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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Apparat noch eine Zeit hält; im Augenblick können wir uns keinen neuen leisten.«
    »Ich kann dich beruhigen«, sagte Cardone leichthin. »Seit heute können wir.«
    Carlo schaute ihn überrascht an.
    »Später, später!« Cardone grinste. »Sag mir lieber, was du gekocht hast!«
    »Ich hoffe, du hast Hunger«, erwiderte Carlo. »Es gibt mit Ricotta gefüllte Tortelloni und danach
bollito misto
mit grüner Soße. Ich habe ihn mit Rindfleisch, Kalbfleisch, Zunge und Huhn gemacht, ein wenig
cotechino, zampone
und Wurzelgemüse dazugegeben, genau so, wie du ihn gerne magst. Wir können sofort essen.« Dann rief er aus der Küche: »Meine Neugierde bringt mich fast um.« Er trug zwei randvolle Teller ins Wohnzimmer, und sein Blick streifte das Gesicht seines Freundes. »Deiner Miene nach zu urteilen, geht es dir nicht gut.«
    Cardone wiegte den Kopf. »Das sieht nur so aus. Ich hatte im Auto viel Zeit zum Nachdenken. Die Fahrt und das ganze Drumherum haben mich ziemlich mitgenommen. Premeno war so bedrückend, die Gespräche mit den Partnern meines Bruders mehr oder weniger ein Desaster. Am Nachlassgericht in Pallanza musste ich stundenlang warten, und befriedigende Auskünfte habe ich dort auch nicht bekommen. Wenigstens war der Richter sehr freundlich, aber das half mir auch nicht weiter.«
    »Was ist in der Kiste?«, fragte Carlo, deutete mit dem Kopf auf die Pappkiste und machte es sich am Tisch bequem.
    »Sachen von Enrico. Aller möglicher Papierkram, angefangen von der Geburtsurkunde bis zu seinen Versicherungsunterlagen. Ach ja, und ein Brief an mich. Ich habe ihn noch nicht geöffnet. Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl, und ich wollte ihn erst lesen, wenn ich wieder zu Hause bin. Nach meinem Querfeldeinlauf durch sämtliche Zimmer des Bürgermeisteramtes sowie dem Besuch des Nachlassgerichtes und des Bestattungsunternehmens hatte ich die Nase gestrichen voll und wollte erst mal keine weiteren Aufregungen.«
    »Apropos Aufregungen. Ich war heute Morgen für zwei Stunden aus dem Haus, Einkaufen«, wechselte Carlo plötzlich das Thema. »Als ich wiederkam, hatte ich das Gefühl, als wäre irgendjemand in unserer Wohnung gewesen.«
    »Wieso dachtest du das?«
    »Weil ich mir sicher bin, dass der Küchenstuhl nicht im Wohnzimmer gestanden hat. Ich habe die alte Sanati von nebenan gefragt, weil sie manchmal unsere Blumen gießt. Aber die wusste von nichts. So verkalkt wie die allerdings ist … Auf jeden Fall kam mir das ziemlich merkwürdig vor.« Er nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. »Ach, übrigens, auf dem Tisch liegt Post«, bemerkte er beiläufig. »Wahrscheinlich Rechnungen.«
    »Nichts vom Gericht oder der Questura?«
    »Schau selber! Die Briefe liegen auf deinem Tisch neben dem Computer.«
    »Dann esse ich lieber, bevor ich mich unangenehm überraschen lasse«, sagte Cardone und griff nach seinem Besteck. Schweigend stocherte er im Teller, während sich Carlo mit großem Appetit über das Essen hermachte.
    »Jetzt erzähl doch endlich!«, drängte Carlo neugierig. »Du hast am Telefon merkwürdige Andeutungen gemacht.«
    »Stell dir vor! Enricos Kanzlei wird aufgelöst«, platzte Cardone heraus. »Senna und Pantrini, seine Partner, haben nichts Eiligeres zu tun, als den Laden dichtzumachen. Lachhaft, kann ich dir nur sagen. Angeblich wollen sie in Rente gehen.«
    »Sind sie schon so alt?«
    »Das ist es ja eben! Sie könnten alle beide noch zwanzig Jahre arbeiten. Aber nein …! Weißt du, ich hatte das Gefühl, sie machen sich Hals über Kopf aus dem Staub. Sie kamen mir vor, als sei der Teufel hinter ihnen her.«
    »Hast du sie darauf angesprochen? Irgendjemand muss die Kanzlei doch weiterführen. Sie können doch nicht Knall auf Fall laufende Geschäftsbeziehungen aufgeben.«
    »Das habe ich auch gedacht. Aber wenn du die zwei gehört hättest! Der Laden ist fast leergeräumt, und die Mitarbeiter haben sie nach Hause geschickt. Computer, Akten, Kopierer, Telefone, alles türmt sich auf einem Haufen. Und das Größte: Dieser Senna steht mutterseelenallein in seinem Büro und stopft vor meinen Augen Kontoauszüge und Geschäftsbelege in den Schredder, als sei ich nicht anwesend!«
    Carlo vergaß das Essen! »Ja und …?«
    »Was und …?«
    »Das ist garantiert nicht in Ordnung! An deiner Stelle hätte ich ihn …«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich nur zugesehen habe! Senna ist wie ein Fisch. Du kannst ihn nicht angeln, wenn er das Maul hält.«
    »Quest’ e vero!«
Carlo lachte. »Und

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