Mala Vita
ein Handy kaufen. Aber auch bei den Finanzbehörden gibt es keine Registrierung unter André Monti. Er ist ein Phantom. Wir gehen davon aus, dass es sich nicht um den richtigen Namen handelt. Jedenfalls steht fest, er war Italiener und sprach palermitischen Dialekt. Das jedenfalls haben wir herausfinden können.«
»Und er war mit Sicherheit der Kameramann, den wir gesucht haben«, ergänzte d’Aventura im Brustton der Überzeugung. »Habt ihr Tomaten auf den Augen?«
Venaro blickte seinen Chef verwundert an. »Wie kommst du darauf?«
»Es lag eine Kamera auf dem Tisch. Die könnt ihr doch nicht übersehen haben! Neueste Technik, so ein Ding kriegst du im freien Handel nicht zu kaufen. Sie wird ausschließlich bei der Armee und beim Geheimdienst eingesetzt und würde jedes Profiherz höherschlagen lassen. Ich verwette meine ganze Abteilung mitsamt unserem Questore, dass mit diesem Gerät der Mord aufgenommen wurde. Ich kann mich gut daran erinnern, eine solche Kamera bei Lino Savinelli gesehen zu haben. Er hat sie mir einmal vorgeführt.«
»Meinst du Oberst Savinelli vom militärischen Geheimdienst?«
»Ja. Genau den.«
»Wie kommt eine Type wie Monti an eine solche Kamera, wenn man sie nicht kaufen kann?«
»Frag mich etwas Einfacheres! Außerdem standen auf dem Schreibtisch ein Computer und ein Drucker. Einen DVD -Recorder habe ich auch gesehen. Ich verstehe nicht, wie ihr das Zeug übersehen …«
»Von was redest du?«, unterbrach Venaro seinen Vorgesetzten und blickte ihn erstaunt an. »Wir haben mit fünf Leuten die Wohnung auf den Kopf gestellt. Keine Kamera, kein Computer, kein DVD -Gerät. Natürlich waren wir auch nebenan. Jede einzelne Wohnung auf dem Stockwerk wurde gefilzt. Die Absteige, in der wir dich mit dem toten Monti gefunden haben – da spricht alles dafür, dass dort niemand auf Dauer gewohnt hat. Unsere Spurensicherung ist überzeugt davon, die Wohnung sei ein Fake, eine Art potemkinsches Appartement.«
D’Aventura fuhr hoch, verzog vor Schmerz sein Gesicht und fasste sich stöhnend an den Kopf. »Dann wurde sie erst nach dem Mord bezogen?«
»Kann nicht anders sein …! Die Möbel sehen aus wie aus einem Theaterfundus. Es gab nichts, was man übersehen hätte können. Tatsache bleibt, alles ist ominös. Ich kann dir auswendig das ganze Inventar aufzählen, doch wir haben nichts von all dem gefunden, was du gerade erwähnt hast. Tja, und die Küche … Du weißt ja, wie die ausgesehen hat.«
»Keine Spuren, keine Fingerabdrücke, keine DNA ?«
Venaro schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nichts. DNA -Spuren, sofern vorhanden, werden im Labor geprüft. In den Taschen des Toten haben wir auch nichts gefunden. Eines aber können wir mit Sicherheit sagen: Monti wurde von einem Profi mit einer richtig großen Kanone umgenietet. Der Ballistiker meinte, dass es sich bei der Waffe um eine 357 er Magnum handelte. Seiner Einschätzung nach hat der Mörder eine halbautomatische Selbstladepistole der Marke Dessert Eagle verwendet. Sie wird von Israel Military Industries hergestellt. Ziemlich ungewöhnliche Kanone! In Italien völlig unüblich. Die Kugel hat Montis Kopf durchschlagen. Der Mörder hat Hülse und Projektil eingesammelt und mitgenommen. Die Spurensicherung ist immer noch im Haus. Heute Abend bekomme ich einen ersten Bericht. Dass wir etwas Verwertbares finden, wage ich zu bezweifeln. Die Leiche liegt in der Gerichtsmedizin.«
»Ist das alles?«, fragte d’Aventura. »Gab es auch nichts im Treppenhaus? Abdrücke, Zigarettenkippen …«
»Wir haben nicht einmal Spuren gefunden, dass außer dir noch jemand in der Wohnung gewesen ist.«
»Merda«,
grunzte d’Aventura.
»Ich bin froh, dass du lebst«, meinte Venaro sarkastisch. »Anderenfalls müsste ich jetzt deinen Mist im Büro übernehmen und mich mit Minetti alleine herumstreiten.«
D’Aventura schob das Frühstückstablett auf den Nachttisch und stopfte sich ein zweites Kissen in den Rücken. »Da hat sich jemand Arbeit gemacht«, erwiderte er bitter. »Als ich in die Wohnung kam, muss es kurz vor acht Uhr gewesen sein. Wann genau habt ihr mich gefunden?«
»Etwa eine Stunde später«, antwortete Venaro. »Kurz nach einundzwanzig Uhr.«
»
Eccolo!
Dann hatte der Säuberungsdienst der Mafia etwas mehr als eine Stunde Zeit, um die Sachen mitzunehmen.«
»Weshalb macht sich ein Mafioso die Mühe, zwar das technische Equipment wegzuschaffen und die Spuren zu beseitigen, lässt aber dich am Leben?«, fragte Venaro. »Und bei
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