Mala Vita
die Birne und verschwindet mit Kamera und Equipment.«
D’Aventura hatte seinem Assistenten schweigend zugehört. Jetzt sagte er: »In mir weigert sich alles, das zu denken, was du gerade denkst …«
»Weil dir der Verdacht, den ich schon die ganze Zeit habe, unmöglich erscheint?«, fragte Venaro.
»Nein, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Agent mit Mafiakillern zusammenarbeitet. Und weil ich mir noch viel weniger vorstellen kann, dass ein SISMI -Agent den Mord eines Mafioso filmen lässt! Das ist doch irre!«
»
Porca miseria
, Livio! Erinnere dich an die Auseinandersetzung zwischen dir und Minetti! Wie fragte doch der Questore so richtig? Wie konnte Cardone umgebracht werden, wenn der Geheimdienst ihn quasi rund um die Uhr beschattete? Weshalb gehen wir eigentlich die ganze Zeit davon aus, dass hinter Cardones Mord die Mafia steckt?«
»Weil Bruno Sforzano zu Santorinis Clan gehört, deshalb! Es ist doch völlig unmöglich, dass der Geheimdienst mit der Mafia gemeinsame Sache macht, ja, sogar einen Mord so koordiniert, dass nichts schiefgeht.«
Venaro schien von d’Aventuras Einwand kaum beeindruckt zu sein. »Nur weil sich für uns noch kein Sinn ergibt, muss ich nicht falsch liegen, zumal man dich nicht einfach umgebracht hat. Kollegenhemmung, würde ich das nennen.« Der junge Commissario blickte plötzlich nachdenklich hinüber zum Fenster. »Als ich hier ankam, standen drei obskure Typen mit Tamburin, Gitarre und Okarina vor dem Eingang und haben gesungen. Gesänge aus den Bergen, sizilianische
malavite
. Der Text klang so ähnlich wie: Der Sinn des Lebens besteht in der Vorbereitung auf den Tod. Er ging mir durch Mark und Bein. Einen Augenblick dachte ich, sie hätten dich doch noch erwischt, so wie Monti.«
»Sag mal, in welchem Theaterstück sind wir eigentlich?«, knurrte der Comandante grimmig.
»Gute Frage …«
»Hast du über ihn denn gar nichts Handfestes?«
»Über wen?«, fragte Venaro abwesend.
»Über diesen Monti.«
»Wie gesagt, er ist ein Mann ohne Identität. Das trifft freilich im Allgemeinen nur auf Mitarbeiter der Geheimdienste zu.«
»Wenn es so wäre, wie du sagst, würden wir es nie erfahren«, brummte d’Aventura. »Sowohl SISMI als auch SISDE werden sich hinter ihrer Geheimhaltung verschanzen. Ich werde mich vor Ermittlungen in diese Richtung hüten.«
»Du bist mir ein schöner Chef!«
D’Aventura tippte sich an die Stirn. »Wenn wir damit anfangen, wird die Luft recht schnell ziemlich dünn. Aber mir fällt etwas ein. Sieh mal in meiner Hose nach! Sie hängt im Schrank. Da muss ein Zettel in der Tasche stecken.«
Venaro ging zum Kleiderschrank und nahm die Hose heraus. Er suchte in den Taschen und förderte den Fetzen Papier zutage, den d’Aventura erwähnt hatte. »Ist er das?«
Der Comandante nickte. »Den umklammerte Monti mit einer Hand. Es steht so etwas wie ein unvollständiger Name drauf. Vielleicht könnt ihr etwas damit anfangen.«
Venaro warf einen Blick auf die ungelenke Schrift und zuckte mit den Achseln. »Wie leichtsinnig von dem Killer! Ich gebe den Zettel ans Labor weiter.« Er runzelte die Stirn, als denke er nach. »Wo waren wir gerade stehengeblieben?«
»Bei der Kamera«, erwiderte d’Aventura.
»
Si, corretto!
Leider ist aus dem Film nichts herauszuholen, ob weitere Personen in der Nähe waren und zugesehen haben.«
»Ich habe den Film ein paarmal angesehen, die Umgebung lag völlig im Dunkeln.«
Venaro sah d’Aventura schweigend an und seiner Miene war keine Regung abzulesen. »Trotzdem, Aufnahmen in dieser Qualität, das sagen unsere Experten, kann man nur mit einer Spitzenkamera aufnehmen. Allerdings brauchte man starkes Licht.«
»Diese Kamera hat ein spezielles Objektiv. Eine starke Lichtquelle wird nicht benötigt. Mit anderen Worten, man kann mit ihr jederzeit nachts mit einem gewissen Anteil an Restlicht filmen.«
»Okay! Jetzt stell dir die Sache einfach mal praktisch vor! Monti richtet sein Objektiv auf dem Hinterhof in Albergheria auf Cardone und Sforzano. Die Filmsequenz dauerte genau eine Minute und vier Sekunden. Das ist eine verdammt lange Zeit. Und das soll niemandem aufgefallen sein, obwohl Cardone observiert wurde? Das glaubst du doch selbst nicht!«
D’Aventura warf die Bettdecke zurück und richtete sich auf. »Stimmt. Und je länger ich darüber nachdenke, desto weniger hält es mich in diesem Krankenzimmer. Ich gehe wieder zur Arbeit«, polterte er ungehalten los. »Hier bleibe ich keinen Tag
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