Mala Vita
braucht man sogar eine notarielle Beglaubigung.«
»Hat der Richter gesagt, wie lange es dauern wird, bis du über Enricos Konto in Premeno verfügen darfst?«
»Er rechnet mit fünf bis sechs Wochen. Aber du weißt selber, wie es bei den Gerichten zugeht.«
»Na und …«, bemerkte Carlo leichthin. »Dann gehst du zu deiner Bank und nimmst einen Kredit auf. Den zahlst du zurück, sobald du an dein Geld kommst. Wo ist das Problem?«
»Ohne Erbschein keinen Kredit. Das dürfte das Problem sein. Du weißt doch selber, wie es bei Banken zugeht!«
Carlo grinste.
»Bankdirektoren und Kreditsachbearbeiter sollte man im fünfzigsten Lebensjahr pensionieren, weil sie nicht mehr beurteilen können, was jüngere Menschen brauchen.«
»In deinem Fall ist das völlig egal«, brummte Carlo. »Du gehst mit deinem jugendlich wirkenden Gesicht, dynamisch und erfolgreich zu deiner Bank und legst mit einem Siegerlächeln das Testament vor. Wenn die Jungs lesen, dass du zwei Häuser geerbt hast, stehen sie stramm und werfen dir das Geld hinterher.«
Cardone überlegte einen Augenblick. »Ich könnte es versuchen …« Er verstummte plötzlich. Dann rief er: »Ich habe genug, ich gehe ins Bett. Vielleicht fällt mir im Schlaf ein, was ich morgen tun werde … Du weißt doch, den Ahnungslosen schenkt der Herr einen leichten Schlaf und schöne Träume.«
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Bankgespräche
I n der Filiale des größten Bankhauses Australiens und des pazifischen Wirtschaftsraumes in Port Vila bauten sich die zwei Sizilianer vor dem marmornen Tresen imponierend auf.
»Wer ist der Direktor dieser Bank?«, bellte Ruffo die Dame an der Rezeption an. Sein kalter Blick durchdrang die Einheimische und schien sie zu hypnotisieren.
»Mister Harry McSandor«, antwortete sie völlig perplex auf die rüde Frage. »Aber er hat … er ist … Ich glaube, er hat gerade ein Kundengespräch. Ich weiß nicht, ob ich ihn stören …«
»Mir ist völlig egal, was er gerade ist oder hat, Miss …«, schnitt Ruffo ihr das Wort ab. »Stören Sie ihn!« Er blickte sie abschätzend an. »Wie ist doch gleich ihr Name?«
»Miss Bloomfield«, erwiderte sie hastig und riss die Augen ängstlich auf.
»
Bene
, Miss Bloomfield! Sie gehen jetzt zügig zu Ihrem Herrn und Meister und teilen ihm mit, dass hier in der Halle ein sehr ungeduldiger Signor Ruffo, Bevollmächtigter der Rizzolo Venture Capital wartet und ihn zu sprechen wünscht!
Capisce?
«
Die Empfangsdame nickte verängstigt und verschwand hinter einer spanischen Wand, von wo sie bald in Begleitung eines Mannes zurückkehrte. Der Banker war offensichtlich Australier, ein schlanker und sommersprossiger Typ, Mitte vierzig mit wasserblauen Augen und rostroten Haaren. Seine Haut schien beinahe durchsichtig zu sein. Mit verunsicherter Miene trat er an den Tresen, während sich seine Mitarbeiterin im Hintergrund hielt und mit großen Augen die Szene beobachtete.
»Guten Tag, die Herren. Ich habe gerade gehört … Sie wollen mich dringend sprechen?«
»Ruffo, mein Name«, antwortete der schlaksige Sizilianer. »Sagt Ihnen mein Name etwas?«
»Ich bin McSandor, der Direktor«, erwiderte der Banker und schien seiner Bedeutung gemäß ein wenig zu wachsen. Angesichts Ruffos bohrendem Blick, fiel er jedoch wieder in sich zusammen und trat nervös von einem Bein auf das andere.
»Das weiß ich«, fauchte Ruffo und warf seinem Begleiter einen belustigten Blick zu, als frage er sich, ob der Bankdirektor ganz bei Trost sei.
»Ich nehme an, Sie sind die autorisierten Vertreter der Rizzolo Venture Capital aus Italien«, beeilte sich der Bankier zu bemerken und schien sich an seinen Worten fast zu verschlucken.
»Dann kennen Sie sicher auch die Signori Massimo und Santorini.«
McSandor nickte. »Die Herren Direktoren hielten bis vor kurzem in unserer Bank einen größeren Kapitalstock. Wenn ich mich richtig entsinne, handelte es sich insgesamt um dreizehn Konten.«
»Das haben Sie jetzt wirklich gut gemacht, Signore! Und? Weiter?«
»Soeben hat mich Mister Hua informiert, dass Sie auch in seinem Hause waren. Ich fürchte, dass ich …« McSandor unterbrach den begonnenen Satz, als er Ruffos Augen sah.
»Non è vero!«,
knurrte dieser. »Gibt es im Hause Geoffrey Gee etwa Bongos? Hat man Ihnen auch die Info zugetrommelt, weshalb wir zu Ihnen kommen?«
»Nein«, stotterte der Banker. »Nicht so genau …«
»Verstehe, er kam wohl aus dem Takt«, unterbrach Ruffo den Bankdirektor, der allmählich die Fassung zu
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