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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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wurde, das ließ sich kaufen. Und darin waren die Dons nicht kleinlich. Unangenehm wurden sie nur, wenn man sie hintergehen wollte. Doch darüber schwieg man.
    Don Massimo und Don Santo waren vor einer kleinen Pizzeria angekommen, die sich in einer schmalen Seitengasse hinter der Chiesa di San Francesco befand. Zielstrebig betraten sie das Ristorante »
Bel Soggiorno
«, das den beschönigenden Namen kaum verdiente. Der wenig einladende, rechteckige Raum wirkte ungemütlich kalt, was den Neonröhren an der Decke und der lieblosen Einrichtung zuzuschreiben war. Ein blasser, graugrüner Fliesenboden verstärkte das unbehagliche Ambiente. Wie eine düstere Barriere standen an der Stirnseite quer zum Raum ein mit dunkelbrauner Holzfolie beklebter Tresen sowie ein Getränkeschrank mit Cola- und Limonadendosen. Einfache Holztische und schäbige Stühle, deren Farbe nicht mehr zu erkennen war – mehr Gemütlichkeit hatte die Pizzeria nicht zu bieten.
    Außer einem jungen Paar, das herumalberte und kicherte, befand sich niemand im Gastraum. Die grauhaarigen Männer setzten sich wortlos an den Tisch in der äußersten Ecke. Wie aufgescheucht erhob sich das Paar, als es bemerkte, wer das Restaurant betreten hatte. In aller Hast legten die beiden ein paar Euro auf den Tisch und verließen das Lokal. In der einfachen Pizzeria, in der es nach Tomatensugo, gebratenem Hackfleisch und Basilikum roch, wirkten die zwei Paten wie Fremdkörper. Nichtsdestoweniger schien ihnen die Umgebung vertraut zu sein.
    Ein bunter, bis zum Boden reichender Perlenvorhang trennte die Küche vom Gastraum. Ihn teilte ein junger Mann, den seine kleine und gedrungene Statur schwerfällig und phlegmatisch wirken ließ. Mit seinen kurzen tiefschwarzen Haaren und dem auffallend durchdringenden Blick strahlte er etwas Gefühlloses, Abweisendes aus, auch wenn er voll ängstlicher Ergebenheit seine Gäste im Auge behielt. Ächzend kniete er nieder, zog aus dem untersten Regal eine verstaubte Flasche Nero d’Avola und brachte den dunkelroten Wein mit zwei Gläsern an den Tisch.
    »
Buona sera
, Don Massimo.« Der Wirt küsste in ehrerbietiger Haltung die ihm gereichten Hände. Seine devote Beflissenheit verriet den unterwürfigen Respekt, den er dem Paten entgegenbrachte. Dann wandte er sich an den zweiten Gast. In jovialer Manier klopfte Don Santo dem jungen Wirt auf die Schulter, als wolle er sagen: Gut gemacht, du weißt, was wir brauchen. Laut sagte er:
»Salve
, Luigi.
Tutto bene?«
Seine rasselnde und kurzatmige Stimme klang, als stünde er kurz vor dem Erstickungstod.
    Der mit Luigi Angesprochene nickte dankbar und wischte mit einem feuchten Tuch den Tisch sauber.
    »Lass uns alleine!«, krächzte Don Santo heißer und erstickte beinahe in einem Hustenanfall. »Und schicke jemand an die Tür! Wir wollen in Ruhe reden.«
    Er wedelte mit seiner klobigen Hand, als wolle er einen Hund verjagen.
    »Naturalmente«,
antwortete der Wirt eilfertig, deutete so etwas wie eine Verbeugung an und ging mit energischen Schritten zum Eingang. Er drehte die Pappe mit der ungelenken Aufschrift
»Chiuso«
um und hängte sie in den Fensterausschnitt der Tür. Ebenso unauffällig, wie er gekommen war, verschwand er wieder in der Küche.
    Don Massimo entkorkte den Wein und schenkte die beiden Gläser voll.
»Salute, amico!«,
prostete er Don Santo zu und nippte an seinem Glas.
    »Veramente! Un buon saggio di vino!«,
bemerkte Santorini genüsslich und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Ich sollte mir bei Gelegenheit ein paar Kisten davon anschaffen.«
    Auch wenn Don Massimo entspannt wirkte, Santorini kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es unter der Oberfläche des dickfelligen Paten brodelte. Mit wachsender Unruhe beobachtete er, wie sein schwergewichtiges Gegenüber mit den Wurstfingern seiner linken Hand auf den Tisch trommelte. »Du bist nervös heute«, bemerkte er.
    »Wundert dich das?«, gab Massimo bissig zurück. »Ich finde es beschissen, wenn dein Name im Zusammenhang mit Bruno gebracht wird. Die Fahndung hier oben war ziemlich ärgerlich.«
    »Na und!«, antwortete Santorini grinsend. »Die ganze Aktion war nichts weiter als ein Sturm im Wasserglas.«
    »Hoffen wir, dass es Don Grasso auch so sieht!«
    »Ich glaube, im Augenblick gibt es ernstere Dinge, über die wir reden sollten. Deine Nervosität ist übertrieben.«
    Massimos faltiges Gesicht verzog sich. »Meine Leute sind gerade dabei, die letzten Stäubchen aus den Büros zu fegen. Solange

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