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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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ein großer Klotz stand er vor dem Generalstaatsanwalt, und hundert Fragen standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Es wird ein politisches Desaster geben«, murmelte er leise.
    Dottore Santapola lachte freudlos auf. »Gar nichts wird es geben! Es werden Minister zurücktreten und empörte Verlautbarungen im Fernsehen ausgestrahlt werden, Regierungsmitglieder werden Betroffenheit zeigen und spätestens nach einer Woche Genugtuung zur Schau stellen. Untersuchungen werden stattfinden. Und zuletzt wird der Staat Stärke und Handlungsfähigkeit bewiesen haben, weil man ein paar Bauern geopfert hat. Die Beschädigung des Staates hält sich in Grenzen, weil der Bürger ein kurzes Gedächtnis hat.«
    »Und damit ist die Sache für Sie erledigt?«, fuhr d’Aventura erbost auf.
    »Natürlich nicht! Neuwahlen haben eine gewisse Reinigungswirkung, nach außen wie auch nach innen. Lassen Sie sich sagen, mein lieber d’Aventura, der Ministerpräsident wird alles tun, den Bürgern zu versichern, man sei endlich der Korruption Herr geworden. Verhaftungen einiger bedeutender Männer werden als Erfolg unseres Rechtssystems gefeiert. Man wird ebenso deutlich machen, dass nur eine kleine, verirrte Minderheit allzu gieriger Menschen Fehler begangen hat. Die Regierungsfähigkeit darf unter keinen Umständen angezweifelt werden. Das gilt für unser Land ebenso wie für die Nachbarstaaten.«
    Santapola wies auf einen Sessel. »Bitte nehmen Sie Platz! Ich möchte gerne mit Ihnen die weiteren Schritte diskutieren. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Zigarre? Espresso? Cognac?«
    »Gerne einen Espresso und einen Cognac«, erwiderte d’Aventura. Er legte seine Stirn in Falten und blickte in Gedanken versunken hinüber zum Fenster, in dessen schweren Gardinen die Sonne spielte.
    Dem Generalstaatsanwalt war nicht entgangen, dass sein Gegenüber noch immer an seinen Worten und Erklärungen zweifelte. »Darf ich fragen, was Sie gerade bewegt?«
    D’Aventura antwortete: »Geld ist eine despotische Macht und gleichzeitig ein Wert, dem jeder nachjagt. Geld ist ein Gleichmacher, und darin liegt das Wesen der Macht. Geld macht alle Ungleichheiten gleich, und auf der anderen Seite rechtfertigen die Menschen mit dem Besitz alle Ungerechtigkeiten.«
    »Sie haben eine philosophische Ader, Comandante!« Santapola lächelte. »Sie haben recht, Geld korrumpiert, und dennoch gibt es Ausnahmen, wie wir an der Haltung dieses Cardone haben feststellen dürfen. Aber lassen Sie uns nun darüber sprechen, was wir als Nächstes tun werden …«

[home]
Glücklicher Irrtum
    E rschrocken wirbelte Cardone herum und blickte in Rosannas lächelndes Gesicht.
    »Wie ich sehe, hast du Besuch, Roberto«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme und betrachtete interessiert die beiden Männer. »Ihr seid Ruffo und Gallerte. Stimmt’s?«, fragte sie gutgelaunt in Richtung der Sizilianer. »Hattet ihr einen guten Flug?«
    Ruffos Hand, die wie im Reflex unter das Jackett gefahren war, blieb dort. Er sprang auf, pfiff anerkennend durch die Zähne und zeigte das schmierige Lächeln eines von sich überzeugten Papagallos.
»Madonna, che razza di bellezza!«
    »Pass auf deinen Blutdruck auf, Ruffo!«, erwiderte Rosanna eisig. »Typen wie du machen mich nervös.«
    Offenbar hatte Ruffo Rosannas Worte völlig missverstanden. Er strich sich eitel mit beiden Händen die Haare zurecht und betrachtete sie abschätzend. Sie freilich schien seinen glühenden Blick nicht zu bemerken. Sie strafte ihn mit herausfordernder Nichtachtung, und ihr Interesse galt demonstrativ Cardones Aktenkoffer, den er krampfhaft an seinen Bauch presste. Trotz seiner aussichtslosen Lage konnte dieser nicht umhin, ihr phänomenales Mienenspiel zu bewundern. Nichts deutete darauf hin, dass sie abgelenkt sein oder die Kontrolle über die Situation verlieren könnte. Im Gegenteil, alles an ihr signalisierte Überlegenheit und Souveränität.
    »Wie ich sehe, hast du in der Stadt alles erledigt und gefunden, was du gesucht hast!«, wandte sie sich an Cardone und sah ihn aus ihren schönen Mandelaugen an, als wolle sie ihn jeden Augenblick umarmen.
    Was für eine Schlange!, dachte er und bedachte sie mit einem verachtungsvollen Blick. »Du bist so etwas von …«, stotterte er und verstummte, als er sich ihrer eiskalten Ruhe bewusst wurde. Die plötzliche Erkenntnis, dass er diese Suite nicht mehr lebend verlassen würde, ließ sein Hirn im Zeitraffer arbeiten.
    »Was bin ich?«, fragte Rosanna mit amüsiertem Unterton.

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