Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
Vom Netzwerk:
verlieren schien. »Dann sag ich es Ihnen noch einmal im richtigen Rhythmus: Wir wollen die Konten der Rizzolo Venture Capital einsehen.
Capisce?
Und zwar sofort!« Ruffo hielt ihm den Schnellhefter unter die Nase. »Hier, die Vollmachten! Über die Buschtrommeln war es vermutlich ein wenig undeutlich.«
    McSandor zeigte einen Anflug von Mut und antwortete: »Auch wenn Sie es nicht glauben, wir haben auf der Insel bereits Telefon.«
    »Tatsächlich?«, zischte Gallerte böse.
    Der Banker machte ein betretenes Gesicht und schien nicht so recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte. »Darf ich Sie in mein Büro bitten?« Er wies mit einer linkischen Geste in den Hintergrund des Schalterraumes, an dessen Stirnseite sich einige Türen befanden. »Ich darf vorgehen?«
    »Ja, ja …« Ruffos ungnädige Stimme verunsicherte den Direktor zunehmend, denn er blickte sich nach jedem zweiten Schritt ängstlich um.
    »Nur keine Sorge!«, brummte Gallerte. »Wir gehen Ihnen bestimmt nicht verloren!«
    In McSandors Büro angekommen, schloss Gallerte die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während Ruffo sich neugierig in dem Raum umsah.
    Das Büro hatte eine geschäftsmäßig funktionale Atmosphäre. Computer, Telefon, Telefax und ein paar Notizzettel, das war das einzig sichtbare Equipment, das auf Arbeit hinwies. Das mausgraue Mobiliar und sechs verchromte Stühle um einen Besprechungstisch vervollständigten die unpersönliche Einrichtung. Über McSandors Schreibtisch hing ein Foto der Außenansicht der Bank anlässlich der Fünfundzwanzig-Jahr-Feier.
    »Bitte setzen Sie sich, meine Herren!« Der Direktor blieb neben seinem Schreibtisch stehen und rückte mit einer fahrigen Geste seine Hornbrille zurecht. Dann räusperte er sich, und sein Blick flog zwischen den beiden Männern hin und her. Schweigend und kühl musterten sie McSandor. Scheinbar war er sich nicht schlüssig, wie er und ob er überhaupt das Gespräch beginnen sollte.
    »Was ist jetzt mit den Konten?«, blaffte Ruffo unvermittelt los. »Wir möchten sie einsehen und nicht ewig hier herumstehen.«
    Der Direktor strich sich nervös seine Haare aus der Stirn. Es kostete ihn sichtliche Anstrengung, Ruffos Frage zu parieren. Erneut räusperte er sich. Zögernd begann er zu sprechen: »Also … sehen Sie …! Die Konten der Rizzolo Venture Capital wurden aufgelöst. Von Signor Cardone … von Ihrem Bevollmächtigten … und dem ehemaligen Geschäftsführer der Rizzolo, Mister Geoffrey Gee. Beide waren persönlich anwesend. Soweit ich weiß, hat man Sie darüber unterrichtet.«
    »Alle Konten?«, fragte Gallerte knapp. McSandor zuckte zusammen.
    »Alle«, bestätigte er kaum hörbar und wischte sich mit einem Taschentuch die Schweißperlen von der Schläfe.
    »Wo ist das Geld jetzt?«
    McSandor duckte sich unter den eiskalten Blicken der Sizilianer. »Darüber kann ich keine Auskunft geben. Sie verstehen … Das Geld wurde transferiert. Ihre Vollmachten nützen Ihnen nichts, meine Herren … Ich … wir haben die Vertraulichkeit zu wahren … Wir können nicht …«
    »Ach!«, fauchte Gallerte giftig. »Sie können also nicht …« Blitzartig griff er in sein Jackett, zog eine Beretta hervor und presste den kalten Stahl auf McSandors Stirn. »Können Sie jetzt?«
    Die Augen des Bankers weiteten sich in panischer Angst. Die Farbe wich schlagartig aus dem Gesicht. Ruffo grinste diabolisch, als McSandor einen Würgeanfall bekam und sich beinahe übergeben musste.
    »Hör genau zu, was ich dir sage!«, raunte Gallerte. »Vermutlich hast du keinen blassen Schimmer, mit wem du es zu tun hast.«
    Der Direktor schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Er brachte keinen Ton heraus.
    »Dachte ich mir«, fuhr Gallerte drohend fort. »Macht nichts. Es würde dir auch nicht helfen. Aber ich gebe dir einen Tipp. Du gehst an deinen Computer und lässt dir ausdrucken, wohin das Geld überwiesen wurde. Wir wollen die Adresse der Bank und die Kontonummern.«
    McSandor verharrte immer noch völlig starr. Ruffo packte ihn mit beiden Händen an den Revers, zog ihn zum Schreibtisch und stieß ihn in den Sessel. McSandor plumpste kraftlos ins Polster und startete den Rechner.
    »Es dauert einen Augenblick«, stammelte er leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Meines Wissens wurde das Geld der dreizehn Konten auf ein einziges Konto überwiesen.« Er tippte sein Codewort ein, und bald darauf erschienen auf dem Bildschirm die Buchungen der Rizzolo Venture Capital.

Weitere Kostenlose Bücher