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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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Haben Sie noch Aufzeichnungen, Listen, Kontobewegungen? Das wäre für uns hilfreich …«
    »Aufzeichnungen?«, erwiderte Lan Hua und blickte überrascht seinen Partner Gee an. »Wir wurden von Signor Santorini angewiesen, dafür Sorge zu tragen, dass keine Namen und keine Daten aufbewahrt werden.«
    »Auch nichts über die transferierten Guthaben?«, fragte Ruffo aus dem Hintergrund.
    Geoffrey Gee schüttelte mitleidig den Kopf. »Wenn es Notizen im Safe gab, so hat sie Mister Cardone an sich genommen. Wir haben in seinem Beisein alle Stammdaten gelöscht. Ich gehe davon aus, dass Mister Cardone sich bei einem hiesigen Anwaltsbüro weitere Unterstützung geholt hat.«
    »Wer käme dafür in Frage?«, erkundigte sich Gallerte unwirsch.
    Geoffrey Gee zuckte mit den Achseln. Seine Miene zeigte wenig Interesse, behilflich zu sein. »Die Signori Grasso, Massimo und Santorini kennen die üblichen Verfahren, die notwendig sind, um große Vermögen andernorts anzulegen. Sie kennen auch die lokalen Anwaltskanzleien. Wir jedenfalls können Ihnen in dieser Sache keine weiteren Auskünfte geben. Wie ich Ihnen sagte, gehen Sie zur Westpac!«
    Ruffo lachte auf. Er schien einem hysterischen Anfall nahe. »Und wo ist diese Scheißbank?«
    »Drei Blocks weiter«, entgegnete der dritte Anwalt, der etwas abseits stand.
    »Was ist denn das für einer?«, knurrte Ruffo abweisend und schnellte wie eine wütende Natter um seine eigene Achse. »Hat der auch etwas zu sagen?« Sein glühender Blick drohte den Mann aufzuspießen.
    »Hat er«, entgegnete der Angesprochene unbeeindruckt und zeigte sein bestes Pokerface. »Und er erklärt Ihnen jetzt den Weg. Wenn Sie auf die Straße treten, wenden Sie sich nach links und gehen dann möglichst zügig immer geradeaus. Wir danken für Ihren kurzen und überflüssigen Besuch.«
    Die Sizilianer starrten sich fassungslos an. »Hast du das mitbekommen, Gallerte? Er hat Humor, er dankt!« Für eine Sekunde sah es so aus, als wolle Ruffo dem dunkelhäutigen Mann an die Gurgel fahren. Dann schien er es sich aber doch anders überlegt zu haben.
»Andiamo!«,
zischte er. Wortlos wandte er sich um und verließ mit Gallerte im Schlepptau das Haus.
    Schäumend vor Wut trat er auf die Straße und schlug mit der flachen Hand auf das Dach eines vor dem Bürohaus parkenden Autos. »Ich hätte die Kerle auf der Stelle umlegen sollen«, knurrte er. Unvermittelt trat ein tückischer Zug in seine Miene. »
L’occasione fa l’uomo ladro!
Wer sagt uns, dass diese Affen uns nicht beschissen haben?«
    »Sieht aber eher danach aus, als hätte uns Enrico die Sache eingebrockt«, bemerkte Gallerte. »Oder hältst du es für möglich, dass Don Grasso einen Blackout hatte? Vielleicht hat er vergessen, dass Cardone bereits vor Wochen den Auftrag zur Auflösung der Konten hatte?«
    »Hast du noch alle Tassen im Schrank? Glaubst du etwa, Don Massimo schickt uns aus Versehen um die halbe Welt? Wir haben ein verdammtes Problem.« Ruffo, der einen sichtlich blasseren Teint hatte als Gallerte, sah sich suchend um. »Die Westpac ist in dieser Richtung.« Er deutete auf ein nahe gelegenes Kaufhaus. »Gleich hinter dem Gebäude muss sie sein. Wir sind vorhin an ihr vorbeigefahren.«
    »Auf ein Neues!«, brummte Gallerte. »Die werden uns auslachen, wenn wir nach dem Geld fragen. Eigentlich habe ich absolut keine Lust, mich zum Hampelmann machen zu lassen. Gut möglich, dass diese drei Affen da oben vorsorglich die Polizei informieren. Hab ich dir nicht gestern bei der Ankunft gesagt, dass man auf dieser Insel mit allem rechnen muss?«
    »Und wenn schon! Was willst du Don Massimo erzählen?«, erwiderte Ruffo gereizt. »Dass sich das Geld in Luft aufgelöst hat? Es muss uns irgendetwas Vernünftiges einfallen.«
    Gallerte schwieg und dachte nach. »Okay, wir werden das Geld auftreiben, so oder so. Wir sollten bei dieser Bank etwas eindringlicher sein und deutlich werden. Was meinst du?«

[home]
Vicolo Santa Lucia
    E r war nicht nur zwei Tage später als geplant nach Bologna zurückgekehrt, er hatte sich wegen des starken Verkehrs auch noch verspätet. Carlo würde sicher wie auf glühenden Kohlen sitzen und ihn erwarten. Obwohl sich die letzten Kilometer auf der Autostrada beinahe endlos hingezogen hatten, war Cardone froh gewesen, Zeit zum Nachdenken gehabt zu haben. Die Schlagzeilen über Enrico wollten nicht abreißen, und die Mutmaßungen über seinen Bruder hatten ihn zutiefst getroffen. »Wer war Enrico Cardone?«, titelte der

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