Agenten, Fessoni, Montoglio und Casagrande, seit Jahren vom Verteidigungsministerium eingesetzt wurden, um dafür zu sorgen, dass der Finanzskandal um die Gruppo Agosto nicht überkocht. Ich hoffe, dass wir genügend Material beschaffen können, um die Befehlsgeber zu identifizieren.«
»Das haben wir im Griff«, beruhigte ihn Pallardo. »In dieser Hinsicht können wir uns einerseits auf unsere exzellenten Verbindungen zu den Medien, andererseits auf unseren Noch-Ministerpräsidenten verlassen. Die Schwierigkeit liegt darin, meine Herren, dass wir einen kontrollierten Lawinenabgang produzieren müssen, bei dem Kolateralschäden in den eigenen Reihen vermieden werden.«
»Das ist erst möglich, wenn wir wissen, wer im Ministerium die Strippen zieht.«, meldete sich Rendolo zu Wort. »Dazu benötigen wir Enrico Cardones Aufzeichnungen. Wir haben Signorina Lorano nach Bologna beordert, damit sie sich auf den Bruder konzentriert.«
»Ist etwas Näheres über Cardones Aufzeichnungen bekannt?«, fragte Bandini.
Rendolo nickte zustimmend. »Aus den Abhörprotokollen der Kanzlei in Premeno geht hervor, dass der Verteidigungsminister und seine Generäle mit Grassos Hilfe Millionen von Dollar nach Vanuatu geschafft haben. Wir wissen weiterhin, dass Enrico Cardone zu seinem Selbstschutz Aufzeichnungen in einer Offshore-Bank auf Antigua deponiert hat. Sie würden das Netzwerk nicht nur offenlegen, sondern den Agosto-Skandal beweisbar machen. Haben wir die Unterlagen, dann haben wir den Minister mitsamt seinem korrupten Klüngel an den Eiern.«
Pallardo schien einigermaßen zufrieden zu sein, denn er lächelte erstmals entspannt und wandte sich an Giuseppe Rendolo, der genüsslich an einer Zigarette zog und Kringel an die Decke blies. »Signore, verraten Sie mir bitte, wie unsere verehrte Rosanna Lorano es fertiggebracht hat, das Herz des großen Romano Grasso zu gewinnen!« Sein spöttischer Unterton amüsierte alle Anwesenden.
»Grasso hat jahrelang bedeutsame Geschäfte mit der israelischen Waffenindustrie gemacht«, erwiderte Rendolo. »Er stand die ganze Zeit unter der Beobachtung unserer israelischen Kollegen vom Mossad. Offenkundig war die dortige Regierung der Meinung, man müsse Romano Grasso auf die Finger schauen. In Haifa hat Grasso die Lorano kennengelernt, und er war offensichtlich so begeistert von ihr, dass er unvorsichtig wurde. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem wir Signorina Lorano für unseren Dienst verpflichten konnten. Die beiden kennen sich jetzt etwa vier Jahre. Wir haben die Gunst der Stunde genutzt und die Lorano für unsere Sache einsetzen können. Unsere langfristige Strategie scheint sich endlich bezahlt zu machen.«
»Eine bewundernswerte Leistung dieser Frau«, meinte Brenda. »Grasso so lange hinters Licht zu führen dürfte nicht so einfach sein.«
»Sie ist ein eiskaltes Luder.« Rendolo lachte. »Schön, klug, sexy und gefährlich. Anpassungsfähig wie ein Chamäleon. Wir schätzen sie sehr. Durch ihre Abstammung ist sie Italien sehr verbunden. Ihre Eltern stammen aus Sizilien. Unsere Agentin ist eine glühende Patriotin. Eine ideale Mitarbeiterin, zumal sie sich nicht scheut, auch ihre Reize, mit denen sie reich gesegnet ist, für die italienische Sache einzusetzen.«
Die Runde nickte beifällig.
»Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten der Operation in Antigua ein?«, erkundigte sich Pallardo.
Rendolo verzog abfällig den Mund und deutete auf den Kollegen neben sich, der bislang schweigend zugehört hatte.
Oberst Pallardo wandte sich an Tenente Posanto. »Wie ist die weitere Vorgehensweise in Antigua?«
»Es gibt keinen Plan!« Der Einsatzleiter für Aktivitäten im Ausland strahlte freudig übers ganze Gesicht. Sein Mund mit den wulstigen Lippen schien immerfort zu lächeln, und sein rundlicher Körper ruhte gelassen in sich selbst. »Solange uns d’Aventura mit seinem Assistenten nicht in die Quere kommt und dieser Roberto Cardone auf Antigua schön brav die
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