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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Sichtlich erschöpft gingen sie zur Glaskabine des Zolls. Sie war jedoch unbesetzt.
    »Anscheinend will keiner etwas von uns«, raunte Ruffo. »Ich denke, wir gehen einfach durch.«
    Gallerte gab keine Antwort und strebte entschlossen auf die Milchglastüren zu, die mit »Exit« beschriftet waren. Ruffo folgte ihm.
    »Welche Sprache sprechen die hier?«, fragte Gallerte und sah sich interessiert um.
    »Du nervst«, gab Ruffo mürrisch zur Antwort. »Offizielle Amtssprachen sind Englisch und Französisch, aber die Einheimischen sprechen Pidgin oder Bislama. Soweit ich weiß, gibt es hier Hunderte unterschiedlicher Dialekte.«
    »
Dio cane,
was bist du doch ein kluges Kerlchen! Du hast wohl im Lexikon nachgeschlagen«, entgegnete Gallerte belustigt.
    Wie aus dem Nichts erschienen zwei Zöllner, postierten sich am Durchgang und verlangten die Pässe.
    Während einer der einheimischen Beamten freundlich nickte und mit einer müden Handbewegung den Weg zum Ausgang wies, steckte sich der andere an die Zollkabine gelehnt eine Zigarette an und starrte zwei gutaussehenden Stewardessen hinterher.
    »Die haben einen stressigen Job«, bemerkte Gallerte und nahm die Pässe wieder entgegen. »Wahrscheinlich haben sie den ganzen Vormittag auf uns gewartet, um uns dabei zu helfen, etwas Verbotenes mitzubringen.«
    »Es sind eben Zöllner, die ihre Grenzen kennen!« Ruffo grinste und bleckte die Zähne.

    Die Abfertigungshalle erinnerte an einen Bienenstock. Mürrisch zwängten sich Gallerte und Ruffo durch Rucksacktouristen, amerikanische Reisegruppen, Studenten, schreiend bunt gekleidete Einheimische und schaulustige Passanten, stiegen über abgestellte Koffer und schlängelten sich zwischen Kisten und Bergen von Gepäckstücken hindurch. Brodelndes Durcheinander vermittelte die Atmosphäre eines folkloristischen Jahrmarkts.
    Wenige Minuten später brachte ein Mitarbeiter des Flughafens die schwarzen Samsonites zum Meeting Point. Wortlos nahmen die Sizilianer ihre Koffer und traten ins Freie. Vor dem Gelände wiegten sich hohe Palmen im Wind, und würziger Geruch stieg ihnen in die Nase.
    Ein baumlanger Polynesier in der Dienstlivree des Fünf-Sterne-Hotels »Iririki« lehnte am Kotflügel eines weißen Mercedes, einer amerikanischen Langversion. Das Fahrzeug stand vor dem Hauptausgang an der Parklinie und war offenkundig eine Attraktion für Einheimische. Als sich Ruffo und Gallerte dem Fahrzeug näherten, ging der Chauffeur um den Wagen, öffnete den Kofferraum und setzte ein breites Grinsen auf.
»Welcome in Vanuatu, Sirs … Welcome in the blue pacific paradise!«
    »Weiß er, von was er redet?«, schnauzte Gallerte und wischte sich mit dem Ärmel die schweißnasse Stirn ab. »Selbst ein Paradies ist nicht auszuhalten, wenn es keine Eiswürfel in den Drinks gibt und keine Blondinen am Pool auf uns warten.«
    »Mir sind Schokobraune lieber«, murmelte Ruffo mehr zu sich selbst und wuchtete seinen Koffer in den Wagen. »Aber im Augenblick bevorzuge ich einen vollen Kühlschrank.«
    Der Chauffeur half Gallertes Koffer zu verstauen, während sich die Männer in die klimatisierte Limousine flüchteten.
    »Wie lange brauchen wir zum Hotel?«, fragte Ruffo den Fahrer, der hinter dem Steuer Platz genommen hatte und wie ein Besessener losfuhr. Ruffo lockerte seine Krawatte, öffnete den Hemdkragen und schickte in Anbetracht des Verkehrs ein Stoßgebet zum Himmel.
    »
Don’t worry!
In zehn Minuten sind wir am Hafen«, erwiderte der Chauffeur und bog mit quietschenden Reifen in die Mainstreet ein. »Die Fähren legen jede Viertelstunde ab. Wenn wir Glück haben, sind Sie in zwanzig Minuten im Hotel. Die Begrüßung ist traditionell an der Bali Hai Bar. Dort bekommen sie erst einmal einen Willkommensdrink.«
    »Das klingt gut.« Gallerte seufzte und wandte sich an Ruffo. »Wir sollten uns zuerst leichtere Klamotten kaufen. Die Hitze bringt mich um. Gott sei Dank ist unser Banktermin erst morgen früh!«
    »Vielleicht kriegen wir ’ne Badehose und ein paar leichte Sachen im Hotel.«
    Der Chauffeur schien die Unterhaltung der beiden verstanden zu haben und nickte lachend. »Auf ›Iririki Island‹ bekommen sie alles. Auch nette Damenbegleitung, wenn Sie es wünschen.«
    Die Fahrt von Airport Bauerfield nach Port Vila führte vorbei an Kakao- und Kaffeeplantagen. Das dichte Grün durchzogen üppige Orchideen, deren Farben und Düfte sich in betörender Vielfalt offenbarten. Den Ankömmlingen zeigte sich ein Bild wie in Goethes Traum vom

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