Mala Vita
brennt nichts an. Ich denke, es ist am besten, wenn wir die gelöste Stimmung ausnutzen und einen günstigen Augenblick abwarten.«
Missmutig faltete Massimo seine Finger über den sich wölbenden Bauch und streckte die Beine von sich. »Eines verstehe ich bis jetzt immer noch nicht. Wie konntest du nur auf die Idee kommen, ausgerechnet diesem paranoiden Scheißkerl den Auftrag zu erteilen, das Premeno-Problem aus der Welt zu schaffen?«, bemerkte er ungehalten. »Du hättest wissen müssen, dass dein Neffe nicht alle Tassen im Schrank hat. Fehler wie diese fallen auf uns zurück.«
»Glaub mir doch!«, erwiderte Santo eindringlich und zündete sich erneut eine Zigarette an. »Ich hatte keine Ahnung, dass Bruno spinnt. Er wollte partout in der Familienhierarchie aufsteigen. Weshalb hätte ich ihm die Chance nicht geben sollen? Letztendlich waren wir auch gezwungen, schnell zu reagieren. Cardone hatte alle möglichen Ausreden, bis ich ihm klargemacht habe, dass er nach Palermo kommen muss, wenn er vermeiden will, dass meine Männer ihn in Premeno besuchen.«
»Wer war der andere?« Massimos Frage klang, als habe er sie beiläufig gestellt. Doch Santo kannte ihn zu gut. Der Dicke stellte nie beiläufige Fragen.
»Wen meinst du?«
»Den Hobbyfilmer. Ich meine, Bruno muss den Kerl gut kennen.«
Santorini bekam einen heftigen Hustenanfall und drückte seine Zigarette aus. »Ich habe keine Ahnung, wen er dabeihatte.«
»Belassen wir es dabei! Es ist, wie es ist. Nun müssen wir eben den kleinen Fehler korrigieren«, sagte Massimo, zog ein Tuch aus der Tasche und schneuzte sich geräuschvoll. »Wenn ich allerdings daran denke, dass es irgendwo in Palermo die Originalaufnahme gibt, wird mir schlecht. Sorge dafür, dass die Sache restlos bereinigt wird!«
Santorini nickte und wechselte übergangslos das Thema. »Wann, hast du gesagt, erwartet uns Don Grasso?«
»Morgen Abend gegen neun Uhr. Wir treffen uns mit den Dreizehn im Grand Hotel ›
Villa Igiea
‹. Von dort aus werden wir mit einem Boot direkt zur Jacht gebracht. Sie liegt vor dem Hotelhafen.«
»Wissen die Herrschaften, dass wir dabei sind, Rizzolo Venture umzutopfen?«
Erneut machte Don Massimo eine wegwerfende Handbewegung, griff nach seinem Weinglas und schluckte geräuschvoll. »Das geht nur Don Grasso etwas an. Keine Ahnung, ob er sie darüber informiert hat. Er hatte sowieso vor, sich von der Westpac Bank zu trennen, weil sie seit Jahren unser Kapital mit nur knapp drei Prozent Zinsen beleidigt. Niemand konnte damit rechnen, dass die Transaktionen plötzlich eilig werden. Warten wir ab, was die Dreizehn sagen, wenn Don Grasso ihnen die Entwicklung mitteilt. Sicher wollen sie ein Wörtchen mitreden, schließlich geht es auch um ihr Geld.«
Don Santo stützte seine Stirn in die Hand. »Wer kommt noch, außer dem internen Kreis?«
»Er hat ein paar Freunde eingeladen. Sogar der Questore von Palermo und der Militäroberst werden dieses Mal da sein. Nach dem Fest sollen die Gäste außer den Dreizehn wieder im Hotel abgesetzt werden. Danach geht es in die Sitzung.«
Massimo seufzte. »Es wird diesem Minetti unangenehm sein, wenn er auf uns trifft.«
»Peinlichkeit ist nur halb so unangenehm, wenn sie nach Geld riecht«, meinte Santorini. »Du kennst doch Don Grasso, er bittet niemanden auf die ›Alexandra‹, wenn er keinen Nutzen darin erkennt. Er nennt es immer: die laufende Bewässerung bereits bestehender Sümpfe. Übrigens, hast du die Zeitung gelesen?«
Don Santos klappriger Körper zitterte, als er in sich hineinkicherte. »Ich frage mich, weshalb sich einige dieser selbstherrlichen Wichte immer in den Vordergrund drängen müssen. Irgendjemand war beleidigt, weil er zu Grassos Sommerfest nicht eingeladen wurde. Gestern titelte der ›Corriere‹, die Metastasen der Bestechlichkeit Italiens ballten sich auf einer Luxusjacht zu einem großen Krebsgeschwür zusammen. Abgeordnete, Politiker, Industriegrößen und Meinungsbildner seien nicht eingeladen, sondern von dem großen Romano Grasso nach Palermo beordert worden.«
»Reine Hasstiraden und Neid, wenn du mich fragst.« Massimo, der sich beim Trinken seines Roten verschluckt hatte, hustete.
»Man muss in Zukunft verhindern, dass solche Artikel erscheinen«, röchelte Santo, dem es beim Rauchen ähnlich erging.
»Das ist schwierig. Der ›Corriere‹ ist eine der wenigen unabhängigen Zeitungen«, wandte Massimo ein. »Unserem großen Parteivorsitzenden der VRI ist es unglücklicherweise
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