Mala Vita
»Wenn jemand erfährt, dass ich Daten weitergegeben habe, bin ich meinen Job los«, entgegnete er mit weinerlicher Stimme und blickte wie ein geprügelter Hund die beiden Männer an.
»Und wenn du nicht gleich den ganzen Mist ausdruckst, dann brauchst du keinen Job mehr«, sagte Gallerte und entsicherte seine Waffe.
McSandor fiel in sich zusammen. Ein weiterer Mausklick, und der Drucker spukte die Daten aus:
Total transfer of all Rizzolo Venture Capital Accounts to:
Mister Enrico Cardone
International Bank of Antigua
SWIFT Code: WPACSIVX , Kto. 766 23 ,
BSB Number: 039 – 033
No. 11 Pavilion Drive, P. O. Box 3300
Saint John’s, Antigua, West Indies
Phone 268 480 . 3700 / 268 480 . 3737 or 3740 Fax
www.bankofantigua.com
Gallerte griff nach dem Papier und überflog den Text. »Verdammter Mist. Die Kohle ist tatsächlich weg!« Der smarte Italiener kratzte sich an der Stirn und schien nachzudenken. Wieder wandte er sich an McSandor.
»Eccolo«,
grunzte er. »Versuchen wir es anders! Kann man das Geld irgendwie wieder zurückholen? Eine Fehlüberweisung oder so etwas Ähnliches?«
Der Banker schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Diese Art der Überweisung ist unwiderruflich. Außerdem könnte nach mehr als zehn Tagen ein Rückruf nur innerhalb unseres Staates und auch dann nur mit einem Gerichtsbeschluss erfolgen.«
Gallerte stöhnte und bedachte den Banker mit einem drohenden Blick. »Damit wir uns richtig verstehen, verehrter Mister McSandor …« Der Sizilianer ließ den Banker keine Sekunde aus den Augen. »Sollten Sie die Polizei rufen oder uns Schwierigkeiten machen, dann dürfen Sie mit einem weiteren Besuch rechnen. Und der hätte für Sie sehr unangenehme Konsequenzen. Haben wir uns verstanden?«
McSandor nickte und versuchte seine zitternden Hände ruhigzustellen, indem er sie auf die Oberschenkel presste.
»Übrigens … wir sind sehr verschwiegen«, fügte Ruffo grinsend hinzu. »Schließlich sind Bankangelegenheiten Vertrauenssache. Aber wem sag ich das …«
Gallerte steckte den Ausdruck ein und forderte Ruffo mit einer Kopfbewegung auf, ihm zu folgen. Schweigend verließen sie das Büro.
Unschlüssig standen sie wenig später vor dem Bankgebäude und blickten sich gegenseitig an. »Und was jetzt?«, fragte Gallerte. »Irgendetwas müssen wir unternehmen!«
»Unser Ausflug nach Vanuatu ist zu Ende«, knurrte Ruffo. »Fahren wir ins Hotel zurück! Von dort aus rufen wir Don Santo an und geben ihm die Neuigkeit durch.«
»Die Nachricht wird in Sizilien ein Freudenfest auslösen.« Gallerte spuckte sein Kaugummi im hohen Bogen auf die Straße. »Schade, dass diese Mistkröte von Consigliere tot ist. Ich hätte ihm gerne die Eier abgeschnitten.«
»Vermutlich wird Don Grasso den Toten vierteilen und das Leichenschauhaus mitsamt diesem Kerl in die Luft sprengen«, entgegnete Ruffo mit einem bitteren Lachen. »Und wenn wir Pech haben, sprengen sie uns gleich mit in die Luft.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Gallerte verunsichert. »Den Mist haben doch nicht wir verbockt. Dafür müssen Santorini und Massimo den Kopf hinhalten.«
»Wir gehören zur Santorini-Familie, und wir bringen schlechte Nachrichten. Wenn Don Grasso wütend ist, können wir uns auf etwas gefasst machen. So sieht das aus,
caro mio
. Ich bin in dieser Hinsicht nicht so entspannt wie du. Dazu kenne ich Don Grasso zu gut.«
»Vielleicht hat Santorini eine Idee, wie wir an das Konto Antigua kommen. Irgendwie muss das doch zu deichseln sein.«
»Das kannst du dir abschminken. Willst du dich jetzt in den Jet setzen und dreißig Stunden auf die andere Seite der Erdkugel fliegen? Abgesehen davon, dieser Cardone war ein raffinierter Hund. Wer weiß, ob das Geld überhaupt noch in Saint John’s liegt. Dort gibt es in tausend Meilen Umkreis mehr steuerfreie Inselrepubliken, als wir beide Finger an den Händen haben. Das Geld kann inzwischen überall sein.«
»Okay. Vielleicht kann uns Don Massimo sagen, was jetzt zu tun ist«, entgegnete Ruffo gereizt. »Ich werde mich vom Hotel aus vorsichtshalber mit dem Piloten in Verbindung setzen. Er soll die Maschine startbereit machen. Danach werde ich in Sizilien anrufen. Es kann sein, dass man uns sofort wieder auf die Reise schickt. Ich hoffe, man lässt uns ein paar Tage ausspannen. Vom Fliegen habe ich im Augenblick die Schnauze gestrichen voll. Wenn ich allerdings die Wahl zwischen Antigua und Sizilien hätte, wüsste ich, was ich täte.«
Ruffo balancierte, beide Hände tief
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