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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio M. Mancini
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länger!«
    »Du bist verrückt! Du kannst nicht einfach das Krankenhaus auf eigene Faust verlassen!«
    »Wer will mir das verbieten? Ob ich Kopfschmerzen im Büro habe oder hier, bleibt sich völlig gleich. Und wenn ich einen neuen Verband brauche, gehe ich zu meinem Arzt. Ich werde verrückt, wenn ich hier noch länger tatenlos herumliege.«
    Venaro kannte seinen Chef zu gut. Hatte der Comandante einen Entschluss gefasst, war er nicht mehr davon abzubringen. Wortlos ging Venaro zum Schrank, holte d’Aventuras Kleidung heraus und legte sie auf das Bett, während der Comandante zum Waschbecken ging und seinen Rasierapparat anschaltete.
    »Minetti wird dich nach Hause prügeln, wenn er dich im Büro erwischt.«
    »Minetti wird uns auch als unrealistische Trottel bezeichnen, wenn wir ihn über unseren Verdacht unterrichten. Ich gehe nicht ins Büro, ich fliege nach Bologna.«
    »Wenn das keine Folgen hat …«, erwiderte Venaro ernst.
    »Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich muss mit Roberto Cardone sprechen!
Capisci?
Danach werde ich, wie geplant, nach Premeno fahren. Ich bin gespannt, was mir Cardones Partner Senna und Pantrini zu sagen haben. Und du kümmerst dich in der Zwischenzeit um die Bewohner des Albergheria-Viertels. Vielleicht haben sie doch etwas gesehen, und möglicherweise erfährst du etwas von Santorini. Hast du nicht gesagt, der Häuserblock gehört ihm?«
    »Ja! Habe ich gesagt.«
    »Dann hat er diesem Monti die Wohnung vermietet. Drohe ihm mit einem Verfahren wegen Steuerbetrug, wenn er dir keine vernünftige Auskunft geben will. Nimm ihn in die Mangel! Irgendeinen Ansatzpunkt müssen wir finden, einen Hebel, mit dem man diese Paten zum Stolpern bringt.«

[home]
Sommernachtsfest
    N ach Romano Grassos Überzeugung waren Politiker habgierig und machtbesessen. Nur allzu gerne nahmen sie lukrative Beraterverträge oder Funktionen in prosperierenden Unternehmen an. Man brauchte ihnen nicht lange zu erklären, welche Vorteile auf sie warteten, wenn sie sich in Aufsichtsgremien florierender Firmen engagierten oder als Beiräte wichtige Verpflichtungen erfüllten. Arbeitsplatzsicherung war immer der beste Köder für Wählerstimmen. Winkte eine gute Presse und positive Publicity, hingen sie wie fette Karpfen an der Angel. Dann brauchte man sie nur noch bei den Wahlen zu unterstützen, ihnen ausreichend Stimmen zu kaufen und verschwiegene Konten auf entfernten Inseln einzurichten, und schon fraßen sie einem aus der Hand. Solange Behörden und Verwaltungen die einzigen Organisationen waren, die auf Krisen mit der Zunahme unterbezahlter Mitarbeiter reagierten, solange würde sich der Pate keine Sorgen um die Zukunft machen müssen.
    Grassos Einschätzung bestätigte sich darin, dass seine festlichen Veranstaltungen stets gut besucht waren. Die Politiker produzierten zu viele inhaltsleere Worthülsen, redeten zu schnell und dachten fast ausschließlich an ihre eigenen machtpolitischen Vorteile. Diese Profilneurotiker waren in Grassos Augen arme Wichte. Nur zu gerne ließen sie sich feiern und nur selten in den Unternehmen sehen. Weder verstanden sie etwas vom Geschäft, noch interessierten sie sich für Bilanzen, sie hielten aber immer die Hand auf. Stellten sie Fragen, war es zu spät. Sie waren erpressbar und taten ihres guten Rufes wegen und aus Angst vor Verlust an Reputation beinahe alles, um ihren Kopf zu retten. Grassos Weitsicht hatte sich schon seit langem bezahlt gemacht.

    Obwohl das Sommerfest ein Ereignis war, das einen entspannten Abend versprach, war in den Gesichtern der beiden Dons keine Vorfreude zu entdecken. Eine unerklärliche Spannung lastete auf Massimo und Santorini. Als Ersterer die Umkleidekabine im Unterdeck betreten wollte, klingelte sein Mobiltelefon. Er schaute auf das Display und grunzte.
    »Alles erledigt?«, fragte er, ohne seinen Namen zu nennen. Seine Miene erstarrte, und sein Gesicht schien wie in Stein gemeißelt. »Sag, dass das nicht wahr ist!«
    Don Santo verfolgte Massimos stumme Verzweiflungsgesten. Er sah, dass sein Freund die Augen schloss und wie in Trance das Handy von sich streckte. Der Pate setzte sich auf einen Polsterstuhl und rang mit zusammengepressten Lippen um Haltung. Sein Mund öffnete sich, als wolle er etwas sagen, aber mehr als ein unverständliches Murmeln kam nicht über seine Lippen. Dann brüllte er unvermittelt wie von Sinnen: »
Ma che cacchio!
Keine Ahnung, was ihr jetzt machen sollt. Lass mich nachdenken …« Mit einer verzweifelten

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