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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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ist.«
    Der Anwalt ging souverän über die beleidigenden Worte, wenn er sie verstanden hatte, hinweg. »Das ist sicherlich sehr bedauerlich«, antwortete er mit triefender Freundlichkeit, »dass Sie sich umsonst die Mühe gemacht haben. Ein Telefonat aus Italien wäre sicher hilfreich gewesen. Aber das ist nicht unser Problem.« Die Miene des Rechtsanwaltes blieb undurchsichtig, wenngleich man in seinen Augen den Anflug von Schadenfreude zu erkennen glaubte.
    »Wo ist das Geld jetzt?«, flüsterte Ruffo kaum hörbar. Er hatte sich erhoben. Bleich und mit bebenden Lippen stützte er sich auf den Schreibtisch des Anwaltes.
    Lan Hua lehnte sich erschrocken zurück. »Vermutlich in Antigua«, erwiderte er zögernd. »Zumindest ist das unser Wissensstand, seit wir das letzte Mal mit der kontoführenden Westpac Bank in Verbindung standen.«
    »Dann veranlassen Sie sofort, dass alles wieder rückgängig gemacht wird!« Ruffo beugte sich über den Schreibtisch und raunte dem Anwalt zu: »Oder soll ich Ihnen dabei helfen?«
    Lan Hua sprang von seinem Sessel auf und blickte Ruffo unerschrocken an. »Ich muss Sie schon sehr bitten, Signor Ruffo! Wir selbst bedauern am allermeisten, das Mandat verloren zu haben. Aber Mister Cardone handelte als Generalbevollmächtigter und im Auftrag Ihres Verwaltungsrates. Auch wenn ich mich wiederhole: Wir führten lediglich die Anweisungen aus.«
    »Was soll diese Scheiße!«, brüllte Ruffo unvermittelt. Er und Lan Hua standen sich Auge in Auge gegenüber. Doch der kleine Rechtsanwalt ließ sich nicht einschüchtern. »Nur Signor Gallerte und ich sind autorisiert, die Konten der Rizzolo neu zu regeln und die bestehenden Bürgschaften für die Gruppo Agosto zu erneuern. Hier drin sind die verfluchten Vollmachten.« Er tippte mit dem Zeigefinger wütend auf den Schnellhefter. »Wir verlassen das Büro erst, wenn wir die Sache in unserem Sinne geregelt haben.
Capisce?
«
    »Mister Ruffo, mein Name ist Geoffrey Gee«, mischte sich nun einer der hinzugekommenen Anwälte ein. »Ich bin Senior President dieser Kanzlei. Ich habe Ihren Wortwechsel aufmerksam verfolgt. Wie es scheint, reden wir nicht nur aneinander vorbei, sondern Sie sind auch noch unverschämt. Wenn Sie keine Schwierigkeiten haben wollen, dann benehmen Sie sich! Unsere Polizei kann, wenn es sein muss, sehr ungesellig werden. Die Sache, wie Sie sie nennen, ist völlig korrekt abgewickelt worden und aus unserer Sicht geregelt. Völlig unabhängig davon, ob Sie bevollmächtigt sind oder nicht, wir wurden nicht darüber informiert, dass Sie und Mister Gallerte Consigliere Cardones Aufgaben übernommen haben. Insofern ist Ihre Aufregung unbegründet. Also mäßigen Sie sich im Ton!«
    »Mäßigen! Hast du das gehört, Sandro? Mäßigen soll ich mich!« Dann wandte er sich an Geoffrey Gee:
»Madonna,
Signor Presidente«, fuhr er den Anwalt an, »Sie sollten es vermeiden, mich wütend zu erleben! Ich meine, so richtig wütend. Dann nämlich hilft Ihnen niemand mehr, weil Sie Hilfe gar nicht mehr benötigen.« Ruffo bleckte die Zähne wie ein bissiger Hund. »
Allora …
Was gedenken Sie, in dieser Angelegenheit zu tun?«
    Geoffrey Gee strahlte eine unerschütterliche Ruhe aus und lächelte den Sizilianer provozierend an. »Nichts.«
    »Sie enttäuschen mich, Signore«, erwiderte Ruffo plötzlich in sanftem Ton. »Kennen Sie Romano Grasso?«
    Geoffrey Gee zuckte nur mit der linken Augenbraue als sichtbares Zeichen, dass er den Don kannte.
    »Der wird diese wunderbare Kanzlei zu feinstem Granulat verarbeiten, wenn hier nicht gleich etwas passiert!«
    »Mister Ruffo, richten Sie Signor Grasso meine besten Grüße aus, wenn Sie wieder zu Hause sind. Wir sind einander sehr verpflichtet. Und was Ihre Sache angeht – Enrico Cardone hat das Mandat, wie bereits erwähnt, am zweiten Juni gekündigt. Damit ist unsere Arbeit beendet. Wenden Sie sich mit Ihren Vollmachten an die Westpac Banking Corporation. Vielleicht haben Sie dort mehr Erfolg. Wir jedenfalls können Ihnen nicht helfen.«
    Ruffo stand sekundenlang ratlos zwischen den Anwälten, die sich vor ihm aufgebaut hatten und mit unmissverständlicher Haltung zeigten, dass für sie das Gespräch beendet war. »Okay, okay …!« Der Sizilianer hob beschwichtigend beide Hände und trat einen Schritt zurück.
    Doch nun schaltete sich Gallerte ein: »Und wie sieht es mit den Namen der dreizehn Kontoinhaber aus?«, fragte er in scharfem Ton. »Die Rizzolo Venture Capital unterhielt dreizehn Konten.

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